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Bild in Kassel überklebtKopiah oder Kippa?

Ein möglicherweise antisemitisches Bild des Kollektivs Taring Padi wurde nachträglich überklebt, aus „Einfühlungsvermögen“ gegenüber der Öffentlichkeit.

„All Mining is Dangerous“: Vier Personen mit Geldsäcken, eine trägt eine Kopfbedeckung Foto: Uwe Zucchi/dpa

Kassel dpa/epd | Auf der „documenta fifteen“ in Kassel ist ein Bild überklebt worden, das möglicherweise erneut antisemitische Motive zeigt. Die Arbeit „All Mining is Dangerous“ des Kollektivs Taring Padi, deren mittlerweile abgebautes Protestbanner kurz nach Eröffnung der Kunstschau eine Antisemitismus-Debatte mit personellen Folgen ausgelöst hatte, hängt im Hallenbad Ost. Es ist ein großformatiger Holzschnitt auf Stoff und 2010 in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Kollektiv Justseeds Artists in Oregon entstanden.

Gemäß Erklärung der documenta kritisiere „All Mining is Dangerous“ das Bergbausystem in den USA und in Indonesien. Der Holzschnitt zeigt auch vier Personen, die große Mengen Geld in Form von Geldsäcken unter sich aufteilen. Eine davon hat eine lange Nase, ihre wulstigen Lippen ziehen ein hämisches Grinsen. Sie trägt eine Kopfbedeckung, die nun mit einem schwarzen Stück Klebeband überklebt wurde.

Bei der nachträglich unkenntlich gemachten Kopfbedeckung handele es sich womöglich um eine Kippa, wie das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) vermutet. Nähere Betrachtungen vor Ort und der Vergleich mit älteren Aufnahmen des Bildes würden dies zeigen. Das DIG wirft der „documenta fifteen“ vor, eine antisemitische Darstellung verdeckt zu haben. Bundesvorsitzender Constantin Ganß sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag, das Bild sei anlässlich einer größeren Recherche des Jungen Forums am Standort Hallenbad-Ost entdeckt worden.

Die Künstlergruppe entschied das Bild zu überarbeiten

Die künstlerische Leitung der documenta fifteen, das indonesische Kollektiv ruangrupa, reagierte auf den Vorwurf und veröffentlichte nun eine Erläuterung des zur Diskussion stehenden Bildmaterials. Demnach handele es sich bei der Kopfbedeckung des Grinsenden auf dem Holzschnitt „nicht um die Darstellung einer jüdischen religiösen Kopfbedeckung“. Die überarbeitete Figur auf dem Bild von Taring Padi zeige vielmehr eine klassische und weit verbreitete indonesische Kopfbedeckung: die „kopiah“ oder „peci“ in Bahasa Indonesia. Sie werde im indonesischen Puppenspiel (wayang) von einer wiederkehrenden Figur getragen. Die Kopiah reiche – im Gegensatz zur Kippa – bis zu den Ohren, sie sei „gar Teil der nationalen und offiziellen Kleidung in Indonesien“.

Dennoch kam es zur Überklebung dieser Kopfbedeckung im Juni 2022. Dies sei die Entscheidung von Taring Padi gewesen, so die Erklärung der documenta, aus „Einfühlungsvermögen gegenüber der breiten Öffentlichkeit und als Präventivmaßnahme gegen eine mögliche Fehlinterpretation als ‚Kippah‘ in der damals hitzigen und rasanten Debatte“. Die documenta erläuterte weiter: „Jeder/m Künst­le­r*in steht es frei, ihr oder sein Werk zu bemalen, zu bekleben oder anderweitig zu bearbeiten. In diesem Fall geschah dies nicht, um etwas zu vertuschen, sondern als ästhetische Entscheidung, um auf den unmittelbaren Kontext, in dem das Werk gezeigt wurde, zu reagieren.“

Derweil zog die Bildungsstätte Anne Frank nach einigen Wochen Aufklärungsarbeit auf der von Antisemitismus-Vorwürfen überschatteten „documenta fifteen“ das Fazit, dass Antisemitismus auch bei Bildungsbürgern verankert sei. „Wenn Bildungsbürger an unseren Stand kommen und völlig selbstverständlich krude antisemitische Verschwörungstheorien äußern, dann muss das uns alle alarmieren“, sagte die pädagogische Leiterin der Bildungsstätte, Julia Alfandari. „Trotz der wochenlangen Debatte stellen wir fest, dass auch im documenta-Publikum sehr wenig Wissen über Antisemitismus besteht und es an der Kompetenz mangelt, Antisemitismus überhaupt zu erkennen.“

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9 Kommentare

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  • Man sieht offensichtlich nur das was man sehen will.

    Eine Kippa ist nicht eckig. Das ist die Kopfbedeckung ultraorthodoxer Muslime in Indonesien wie hier auf einem Bild von einer Demonstration in Jakarta zu sehen ( learngerman.dw.com...verneur/a-36261199 )

    • G
      Gast
      @Rudolf Fissner:

      Auf dem Originalbild ist die Kopfbedeckung nicht eckig, sondern eine Kippa, siehe:

      www.thenation.com/...-2010-copy-img.jpg

      Erst der Überklebestreifen hat die Kopfbedeckung eckig gemacht.

  • Das fragliche Bild scheint normalerweise in einer japanischen Galerie zu hängen., siehe: faam.city.fukuoka..../collections/6779/.



    Das ganze Bild in ausreichender Größe ist hier: www.thenation.com/...-2010-copy-img.jpg



    und eindeutig!

    • @MyPoint:

      Jepp. Es behandelt die Ursachen für den Schlammvulkan auf der indonesischen Insel Sidoarjo.



      Unter anderem wird eine indonesische Ölbohrfirma dafür verantwortlich gemacht. DAS ist das Thema des Bildes. Juden sind da nicht involviert gewesen. Allenfalls ultraorthodoxe Muslime die eine Kappe tragen, wie auch der Schlächter Suharto schon de.wikipedia.org/wiki/Suharto

      de.wikipedia.org/w...ammvulkan_Sidoarjo

  • vorsicht vor der blindenschrift der rauhfasertapete!

  • Die neue Kopfbedeckung sieht jetzt orientalisch aus. Das ist natürlich viel besser.

    • @Phineas:

      Schon faszinierend, wie die vielen Bilder weltweit im Internet ebenfalls das gleiche zeigen! Wie hat man das nur geschafft, das ursprüngliche Bild, dass keine traditionelle Kopfbedeckung zeigt, sondern eine Kippa so vollständig verschwinden zu lassen?

  • Und so reiht sich Einzelfall an Einzelfall an Einzelfall.

    Und wer weiß? Vielleicht ist das ja gar kein Antisemitismus.

    Fahrenholz so:

    "Zudem finde er, dass er sich zu der Frage, was Antisemitismus ist und was nicht, nicht äußern sollte, weil er »nicht die nötige Expertise dazu habe«."

    Sicher weiß der arme Mann auch nicht, was Rassismus, Homophobie oder Frauenfeindlichkeit ist. Das weiß ja keiner so genau.

    www.juedische-allg...icht-angesprochen/