Warnstreik am Flughafen: Ohne sie fliegt nichts

Etwa 20.000 Beschäftigte an deutschen Flughäfen sollen am Mittwoch ihre Arbeit niederlegen. Verdi ruft das Lufthansa-Bodenpersonal zum Warnstreik auf.

Flughafenmitarbeitende halten in einer Abflughalle ein Transparent hoch.

Die Demonstrierenden nennen klar die Verantwortlichen für ausfallende Flüge: Die Chefetagen Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

BERLIN taz | Wer geplant hat, am Mittwoch mit der Lufthansa in den Urlaub zu fliegen, sollte sich besser etwas anderes vornehmen. In ihrem Tarifkonflikt mit dem Luftfahrtkonzern hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi das Bodenpersonal zu einem bundesweiten eintägigen Warnstreik aufgerufen. Die Folge werden Flugausfälle und größere Verzögerungen sein.

Die Bodenbeschäftigten sind zuständig für Passagier-, Gepäck- und Frachtabfertigung, für die Wartung der Flugzeuge und auch dafür, die Maschinen in die entsprechenden Positionen zu schieben. Ohne sie kann kein Flugzeug abheben.

Der Warnstreik beginnt Mittwochfrüh ab 3:45 Uhr und soll Donnerstagfrüh um sechs Uhr enden. Bestreikt werden sollen alle Lufthansa-Standorte, also etwa in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Köln, Hamburg, München und Berlin. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten, die bei diversen Tochterunternehmen der Lufthansa angestellt sind. Die ersten beiden Verhandlungsrunden blieben erfolglos. Nun will Verdi vor den nächsten Gesprächen, die für den 3. und 4. August angesetzt sind, massiv den Druck erhöhen.

Erwartungsgemäß Unverständnis bei Lufthansa

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle bat die Passagiere um Verständnis und wies auf die äußerst problematische Situation der Beschäftigten hin, die vor allem durch Missmanagement verursacht worden sei. Die Überlastung aufgrund erheblichen Personalmangels, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnerhöhungsverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen. „Sie brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung – für sich selber und für die Passagiere“, so Behle. Das bisherige Arbeitgeberangebot reiche „vorne und hinten nicht“.

Lufthansa reagierte erwartungsgemäß mit Unverständnis auf den geplanten Ausstand, der „unzumutbar“ für Kundschaft und Mitarbeitende sei. Eine Arbeitsniederlegung von dieser Dauer und Breite könne „kaum noch als Warnstreik“ bezeichnet werden, empörte sich Personalvorstand Michael Niggemann. Der Streik sei „umso unverständlicher, als die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten hat – trotz der nach der Coronakrise wirtschaftlich für die Lufthansa weiter angespannten Situation, hoher Schuldenlasten und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft“, so Niggemann.

Ausgleich reicht nicht

Konkret bietet die Lufthansa bislang eine Erhöhung der Grundvergütung um 150 Euro pro Monat rückwirkend ab Juli 2022 an, eine weitere Grundvergütungserhöhung von 100 Euro pro Monat ab Januar 2023 sowie zusätzlich eine zweiprozentige Vergütungserhöhung ab Juli 2023 in Abhängigkeit von der Geschäftsentwicklung.

Das Angebot gleiche die Inflation nicht annähernd aus, kritisiert Verdi-Verhandlungsführerin Behle. Angesichts der aktuellen Preissteigerungen würde das für die Beschäftigten einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten. Demgegenüber fordert Verdi eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich.

Darüber hinaus sollen künftig nirgendwo bei der Lufthansa Beschäftigte mehr für unter 13 Euro arbeiten müssen, fordert Verdi. Derzeit gibt es bei der Lufthansa Technik Logistik Services und der Lufthansa Cargo sogar noch Stundenlöhne unter 12 Euro, also noch unter dem ab Oktober geltenden gesetzlichen Mindestlohn.

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