piwik no script img

Lehrstuhl für GeschlechtergeschichteJenaer Hörsaal-Besetzung beendet

Studierende der Uni Jena haben den besetzten Hörsaal wieder freigeben. Ihr Protest für den Erhalt des Lehrstuhls Geschlechtergeschichte geht weiter.

Besetzungsaktion der Studierenden Anfang Dezember im Hörsaal der Universität Jena Foto: Sebastian Drue

Leipzig taz | Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben am Donnerstagmorgen ihre Besetzung des Hörsaals 1 beendet. In dem größten Hörsaal der Hochschule, der für etwa 800 Personen ausgelegt ist, finden von nun an wieder Vorlesungen statt. Die Studierenden hatten den Raum vor rund zwei Wochen besetzt, um für den Erhalt des bundesweit einzigen Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte zu protestieren. Die Professur von Lehrstuhlinhaberin Gisela Mettele, die 2025 in den Ruhestand geht, soll aufgrund von Sparmaßnahmen nicht neu besetzt werden.

Die Studierenden geben den Hörsaal nun wieder frei, weil es neue Entwicklungen in dem Fall gibt: Der Rat der philosophischen Fakultät hat am Dienstag beschlossen, „belastbare Wege für den Erhalt der Professur für Geschlechtergeschichte“ zu prüfen. Außerdem hat das Präsidium der Universität den Demonstrierenden Gespräche über ihre Forderungen zugesichert.

„Mit dem Ende der Besetzung wollen wir der Uni einen Vertrauensvorschuss geben“, sagte Jonas, einer der Besetzer:innen, der taz. „Sobald wir merken, dass es die Uni nicht ernst meint, werden wir wieder zu Protestaktionen aufrufen.“

So oder so sei der Protest der Studierenden durch das Ende der Besetzung nicht vorbei, sagte Jonas. Er und seine Mit­strei­te­r:in­nen hätten in den vergangenen zwei Wochen „viel Zuspruch“ bekommen: von Gewerkschaften, Wis­sen­schaft­le­r:in­nen verschiedener Institute, Stadtratsfraktionen und Landtagsabgeordneten. „Wir gehen gestärkt aus der Besetzung hervor.“

Bündnis hat Ziele über den Lehrstuhl hinaus

Nun wollen sich die Be­set­ze­r:in­nen und ihre Un­ter­stüt­ze­r:in­nen zu einem Protestbündnis mit dem Namen „Mehr Bildung wagen“ zusammenschließen. Die Gespräche dazu laufen gerade.

Die Gruppe will sich einsetzen für mehr Geld für die Geisteswissenschaften, Tarifverträge für studentische Hilfskräfte, mehr Mitbestimmung von Studierenden, ein entschiedenes Vorgehen gegen einen Rechtsruck in Thüringen – und eben den Erhalt des Lehrstuhls Geschlechtergeschichte. „Das Bündnis wird die Verhandlungen mit der Uni kritisch begleiten“, sagte Jonas.

Nachdem die Uni Jena zunächst wohlwollend auf die Besetzung des Hörsaals reagiert und sich gesprächsbereit gezeigt hatte, forderte sie die Demonstrierenden zu Beginn der vergangenen Woche auf, den Hörsaal freizugeben. Andernfalls würde die Uni die geplanten Verhandlungen platzen lassen.

Die Hörsaal-Besetzer:innen lehnten das ab und riefen zu einer Kundgebung im Hörsaal auf. Rund 400 Studierende nahmen daran teil.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Was kann man später eigentlich beruflich werden mit dem Studium zu Geschlechtergeschichte?

  • // Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben am Donnerstagmorgen ihre Besetzung des Hörsaals 1 beendet //

    Finde den Fehler.



    Studierende studieren gerade. Wenn sie einen Hörsaal besetzen sind sie . . . auf jeden Fall keine Studierenden.