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Wahlen in Bosnien und HerzegowinaZettelberg im Splitterstaat

Gesamtparlament, Teilrepubliksparlament, Kantonsparlament, Staatspräsidium: Wähler in Bosnien und Herzegowina müssen einiges ankreuzen.

Qual der Wahl: Straßenszene in Sarajevo zwei Tage vor der Wahl in Bosnien-Herzegowina Foto: Armin Durgut/ap

Sarajevo taz | Natürlich werden wie üblich in Sarajevo auch über die Wahlen Witze gemacht. Wie kann es kommen, dass mehr Leute ihre Stimme abgeben werden, als das Land noch Einwohner hat, fragen sich viele. Das Geheimnis ist jedoch leicht zu lüften.

Denn mehr als eine Million Einwohner wohnen im Ausland. Und sind, soweit sie über die bosnische Staatsbürgerschaft verfügen, wahlberechtigt. Im Land sind rund drei Millionen Wähler aufgerufen, an den allgemeinen Wahlen am kommenden Sonntag teilzunehmen.

Dabei finden die Bosnier eine Struktur vor, die die meisten am liebsten nicht so hätten. Denn sie müssen sich in diesem zerrissenen Land durch einen Wust an Papieren wühlen. Sie müssen das dreiköpfige Staatspräsidium für den Gesamtstaat bestimmen, sie müssen das gesamtstaatliche Parlament neu wählen, in der serbischen Teilrepublik einen neuen Präsidenten und ein Parlament, in dem zweiten Teilstaat, der bosniakisch–kroatischen Föderation, ein Parlament sowie die Parlamente der zehn Kantone, in die dieser Teilstaat gegliedert ist. Hinzu kommt noch die Sonderzone Brčko mit einer eigenen politischen Struktur.

Während die kroatischen Nationalisten „ihre“ Kantone innerhalb der bosniakisch-kroatischen Föderation und die serbischen Nationalisten den serbisch dominierten Teilstaat, die Republika Srpska, und die darin lebenden Menschen im Griff haben und ihre ethno-nationalistischen Ideologien (fast) durchgesetzt haben, sieht das bei der Mehrheitsbevölkerung anders aus. In den von Bosniaken dominierten Gebieten, in denen mehr als 55 Prozent der Gesamtbevölkerung leben, gibt es einen demokratischen Prozess, der bei diesen Wahlen zu überraschenden Ergebnissen führen kann.

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