Kinotipps für Berlin: In der Abwärtsspirale
Lebenswege am Abgrund: „The Princess“ erforscht das Verhältnis Dianas zu den Medien. „Amy“ das Umfeld einer von vielen ausgebeuteten Sängerin.
D ie kultische Verehrung der britischen Prinzessin Diana ist mir immer ein Stück weit rätselhaft geblieben. Man hätte denken können, den Leuten sei eine wahrhaftige Marienerscheinung zuteil geworden – und nicht bloß der Anblick irgendeiner Adelstussi mit großen Ansprüchen und wenig Grips.
Eine Doku über Diana anzuschauen, gehört also nicht gerade zu meinen Prioritäten. Doch „The Princess“ lohnt sich. Denn hier geht es nicht um das triste Leben im Königshaus, sondern um Fragen medialer Wahrnehmung.
Der britische Regisseur Ed Perkins hat in einer unkommentierten Montage ausschließlich Archivmaterialien zusammengestellt, und was ihn dabei interessiert, ist sowohl der zynische Umgang der Boulevardmedien mit Diana als auch die geschickte Instrumentalisierung der Presse durch Diana: mit den richtigen Indiskretionen zur richtigen Zeit und symbolträchtigen Inszenierungen – während sie sich gleichzeitig über den Mangel an Privatsphäre beschwerte.
Einfach nur ein Opfer war Diana nämlich sicher nicht. Und wenn, dann nur Opfer eines bestimmten Umstandes: dass man den Geist namens Medien nicht wieder in die Flasche bekommt, wenn man ihn einmal in sein Leben gelassen hat (22. 7., 14.15 Uhr, 26. 7., 14.50 Uhr, B-ware! Ladenkino).
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Als die britische Soul-Sängerin Amy Winehouse 2011 im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung verstarb, lagen bereits mehrere Jahre der Drogen- und Alkoholsucht mit entsprechenden Abstürzen hinter ihr, die von den Boulevardmedien begierig ausgeschlachtet worden waren.
Den Aufstieg zum internationalen Superstar hatte die Musikerin nicht verkraftet, und es fand sich niemand, der den letztlich entgleisten Zug hätte stoppen wollen. Denn schließlich, so lautet einer der Aspekte, die Regisseur Asif Kapadia in seiner Dokumentation „Amy“ (2015) herausarbeitet, profitierte das gesamte Umfeld der Sängerin von ihr, solange es überhaupt noch halbwegs weiterging.
Kapadia zeichnet das Porträt einer sensiblen Künstlerin mit vergleichsweise geringem Selbstwertgefühl und vielerlei psychischen Problemen, die in einem obszönen Mediengewitter untergeht, der keinen privaten Schritt mehr erlaubt. Wer sich darauf einlässt, wird in den emotionalen Sog einer böse endenden Abwärtsspirale gezogen (23. 7., 21.15 Uhr, THF Cinema im Flughafen Tempelhof).
Teil 3 britischer Kultfiguren: Den grafischen Künstler Louis Wain kennt man bis heute durch seine Bilder von vermenschlichten Katzen; eine sentimentale Erbauung für die Menschen des viktorianischen Zeitalters, in das er 1860 in London hineingeboren wurde.
Das Biopic „Die wundersame Welt des Louis Wain“ von Will Sharpe stellt ihn als einen Menschen dar, der mit dem Leben und den damit einhergehenden Verantwortungen restlos überfordert war. Dass er sich und seine Familie überhaupt irgendwie durchbrachte, verdankte er Gönnern, die sein zeichnerisches Talent schätzten; in späteren Jahren erkrankte Wain (vermutlich) an Schizophrenie und verbrachte seine letzten 25 Lebensjahre in Anstalten.
Was den Film jenseits der energischen Leistung von Benedict Cumberbatch in der Titelrolle interessant macht, ist vor allem die gelungene Gratwanderung zwischen einer liebenswerten Exzentrik, die auch durchaus komische Momente hervorbringt, und dem Abrutschen in einen pathologischen Zustand (22. 7., 21.15 Uhr, Open Air Spandau).
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