Schalke 04 und Gazprom: Allseits peinlich

Den Schalkern ist der Sponsor Gazprom nun unangenehm. Umgekehrt dürfte auch Putin kein Fan des Absteiger-Vereins sein: Er steht auf Siegertypen.

Sprinteinheit vor einem Werbebanner auf dem Gazprom steht

Den Schalkern ist der Sponsor Gazprom nun unangenehm. Und Putin? Mag auch keine Verlierer Foto: Team 2/imago

Noch vor Tagen wäre diese Meldung ein Kuriosum gewesen: Ein mäßig erfolgreicher Zweitligist überlegt, ob er die Millionen von einem Weltkonzern noch annehmen möchte. Doch Schalke 04 überprüft nun tatsächlich, ob er sich die Partnerschaft mit dem russischen Energiekonzern Gazprom weiterhin leisten kann. Denn bekanntlich hat sich einiges geändert: Der russische Staat, der die Mehrheit der Gazprom-Aktien hält, hat sich für einen Krieg gegen die Ukraine entschieden. Auf Schalke hat man berechtigte Angst, da hineingezogen zu werden.

Schalke hat Erfahrungen: 2014, nach der Annexion der Krim, hatte Putin die Schalker Mannschaft nach Moskau eingeladen, er wollte ihr eine Führung durch den Kreml organisieren. Schalkes damaliger Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte das vermittelt. Immer wenn Tönnies seinen Freund in Moskau besucht, bringt er ihm ein Eisbein mit. „Er erkundigt sich dann auch nach Schalke“, so Tönnies.

Damals war Schalke allerdings noch ein Spitzenteam. Auch da hat sich etwas geändert: Zum einen ist Tönnies mittlerweile von Schalke geschasst worden. Und die Mannschaft ist trotz der Gazprom-Millionen in die zweite Liga abgestiegen. Es kann also sein, dass sich Putin gar nicht mehr nach Schalke erkundigt, wenn er sein Eisbein schmatzt.

Der Nacktreiter Putin, der Schweine­industrielle Tönnies und der unvermeidliche Auto-Exkanzler Gerhard Schröder – dass sich solche Männer gerne erfolgreiche Fußballer kaufen, um sich mit ihnen sehen zu lassen, passt. Und an Macht mangelt es dieser Kameradschaft nicht: Schröder hat immer noch politischen Einfluss und wollte jüngst in den Gazprom-Aufsichtsrat. Tönnies ist weiterhin Milliardär. Und Putin zieht in den Krieg.

Das einzig Hoffnungsvolle, das sich aus dieser Lage ziehen lässt, ist: Auch mit größtem Mitteleinsatz kann man so sehr scheitern, dass es selbst einem deutschen Zweitligisten zu peinlich wird, von einer solchen Bagage gepampert zu werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.