Feuerwerksraketen an Silvester: Knall auf Abfall

Für viele bedeutet die Silvesterrakete Spaß. Für Haus- und Wildtiere, Umwelt und auch viele Menschen ist es hingegen alles andere als ein Vergnügen.

Müll liegt auf der Straße, daneben läuft ein schwarzer Hund mit seinem Herrchen vorbei

Allein in der Silvesternacht fallen 191 Tonnen Müll an Foto: Marius Schwarz/imago

BERLIN taz | Nach zwei Jahren Pandemiepause darf in Deutschland die Rakete wieder zünden. Was für die einen Ausdruck der Freude zum Jahreswechsel ist, kann für Flora, Fauna und Gesundheit eine große Belastung sein und stößt deshalb nicht überall auf die gleiche Begeisterung.

„Feuerwerk an Silvester hat erhebliche Auswirkungen auf Wild- und Heimtiere, sie leiden massiv unter Stress und Angst“, sagte Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta der taz. Dieser Stress könne sich wiederum in „reale Krankheiten niederschlagen“. Zur Silvesternacht rät Höffken Hal­te­r:in­nen, Rollläden zu schließen und die Tiere abzulenken. Fluchttiere wie Kaninchen, Hamster oder Pferde könnten „in einem begrenzten Areal wie in einer Wohnung“ oder einem Stall Todesängste ausstehen.

Wenn größere Tiere verschrecken und weglaufen, drohten Unfälle. Robin Kulpa von der Deutschen Umwelthilfe ergänzt, dass sich rund die Hälfte aller Hunde vor dem Lärm fürchten, da sie mit empfindlicheren Hörorganen ausgestattet sind als Menschen. Wildtiere versuchten sich in Sicherheit zu bringen, Vögel würden teils bis zur Erschöpfung umherfliegen.

Auch die Luft wird durch Feuerwerk und Böller belastet. Experimentell ermittelte Emissionsfaktoren ergaben, dass in einer Silvesternacht allein rund 1.538 Tonnen Feinstaub freigesetzt werden, was ein Prozent der gesamtdeutschen Feinstaubmenge eines ganzen Jahres ausmacht.

Chemikalien in Boden und Gewässer

Eine Herausforderung ist der zurückbleibende Müll. Dem Verband kommunaler Unternehmen zufolge soll es am Neujahrstag rund 191 Tonnen Silvesterabfall geben. Eine umgehende Entsorgung der verbliebenen Raketenreste und Böller sei wichtig, da Regen oder Schnee sonst Chemikalien in Boden und Gewässer spülen könnten.

Dazu kommt der materielle Schaden: „Leider kommt es oft vor, dass jemand angezündete Böller absichtlich in eine Mülltonne steckt“, erklärt Brandschutzingenieur Torge Brüning von der R+V Versicherung. Zum Schutz vor Bränden rät er daher, Abfallbehälter vor Silvester in Sicherheit zu bringen, am besten in Kellern oder Garagen. Außerdem sollten Ver­brau­che­r:in­nen vertrocknete Pflanzen, Altpapier oder Gartenmöbel aus Holz von Balkon und Terrasse räumen und die Fenster schließen.

Besonders gefährlich wird es, wenn Raketen Menschen treffen. „Der Umgang mit Feuerwerkskörpern führt leider immer wieder zu teilweise schweren Verletzungen, und an Silvester herrscht jedes Jahr aufs Neue Hochbetrieb in den Notaufnahmen“, erklärt Bernd Böttiger vom Deutschen Roten Kreuz. In diesem Jahr sei die Situation besonders schwierig, weil die Versorgungsmöglichkeiten in vielen Klinken ohnehin bereits ausgereizt seien.

Finger weg von illegalen Raketen

Allein fünf Prozent aller Krankenhausbesuche in der Silvesternacht sind auf Feuerwerksfolgen zurückzuführen. Zu typischen Notfällen in der Silvesternacht zählen schwere Verbrennungen, Hand- oder Augenverletzungen, abgerissene Finger, Alkoholvergiftungen sowie Unterkühlungen.

Um sich vor Verletzungen zu schützen, sollten Böllerfreudige nur zertifizierte Feuerwerkskörper in einem einwandfreien Zustand verwenden. Diese tragen eine Registriernummer und eine Kennnummer der Prüfstelle. „Illegales Feuerwerk ist kein Spaß, sondern eine Bedrohung für Leib und Leben“, so Richard Eickel vom Verband der pyrotechnischen Industrie.

Neben körperlichen Verletzungen kann Feuerwerks- und Böllerlärm auch psychische Schäden verursachen. Bei Kriegsgeflüchteten besteht etwa die Gefahr, dass er Assoziationen an Bomben hervorruft und sie retraumatisiert werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.