ausstellung zu intimität in der galerie wedding
: Schule der Worte und Nischen

Ausstellungsansicht, INTIM/E, Dirk Bell & Isabel Lewis (School of Swans), Galerie Wedding, Berlin Foto: © Juan Saez

So leicht, so soft, so wortwörtlich lichtdurchlässig war wohl noch keine Ausstellung in der Galerie Wedding wie jetzt „INTIM/E“ von Dirk Bell und Isabel Lewis. Transparente Duschvorhänge teilen den Raum, ein üppiger Blumenstrauß steht inmitten eines sonst minimalen Settings aus Grau, Schwarz und Weiß, Elektrosound hüllt alles in eine sanfte Atmosphäre, und nur leicht zeichnet sich auf einer Queensize-Matratze über dem Eingang das Bild voller, von einem dicken Tropfen benässter Lippen ab. Vor diesem poppig eingängigen und gleichzeitig so unschlüssigen Geschehen zieht unaufhörlich die Weddinger Müllerstraße. Die Schau findet im Rahmen des Programms „Existing Otherwise/ Anders Existieren“ (kurz „XO“) statt, dass 2021 in Berlin begann und sich dieses Jahr u. a. am SCCA Tamale in Ghana fortsetzt.

„School of Swans“ nennen Isabel Lewis und Dirk Bell auch ihr kollaboratives Projekt. Denn im Laufe von „INTIM/E“ haben zudem das Blumenstudio Anatomie Fleur, die Tee-Zeremonienmeisterin Dambi Kim oder die Tänzerin Nora Chipaumire ihre Spuren hinterlassen. School of Swans: ein toller Name, der die tatsächliche Schwanensee-Romantik ihrer Ausstellung vorwegnimmt. Denn nur langsam offenbaren sich darin Zeichen, Wörter und Sätze. Und alle drehen sich um die Liebe.

Galerie Wedding, Di.–Sa. 12–19 Uhr, Müllerstr. 146/147, Finissage mit Performance: 12. 2., 16–19 Uhr

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Ganze niedergeschriebene Passagen auf den Duschvorhängen und an den Wänden zitieren Literatur und Wissenschaft. Um ein gemeinsames Sein, um das Koexistieren von Organismen, Menschen und Wesen geht es darin. Es zerfallen Begriffe, und es entstehen neue. Auf einem Wandbild werden die Kategorien „Black“ und „White“ zu den vermeintlich bedeutungsoffenen „Lack“ und „Hit“. Und so langsam entgleist der schöne Pop dieser Ausstellung, entrücken das Gefällige und das Sanfte den Standards – in eine Nische hinein, die unsere Aufmerksamkeit für das will, was Tag für Tag um uns geschieht. Sophie Jung