Nachrichten in der Coronapandemie: Tests bald nicht mehr kostenlos?

Karl Lauterbach fordert, dass die Schnelltests nur für ausgewählte Personengruppen kostenlos bleiben. Das RKI meldet eine Inzidenz von 488,7.

Hatte keine Kontroverse um die Corona-Herbststrategie erwartet: Karl Lauterbach Foto: Michael Kappeler/dpa

Ampel-Kontroverse um Schnelltests?

In der Ampel-Koalition deutet sich eine Kontroverse über die kostenlosen Coronaschnelltests an. „Wir sind dafür, dass wir breit verfügbare kostenlose Tests in der Bevölkerung auch im Herbst haben“, sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen am Mittwoch im Deutschlandfunk. Kostenlose Schnelltests seien ein entscheidendes Instrument, um den Überblick in der Pandemie zu behalten, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und damit sich jeder Einzelne verantwortungsvoll verhalten könne. Zur Kostensenkung könne man darüber reden, wer diese Test künftig anbieten solle, etwa Apotheken und Arztpraxen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will einem Medienbericht zufolge den anlasslosen Zugang zu kostenlosen Corona-Schnelltests für alle Bürger beenden. Künftig solle er auf Patienten mit Symptomen sowie ausgewählte Personengruppen beschränkt werden, berichtete das RedaktionsNetzwerk Deutschland unter Berufung auf die „Corona-Herbststrategie“ des Ministeriums. Dahmen sagt, er sei zuversichtlich, dass SPD, Grüne und FDP noch vor der Sommerpause eine Gesetzgebung für eine gute Vorbereitung im Herbst einleiten. Es gebe aber sehr unterschiedliche Sichtweisen in der Koalition, was in der Pandemie erforderlich und geboten sei. (rtr)

Inzidenz steigt auf 488,7

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen mit 488,7 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.13 Uhr wiedergeben.

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Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 458,5 gelegen (Vorwoche: 472,4; Vormonat: 322,4). Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 119.232 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 92.344) und 104 Todesfälle (Vorwoche: 112) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.454. 225 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. (dpa)

Kassenärzte-Chef lehnt Maskenpflicht ab

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat sich gegen eine erneute Maskenpflicht und anlasslose Corona-Bürgertests ausgesprochen. Zwar seien die Infektionszahlen weiterhin hoch, „doch die Erkrankungsverläufe sind glücklicherweise überwiegend leicht“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Mittwochsausgaben). „Das Narrativ war immer, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werden dürfe. Deshalb können höhere Infektionszahlen als im Sommer nicht die Grundlage für Maßnahmen sein, etwa für eine erneute Maskenpflicht.“

Eine Grundlage für eine erneute Maskenpflicht könne etwa eine Mutation des Coronavirus sein, die stärkere Krankheitsverläufe hervorruft. Der KBV-Chef wandte sich außerdem gegen die Fortführung der kostenlosen Corona-Tests. „Anlasslose Bürgertests sollten wir zeitnah stoppen, sie bringen sehr wenig und kosten sehr viel“, sagte Gassen dem RND.

Auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg kritisierte Forderungen nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht. „Wir wissen zwar, dass richtig verwendete FFP2-Masken vor einer Coronavirus-Infektion schützen können“, sagte er dem RND. „Aber andere Maßnahmen könnten eine höhere Effizienz haben und sollten dann vor einer Maskenpflicht eingeführt werden.“

Schmidt-Chanasit sprach sich dafür aus, die Evaluation der Corona-Maßnahmen abzuwarten. „Sollte die Homeoffice-Regelung viel effizienter sein als eine Maskenpflicht, hätte im Herbst Homeoffice die höhere Priorität.“

Angesichts wieder steigender Coronainfektionszahlen waren zuletzt Forderungen nach einer erneuten Maskenpflicht in Innenräumen laut geworden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will noch vor der Sommerpause Eckpunkte für ein künftiges Infektionsschutzgesetz vorlegen. Dabei geht es etwa darum, inwieweit Regelungen wie eine Maskenpflicht etwa in Handel oder Gastronomie wieder möglich sind, wenn es im Herbst oder Winter eine neue Infektionswelle gibt.

Über die „Corona-Herbststrategie“ des Ministeriums werden ab Mittwoch die Gesundheitsministerinnen und -minister der Bundesländer auf der Gesundheitsministerkonferenz beraten. (afp)

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