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Gedenken an Olympia-AttentatKlein fordert Entschuldigung

Am Montag findet die Gedenkveranstaltung zum Olympia-Attentat statt. Der Antisemitismusbeauftragte erwartet eine Entschuldigung des Bundespräsidenten.

Antisemitismusbeauftragter Klein: Entschuldigung 50 Jahre nach Attentat nötig Foto: dpa

Berlin dpa/taz | Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung erwartet eine Entschuldigung durch Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972. „Ich glaube, es ist Zeit für eine Entschuldigung, und ich denke, der Bundespräsident wird am Montag auf der Gedenkveranstaltung die richtigen Worte finden“, sagte Felix Klein den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Eine solche Entschuldigung hatten auch die Hinterbliebenen der Opfer gefordert.

Die Gedenkveranstaltung findet am Montag in Fürstenfeldbruck statt. Erwartet werden neben Bundespräsident Steinmeier auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Bis vor wenigen Tagen war unklar, ob die Hinterbliebenen der Opfer der Terrortat an der Veranstaltung teilnehmen werden. Wochenlang wurde um weitere Entschädigungszahlungen gerungen. Zudem forderten die Angehörigen Zugang zu noch unter Verschluss stehenden Akten und eine vollständige Aufklärung des Falls. Die Bundesregierung hatte angekündigt, eine Historikerkommission einzusetzen, die sich dessen annehmen soll.

Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden bei der misslungenen Befreiungsaktion der Polizei am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck getötet. Die Sicherheitsvorkehrungen galten als mangelhaft.

Die Terrortat und „alles, was danach folgte, ist auf deutscher Seite ein Staatsversagen gewesen“, sagte Klein. Die Gedenkveranstaltung findet am Montag in Anwesenheit der Angehörigen der ermordeten Sportler und des israelischen Präsidenten Jitzchak Herzog auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck statt.

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3 Kommentare

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  • Warum soll sich Steinmeier entschuldigen? Er hat in der Sache nichts falsch gemacht.



    Das war ein Attentat wie viele seither. Und warum sollen hier höhere Entschädigungen als üblich gezahlt werden? Man sollte eher den allgemeinen Rahmen höher ansetzen.

  • Dass es nach 50 Jahren immer noch so viel aufzuarbeiten gibt, verwundert schon. Aber bitte gründlich und ehrlich! Dass vorherige Generationen nicht ganz ehrlich mit sich selbst waren, ist sehr wahrscheinlich. Andererseits muss man zugestehen, dass in 1972 sich niemand derartigen Terror überhaupt nur vorstellen konnte und deshalb Polizei und Behörden völlig unvorbereitet waren - nach heutigen Maßstäben natürlich unprofessionell, ja geradezu stümperhaft. Aber das sagt sich so leicht 50 Jahre später.

    Der Antisemitismusbeauftragte hat außerdem vergessen, von den wahren Schuldigen ebenfalls eine Entschuldigung zu fordern: von den Palästinensern. Von denen gibt auch in 2022 noch viele, die die Tat von 1972 als Heldentat betrachten. Das ist der weitaus größere Skandal. Von Aufarbeitung der Geschichte auf Seiten der Palästinenser hört man schlicht: nichts.

    • @Winnetaz:

      Besser gesagt, man hört nichts Gutes.



      Auf der Facebook-Seite der Fatah-Kommission für Information und Kultur findet sich ein Video, in dem das Attentat als "Qualitätsoperation" gelobt wird:

      www.youtube.com/watch?v=VhmGD9Xv8Gs

      In der Westbank ist eine Schule nach dem Mastermind des Verbrechens benannt:

      en.wikipedia.org/wiki/Salah_Khalaf