Kinder fragen, die taz antwortet: Können Tiere denken?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Lia, 7 Jahre alt.
Liebe Lia, das ist eine Frage, die die Menschheit schon sehr lange beschäftigt. Sie ist aber nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Es kommt ganz darauf an, wen du fragst und wie die Person Denken definiert.
Wenn man den Biologen Karsten Brensing fragt, dann denken Tiere sehr wohl. Wenn zum Beispiel eine Katze eine Maus jagt und die Maus hinter einem Baum verschwindet, weiß die Katze, dass die Maus noch irgendwo sein muss und wird nach ihr suchen. Das ist eine sehr einfache Form des Denkens.
Eine kompliziertere Form ist es, über sich selbst nachzudenken. Wer über sich selbst nachdenkt, kann bewusste Entscheidungen treffen. Das kommt dem, wie wir Menschen denken, schon sehr nah und wurde von Wissenschaftlern unter anderem bei Ratten nachgewiesen. Die Tiere haben in Experimenten gezeigt, dass sie sich bewusst gegen eine Teilnahme entschieden, wenn sie sich nicht sicher waren, welche Antwort die richtige ist.
Lange dachte man auch, dass Tiere sich nicht im Spiegel erkennen können. Das stimmt nicht. Wenn man einem Pferd einen Punkt auf die Stirn malt und es sich im Spiegel sieht, versucht es den Punkt wegzuwischen.
Fast wie Menschen
Raben sind sogar in der Lage, sich in andere Lebewesen hineinzuversetzen. Wie du auch. Wenn ein Rabe weiß, dass ein anderer Rabe in der Nähe ist, wird er sein Futter besser verstecken, weil er befürchtet, dass es ihm der andere Rabe klaut.
Außerdem haben Tiere Emotionen. Sie fühlen sich, wie du, traurig oder glücklich. Kühe zum Beispiel erinnern sich gut daran, wie sie von einem Menschen behandelt wurden. Wenn ein Bauer eine Kuh schlecht behandelt, dann vertraut sie diesem Bauer später weniger als einem, der sie gut behandelt hat.
Die Sprache macht den Unterschied
In vielen Dingen denken Tiere also sehr ähnlich wie Menschen. Einen großen Unterschied gibt es aber. Unsere Sprache. Tiere können viele Dinge viel besser als Menschen. Ein Adler kann eine Maus aus mehreren Hundert Metern Höhe noch erkennen, ein Gepard ist so schnell wie ein Auto auf der Landstraße und eine Eule hört selbst das leiseste Rascheln.
Wir Menschen haben unsere Sprache. Mit der können wir über unsere Welt reden. Wir können Dinge planen und uns Ziele setzen, die weit in der Zukunft liegen. Das unterscheidet uns von Tieren. Tiere können denken, aber der Mensch kann fragen, warum er denkt. Das nennt man abstraktes Denken. Für manche Menschen ist erst das richtiges Denken.
Hast du auch eine Frage?Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Anschläge auf „Programm-Schänke“
Unter Druck
Jeff Bezos und die Pressefreiheit
Für eine Zwangsabgabe an Qualitätszeitungen!