: Katar fordert von Israel Ende der Angriffe
„Genug ist genug“, sagt Katars Emir Al Thani. Die Hamas lässt am Montag zwei weitere Geiseln frei
Der Emir des Golfstaats Katar, der in diesen Tagen als Vermittler international gefragt ist, hat Israel eindringlich zu einem Ende der Angriffe auf den Gazastreifen aufgefordert. „Genug ist genug“, sagte Tamim bin Hamad Al Thani am Dienstag an Israel gerichtet. „Wir fordern ein Ende des Kriegs, der alle Grenzen überschritten hat.“ Es sei unhaltbar, dass Israel ein „bedingungsloses grünes Licht und eine freie Lizenz zum Töten“ erhalten habe. Weiter sagte er: Die Tatsachen der israelischen „Besatzung, Belagerung und Siedlungspolitik“ könnten nicht ignoriert werden. „In unserer Zeit sollte auch nicht erlaubt sein, als eine Waffe gegen eine gesamte Bevölkerung den Zugang zu Wasser abzuschneiden und Arzneimittel und Essen zurückzuhalten.“
Katar unterstützt islamistische Gruppen wie die Terrororganisation Hamas, steht aber auch in engem Kontakt mit der israelischen Regierung. Deshalb spielt das Emirat aktuell als Vermittler zwischen der Hamas einerseits und den verschiedenen Herkunftsstaaten der mehr als 200 Geiseln eine wichtige Rolle, die am 7. Oktober im Zuge des Hamas-Massakers an israelischen Zivilist*innen in den Gazastreifen verschleppt wurden. Zuletzt ließ die Hamas am Montag weitere zwei Geiseln frei.
Eine von ihnen, die 85-jährige Israelin Jocheved Lifschitz, äußerte sich am Dienstag als erste Freigelassene vor Journalist*innen in einem Krankenhaus in Tel Aviv. Sie sei bei ihrer Entführung geschlagen worden. Die Hamas-Kämpfer hätten sie auf einem Motorrad abtransportiert und ihr dabei zwar nicht „die Rippen gebrochen, aber sehr wehgetan“, sagte Lifschitz. Anschließend in der Gefangenschaft sei sie dagegen „gut behandelt“ worden.
„Sie haben sich um alle unsere Bedürfnisse gekümmert“, antwortete Lifschitz auf die Frage, warum sie im Moment ihrer Freilassung einem Hamas-Mitglied die Hand geschüttelt habe. Lifschitz war am Montag gemeinsam mit der 79 Jahre alten Nurit Cooper aus der Gewalt der Hamas freigelassen worden.
Unterdessen hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben erneut Hunderte Ziele im Gazastreifen bombardiert und dabei mehrere Hamas-Kommandeure getötet. Wie das Militär am Dienstag bekanntgab, seien im Verlaufe des vergangenen Tages mehr als 400 „Terrorziele“ getroffen worden. In einer „großangelegten Operation zur Zerschlagung der terroristischen Kapazitäten der Hamas“ habe man Dutzende Hamas-Kämpfer getroffen, die sich darauf vorbereitet hätten, Raketen abzufeuern und Terroranschläge gegen Israel zu verüben. Ein Kampfflugzeug habe zudem einen Tunnelschacht der Hamas bombardiert, der Terroristen einen schnellen Zugang zur Küste ermöglichte, hieß es.
Die Angriffe dauerten am Dienstag tagsüber weiter an. Bei einem kombinierten Angriff mit Panzern, Hubschraubern und Artillerie seien Hamas-Panzerabwehrraketen sowie Beobachtungsposten zerstört worden, teilte die Armee am Mittag mit.
Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums vom Dienstag sind innerhalb von 24 Stunden mehr als 700 Menschen im Gazastreifen getötet worden. Die Zahl ließ sich unabhängig jedoch nicht überprüfen. Insgesamt soll die Zahl der getöteten Palästinenser*innen seit Kriegsausbruch vor mehr als zwei Wochen bei knapp 5.800 liegen.
In Israel heulten am Dienstag erneut die Sirenen im Grenzgebiet zu Gaza, aber auch nahe Tel Aviv, nachdem Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden waren. (taz, dpa)
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