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Grünen-Fraktionschefin tritt zurück„Eine brutale Entscheidung“

Antje Kapek legt den Fraktionsvorsitz der Berliner Grünen nieder. Die Gründe seien persönlicher Natur – Koalitionskrach gebe es nicht.

Antje Kapek (l.) legt den Grünen-Fraktionsvorsitz nieder, Silke Gebel macht vorerst alleine weiter Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl

Berlin taz | Die Berliner Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek hat am Dienstag überraschend erklärt, ihr Amt mit sofortiger Wirkung niederzulegen. „Es bricht mir das Herz“, sagte die 45-Jährige sichtlich angefasst vor Jour­na­lis­t*in­nen bei einem kurzfristig anberaumten Pressestatement im Berliner Abgeordnetenhaus. Doch die vergangenen Monate hätten für sie „ein Maß an Kraftanstrengung“ bedeutet, „das es mir nicht erlaubt, mein Amt so auszufüllen, wie es erforderlich wäre.“ Kapek nannte ihren Entschluss „eine brutale Entscheidung“.

Kapek, die ihr Mandat als einfache Abgeordnete behalten will, betonte, ihre Entscheidung falle „ausschließlich in den Bereich Persönliches“. Weder in der rot-grün-roten Koalition noch in der eigenen Fraktion habe es einen Auslöser für ihre Entscheidung gegeben.

In einer kurze Zeit später verschickten Erklärung von Kapek hieß es dann allerdings auch mit Blick auf die gerade zurückliegende Koalitionsbildung: „Der Wahlkampf, die Koalitionsverhandlungen und die politischen wie privaten Auswirkungen der Coronapandemie haben bei mir mentale und physische Spuren hinterlassen.“

Die Grünen hatten ihren Fraktionsvorstand erst vor gut einem Monat neu gewählt und dabei das langjährige Duo aus Antje Kapek und Silke Gebel im Amt bestätigt. Kapek, die seit 2011 im Abgeordnetenhaus sitzt, führte die Fraktion insgesamt fast zehn Jahre lang, zu Beginn noch gemeinsam mit der späteren Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Die politischen Arbeitsschwerpunkte der studierten Geografin liegen im Bereich Umwelt- und Verkehrspolitik sowie Stadtentwicklung.

Co-Vorsitzende Gebel, die am Dienstag ebenfalls sichtlich konsterniert wirkte, soll nun vorerst die Geschicke der Fraktion alleine führen. Es solle aber weiterhin eine Doppelspitze geben, hieß es. „Wir haben als Team fünf Jahre lang sehr gut funktioniert“, sagte Gebel. „Insofern bin ich emotional durchaus angefasst.“

Insbesondere aus den Reihen des linken Koalitionspartners kam am Dienstag viel spontane Anerkennung für die Kreuzbergerin Kapek: „Respekt für diese Entscheidung und danke für die Zusammenarbeit, die ich sehr geschätzt habe“, twitterte der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schrader. Aber auch aus den Reihen der Opposition zollte man Kapek Respekt: „Danke für die menschlich immer gute und respektvolle Zusammenarbeit“, hieß es vom parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Stefan Evers.

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2 Kommentare

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  • Sicher, Respekt vor der Entscheidung.



    Jetzt kommt das



    aber



    ...Kapek, die ihr Mandat als einfache*1 Abgeordnete behalten will..



    Die berühmte Verkäuferinn, die vielleicht, ausgebrannt ist, hat kein Mandat und ihre Perspektive sieht anders aus.



    10 Jahre im Abgeordnetenhaus, das gibt doch eine gewisse Sicherheit, meine ich.



    Warum nicht das Mandat an Jüngere?!



    *1 Was ist eine einfache Abgeordnete?

    • @Ringelnatz1:

      Hat alles Vor- und Nachteile.

      Die implizite Förderung, nach 10 Jahren entweder ganz vorne zu stehen oder ganz zu gehen, finde ich aber etwas übertrieben.

      Noch ein sachlicher Einwand: Laut Ihrem Kommentar wird man nur wegen der Rentenbezüge Abgeordneter. Offenbar nicht - hätten Sie aber auch selber merken könnten.