Filmtipps für Berlin: Neue und ganz alte Meisterwerke
„Parallele Mütter“ zeigt Almodóvar auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Im Freiluftkino Pompeji läuft Charlie Chaplins „Modern Times“ als Filmkonzert.
Z wei Frauen begegnen sich auf einer Entbindungsstation: Janis (Pénelope Cruz), eine Modefotografin Ende 30, und die noch minderjährige Ana (Milena Smit). Wenig später entdeckt Janis durch einen Gentest, dass man ihre Töchter im Krankenhaus offenbar vertauscht hat.
Doch als sie Ana wiederbegegnet, berichtet diese, dass ihr Baby kürzlich am plötzlichen Kindstod verstorben ist. Janis sagt vorerst nichts und lädt Ana ein, bei ihr zu wohnen und sich um das Baby zu kümmern, von dem sie nun sicher annimmt, dass es sich um Anas leibliches Kind handelt. Ein melodramatischer Höhepunkt rückt immer näher.
„Parallele Mütter“ zeigt den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar einmal mehr auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Und das nicht zuletzt, weil er in einer zweiten Ebene die Geschichte von Janis und Ana geschickt mit einer Story um die Exhumierung von ermordeten Opfern der Falangisten aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs verknüpft.
Die genetischen Tests, die zur Identifikation nötig sind, entsprechen dabei sehr genau dem Mutterschaftstest, den Janis an sich selbst vornimmt. Die Frage, wann genetische Verwandtschaft eine Rolle spielt und wann man sich viel besser in der Wahlverwandtschaft von Freunden und Liebespartnern einrichtet, löst Almodóvar dann ganz cool mit einer Art Familienfoto an der Exhumierungsstätte auf.
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Da stehen alle Beteiligten dann noch einmal zusammen, die Probleme sind aussortiert, und irgendwie ist der Grad der Verwandtschaft plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Hauptsache, man kümmert sich um einander (14. 7., 14.50 Uhr, B-ware! Ladenkino, 15. 7.,21.30 Uhr Sommerkino am Kulturforum, 15.7., 21 Uhr, 16.7., 19. – 20. 7., 21.30 Uhr, Moviemento).
Wie die meisten Stummfilmkomiker besaß auch Charlie Chaplin ein geniales Bewegungstalent, das sich bei ihm immer wieder in tänzerischen Einlagen ausdrückte: In „Modern Times“ (1936) fährt er beispielsweise als Nachtwächter eines Kaufhauses in einer quasi-traumwandlerischen Rollschuheinlage mit verbundenen Augen unwissentlich immer wieder haarscharf an einem Abgrund vorbei.
Und als singender und tanzender Kellner tritt er mit derart viel Aplomb auf, dass seine Manschetten, auf die er den Text seines Liedes geschrieben hat, dabei sofort wegfliegen. In der Folge singt Charlie in einer Fantasiesprache – denn obwohl „Modern Times“ bereits 1936 entstand, enthält der Film keine verständlichen Dialoge. Passend zu Chaplins musikalischen Talenten zeigt das Pompeji-Freiluftkino „Modern Times“ als „Cinematic Concert“ mit Live-Musik (18. 7., 21.30 Uhr, Pompeji-Freiluftkino).
Die schwedische Schauspielerin Anita Ekberg ist mir tatsächlich mal „in echt“ begegnet – und zwar ganz profan auf dem Korridor des Pressezentrums der Berlinale. Da war sie allerdings schon recht alt und saß aufgrund eines Beinbruchs im Rollstuhl.
Das war in Federico Fellinis „La Dolce Vita“ (1960), seinem genialen Porträt der Reichen, Schönen und Nutzlosen von Rom, noch deutlich anders gewesen: Die Szene, in der sie als üppige blonde Schönheit im Trevi-Brunnen badet, ist zweifellos ein Klassiker der Filmgeschichte mit hohem Wiedererkennungswert.
Die digital restaurierte Fassung von „La Dolce Vita“ kommt jetzt für einen Eventstart noch einmal ins Kino – die Begegnung mit Anita Ekberg lohnt immer (16. – 17.7., 11 Uhr, B-ware! Ladenkino, 17.7., 11.25 Uhr, Kino in der Kulturbrauerei).
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