TV-Auftritt von Donald Trump bei CNN: Ein Debakel

Bei einem Townhall-Meeting des Senders CNN trifft Donald Trump auf ein ihm freundlich gesinntes Publikum – und wiederholt alle von ihm bekannten Lügen.

Zwei junge Frauen zeigen eine Fahne mit der Aufschrift "Trump 2024 - Make America Great Again"

Trump-Fans vor den Toren des CNN-Events mit dem Ex-Präsidenten in Manchester, New Hampshire am Mittwoch Foto: Brian Snyder/reuters

WASHINGTON taz | Für den früheren US-Präsidenten Donald Trump war es ein gewagtes Unterfangen. Nur einen Tag, nachdem er von einer Jury in New York wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung schuldig gesprochen wurde, stellte sich Trump den Fragen von Wählern bei einer sogenannten Town Hall-Veranstaltung im US-Bundesstaat New Hampshire.

Übertragen wurde die Veranstaltung vom US-Nachrichtensender CNN, den Trump gerne als „Fake News“ bezeichnet. Im Publikum saßen allerdings nur republikanische sowie unentschlossene Wähler. Das Ergebnis war ein pro-Trump-Publikum und eine Fortsetzung von dem, was der Ex-Präsident im Januar 2021 bei seinem Auszug aus dem Weißen Haus angefangen hatte.

„Es war eine manipulierte Wahl und es ist schade, dass unser Land dies durchmachen musste“, sagte Trump gleich zu Beginn der Veranstaltung am Mittwochabend Ortszeit und wiederholte damit seine oft zierte Lüge einer gestohlenen Wahl. Er war die erste von vielen haltlosen Behauptungen, die Trump an diesem Abend von sich gab.

Er bestritt nicht nur weiterhin, die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 verloren zu haben – die Fakten beweisen das klare Gegenteil – auch beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 ist er sich keiner Schuld bewusst. Vielmehr würde er bei einer Wiederwahl einen Großteil derjenigen, die wegen ihrer Teilnahme am 6. Januar verurteilt wurden, begnadigen. Auf die Frage, ob er auch Mitglieder der rechtsextremen Proud Boys begnadigen würde, antwortete er ausweichend: „Ich müsste mir ihren Fall ansehen.“

Ocasio-Cortez: CNN sollte sich schämen!

Zum Ukrainekrieg befragt, behauptete Trump, unter seiner Präsidentschaft wäre es dazu erst gar nicht gekommen. „Wenn ich wieder Präsident bin, dann brauche ich nur einen Tag – 24 Stunden – um den Krieg zu beenden“, sagte Trump, ohne auf weitere Details einzugehen. Auch die Frage, wer seiner Meinung nach den Krieg gewinnen solle, wich er aus. „Ich will, dass alle aufhören zu sterben. Russen und Ukrainer“.

Auf den sozialen Netzwerken feierten Trump-Anhänger den in manchen Stellen aufbrausenden und aggressiven Auftritt des Ex-Präsidenten. Besonders ein Moment erfreute sich großen Zuspruchs, und zwar als Trump die CNN-Moderatorin Kaitlan Collins als „nasty person“ bezeichnete, was in diesem Zusammenhang so viel wie „böse oder fiese Person“ bedeutete. Die Entgleisung erfolgte während eines hitzigen Schlagabtauschs zu Trumps Umgang mit Geheimdokumenten.

Sonderermittler untersuchen sowohl Trump als auch den amtierenden US-Präsidenten und Demokraten Joe Biden wegen deren Handhabung von US-Geheimakten.

Unter Demokraten hagelte es jedoch vor allem Kritik an CNN selbst. Viele politisch liberale Menschen beschwerten sich darüber, dass der Nachrichtensender jemandem wie Trump überhaupt eine Plattform zur Verfügung stellt, damit dieser seine Lügen und Behauptungen verbreiten kann. „CNN sollte sich schämen“, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf Twitter.

Mit Hinblick auf die nächste Wahl im November 2024 dürfte der Auftritt als Erfolg für Trump gewertet werden. Trump war, wie er immer ist. Dies dürfte zwar seine treuen Anhänger freuen, doch es wird schwierig werden, mit dieser Wahlkampfstrategie andere unentschlossene US-Amerikaner:innen für sich zu gewinnen.

Bei kontroversen Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen hielt sich Trump bedeckt, und auf die Frage einer jungen Wählerin, wie er die steigende Inflation bekämpfen würde, sagte er: „Drill baby, drill!“ Gemeint ist damit eine Ausweitung von Öl- und Gasbohrungen und damit mehr fossile Brennstoffe und weniger Klimaschutz.

Ob sich Präsident Biden die Performance seines möglichen Konkurrenten anschaute, ist nicht bekannt. Doch wie eine Korrespondentin berichtete, zeigten die Fernseher an Bord von Air Force One am gestrigen Abend nicht wie üblich CNN, sondern MSNBC.

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Am 3. November 2020 haben die USA einen neuen Präsidenten gewählt: Der Demokrat Joe Biden, langjähriger Senator und von 2009 bis 2017 Vize unter Barack Obama, hat sich gegen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt.

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