Deutsche Schiffbauer enttäuscht: Energiewende nützt Werften wenig
Die deutsche Schiffbauindustrie hatte auf Aufträge im Zusammenhang mit dem Ausbau der Offshore-Windräder gehofft. Bislang vergeblich.
Aber noch mangelt es für die Energiewende auf See an allem. „Selbst das einfachste Gerät fehlt“, etwa für den Transport von Mühlenflügeln, sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Zukünftig werde eine komplette Infrastruktur benötigt: Einrichter- und Kranschiffe, Plattformversorger und Kabelleger. Auch für den Rückbau alter Anlagen benötige man Spezialschiffe und ausgebildete Seeleute.
Doch bislang tut sich wenig in den Auftragsbüchern. Zu ungewiss sind die politischen Rahmenbedingungen. Das Windenergie-auf-See-Gesetz steckt im parlamentarischen Prozess fest. Der VSM fordert eine Koppelung von staatlicher Förderung und Wertschöpfung innerhalb der EU. „Es kann doch nicht sein, dass wir den ganzen Mist aus Asien herschippern“, platzte Lüken der Kragen.
In der Vergangenheit gingen im Weltschiffbau immer mehr Aufträge nach Südkorea und China, die ihre Werften mit Abermilliarden subventionieren. Eine Folge: Aktuell hätten deutsche Reeder Neubauten im Wert von 4 Milliarden Euro bestellt, davon 55 Prozent in China und 44 Prozent in Korea. Obwohl die Reedereien durch erhebliche Steuermittel unterstützt werden, so der VSM, verbleibt gerade einmal ein Prozent der Neubauinvestitionen in der EU.
IG Metall aufgescheucht
Den jahrelangen „Substanzverzehr an Schiffbaukapazitäten“ – etwa in Emden und Hamburg – findet der VSM angesichts der erwarteten stark wachsenden Nachfrage besorgniserregend und fordert „eine dringende Korrektur politisch gesetzter Rahmenbedingungen“, um einen unwiederbringlichen Fähigkeitsverlust zu vermeiden. Um den sorgt sich auch die Gewerkschaft.
„Bund, Land und Investoren dürfen die Beschäftigten der MV Werften in Rostock, Stralsund und Wismar jetzt nicht hängen lassen“, fordert Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall. Die Beschäftigten der drei insolventen Werften bräuchten konkrete Zusagen für ihre Zukunft. Für Dienstag hat sich der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Carsten Schneider, zu einem Besuch in Wismar angekündigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung