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Nicht vergessen werden sollte bei den Opfern des Attentats auch der getötete deutsche Polizist Anton Fliegerbauer.
Was mich in dem Zusammenhang interessiert...wie wurden die Hinterbliebenen Fliegerbauers entschädigt?
"Geld spielte bei der Einigung nur zum Teil eine Rolle." So die Autorin S. Knaul.
Nun hatte ich aber im "SPIEGEL" vom 12.08. gelesen;
"Die Hinterbliebenen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 wollen am 50. Jahrestag nicht zu einer offiziellen Gedenkfeier nach München kommen. Grund ist die ungeklärte Frage einer Entschädigung durch die deutsche Bundesregierung. Das bestätigte Ankie Spitzer, Sprecherin der Angehörigen der Opfer, dem SPIEGEL"
Auch im Verlauf des SPIEGEL -Artikels ist von keinem andern Grund die Rede. Im Gegenteil, Ankie Spitzer wiederholte ihre Ansicht mehrmals im Artikel.
@Andy Krisst Lesen Sie noch mal nach: "Die Opferfamilien hatten in den vergangenen 50 Jahren auch immer wieder die mangelhafte Aufarbeitung der Ereignisse und nicht freigegebene Ermittlungsakten beklagt; zudem habe sich von deutscher Seite nie jemand für das Behördenversagen im Zuge der Geiselnahme entschuldigt." Und das ist noch nicht alles. Wie furchtbar muss folgender, sich aufdrängender Verdacht für die Hinterbliebenen der Ermordeten sein:
www.br.de/nachrich...g-ein-fake,TFytnaa
@Henriette Bimmelbahn Übrigens, auch in der taz äußerte sich Ankie Spitzer;
"Die Hinterbliebenen der Opfer des Olympia-Attentats 1972 in München haben ein Angebot der Bundesregierung auf Entschädigung abgelehnt. „Die Summe, die uns angeboten wurde, ist beleidigend“, sagte die Sprecherin der Opferfamilien, Ankie Spitzer, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Online/Mittwoch). „Wir sind verärgert und enttäuscht.“ Sollte es bei dem Angebot bleiben, würden die Angehörigen nicht zur Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Attentats auf die israelische Olympia-Mannschaft Anfang September nach München kommen."
Eine Teilnahme der Hinterbliebenen hing also ursächlich von der Höhe der Entschädigung ab.
@Henriette Bimmelbahn Natürlich haben Sie recht, was die mangelnde Aufarbeitung angeht.
Und danke für den Link...sollte die Flugzeugentführung ein fake gewesen sein, das wäre in der Tat ein unglaublicher Skandal!
Aber, bei der Teilnahme an der Gedenkveranstaltung, ob ja oder nein, ging es laut Ankie Spitzer, und Ankie Spitzer sprach im Namen der Hinterbliebenen, ging es ausschließlich um die mangelnden Entschädigungszahlungen! Und das stand auch so in dem SPIEGEL -Artikel so, der heute(!) plötzlich hinter einer Paywall steht, nachdem er gestern noch frei zugänglich war.
@Andy Krisst 1
Was die Angehörigen seit 50 Jahren wissen:
- daß die drei in Deutschland einsitzenden Terroristen nach einer Flugzeugentführung ausgeliefert wurden.
- daß diese Mörder nicht angeklagt wurden.
- daß die drei überlebenden Terroristen nie per internationalem Haftbefehl gesucht wurden.
Was sie vermutlich seit kurzem wissen:
- daß ihnen der noch lebende Mörder ihrer Männer, Väter oder Brüder ins Gesicht lacht und
daß er sie bei der 4-teiligen Doku-Serie "Tod und Spiele - München 72", die in diesen Tagen auf ARD und im BR ausgestrahlt wird, verhöhnt.
@Henriette Bimmelbahn Man sieht deutlich an den bescheidenen Reaktionen hier im Forum, wie uninteressant dieses Verbrechen für die deutsche Linke ist.
Jeder Abriss eines illegal errichteten Hauses durch Palästinenser in Israel ist ein weit größerer Aufreger.
Genauso kalt wie bürokratisch, eben typisch deutsch, kommentiert man die Forderungen nach Entschädigungen.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Olympia-Attentat in München 1972: Beschämend spät
Deutschland hat beim Olympia-Attentat von 1972 große Schuld auf sich geladen. Dass nun Verantwortung dafür übernommen wird, ist lange überfällig.
Renovierungsarbeiten an einem Gedenkstein für die 11 israelischen getöteten Sportler Foto: Wolfgang Rattay/reuters
Es ist die erste gute Nachricht in einer 50 Jahre andauernden beschämenden Farce. Eine Einigung über die Entschädigungszahlungen an die Familien der israelischen Terroropfer in München 1972 zeichnet sich ab. Läuft es wie geplant, könnten die Familien der elf Athleten, die von einem palästinensischen Terrorkommando zuerst entführt und dann ermordet wurden, an der Gedenkzeremonie am 5. September, dem Jahrestag des Anschlags, teilnehmen.
Geld spielte bei der Einigung nur zum Teil eine Rolle. Die Überlebenden und Hinterbliebenen forderten Einsicht in die Untersuchungsakten. 50 Jahre lang verwehrten die deutschen Behörden den Angehörigen, die erklärtermaßen und zu Recht wissen wollten, was genau sich in der vom 5. zum 6. September 1972 abgespielt hat.
Es war ein Chaos erster Klasse. Zvi Samir, damals Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, musste machtlos zusehen, wie sich eine Handvoll deutscher Scharfschützen ohne Präzisionsgewehr in Position bringt, um die Geiseln zu befreien. Geblendet von Scheinwerfern und offenbar im Unwissen darüber, wie viele Terroristen überhaupt vor Ort sind, schießen sie daneben, sind mit ihrer Mission hoffnungslos überfordert, während die erhoffte Verstärkung im Stau steckt.
Israel hatte Hilfe angeboten, hatte flehentlich darum gebeten, die eigenen Leute, die für derartige Situationen ausgebildet, ausgerüstet und darauf vorbereitet waren, nach Deutschland schicken zu dürfen. Vergebens. Gegen Mitternacht kam dann Entwarnung – fälschlicherweise, wie sich wenige Stunden herausstellte. „Sie sind alle tot“, erinnert sich Ex-Mossad-Chef Samir noch Jahrzehnte nach dem Alptraum mit Tränen ringend an sein Telefonat mit Golda Meir, der damaligen Regierungschefin.
Schon kurz darauf werden die Spiele fortgesetzt. Es ist schließlich die erste Olympiade seit 1936 auf deutschem Boden. Dass jetzt wieder Juden Opfer sind, reichte den Behörden nicht aus, um Verantwortung zu übernehmen, um dem Versagen der Polizei personelle Konsequenzen folgen zu lassen oder sich auch nur bei den Familien der Opfer zu entschuldigen.
Eine Million an die Hinterbliebenen ließen die Behörden unmittelbar springen und nach 30 Jahre nochmal 3 Millionen, die sich Bayern, die Stadt München und die Bundesrepublik teilten. Und die sich die 25 Familienmitglieder der israelischen Opfer teilen mussten – nach Abzug der Gerichtskosten. Jetzt endlich ist mit 28 Millionen Euro eine ernstzunehmende Summe im Gespräch. Eine Summe, die erkennen lässt, dass man in Deutschland – wenngleich mit großer Verspätung – Verantwortung zu übernehmen bereit ist.
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Kommentar von
Susanne Knaul
Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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