Segeljacht von Jeff Bezos: Fettes Boot
In Rotterdam ist eine Brücke zu niedrig für die Jacht des Amazongründers. Doch Geld bringt vieles in Bewegung.
W er kennt das nicht: Mein Portemonnaie ist zu dick, es passt nicht in die Louis-Vuitton-Clutch. Oder: Mein Kobe-Rindersteak ist zu schwer, beim Tragen bekomme ich eine Sehnenscheidenentzündung. Oder: Die Erde dreht sich zu schnell, mir wird schwindelig. Oder: Meine Yacht ist zu groß, sie passt nicht unter der „De Hef“-Brücke in Rotterdam durch.
Für all das lässt sich Abhilfe schaffen. Eine größere Louis-Vuitton-Clutch, ein Elefant, der die Tüten trägt, ein Team aus Nasa-Expert:innen wie (der aus Armageddon bekannte) Bruce Willis, das die Erdkernrotation mittels Atomsprengköpfen verlangsamt. In der Brückensache ist die Lösung sogar noch einfacher – wenn man Jeff Bezos ist, baut man das Ding kurzerhand ab. Das ist eine schlichte Kosten-Nutzen-Rechnung: Die Yacht, die Bezos sich in einer niederländischen Werft zimmern ließ, und deren Meergang nun die Brücke im Weg steht, kostet rund 430 Millionen Euro und hat drei hoch in den Himmel ragende Masten.
De Hef ist dagegen eher für Wikingerflöße und Kreuzfahrtschiffchen bis 40 Meter Höhe geeignet, und fast 100 Jahre alt. Zudem werde sie wieder aufgebaut, wenn der Mann mit einer steifen Brise im Meer angekommen ist.
Und die Stadt koste das nichts: Bezos zahlt selbstredend den Ab- und Wiederaufbau des Monuments, das wie viele andere Bauwerke das Stadtbild prägt, und nach einer Komplettsanierung 2017 eigentlich nicht mehr angefasst werden sollte. Er nutzt dazu das Geld, das ihm in die Ritzen des Beifahrersitzes seines „New Shepard“-Raumschiffs gerollt ist.
In Sachen Brückencrash
Rotterdams Bürgermeister hat sich in Sachen Brückencrash zwar noch nicht ganz entschieden, und will abwarten, ob Bezos ernst macht. Aber die Niederländer:innen sollten froh sein: Auf Baltrum hat sich neulich ein Mensch eine Rolle Klopapier bei Amazon bestellt. Weil das zufällig genau die 177 milliardenste Klopapierbestellung war, und die Zahl zu Bezos passt wie … ja, wie Arsch auf Concorde-Sitzplatz, hat er versprochen, sie selbst auszuliefern. Mit seiner neuen Yacht.
Der Baltrumer Bootsclub, der den Hafen seit 1968 betreibt, hat sich daher getroffen, auch der Bürgermeister und der Chef des lokalen Bollerwagenverleihs waren anwesend. Top 1: Der Sportboothafen ist tideabhängig. Das könnte beim Bezos-Besuch ein Problem werden. Es gibt aber schon zwei konstruktive Vorschläge.
Entweder reißt man die Düneninsel mit einem Hubschrauber aus dem Nordseeboden, und fliegt sie ganz nah an die Yachtkommandobrücke, damit die Klopapierübergabe klappt. Oder man verschiebt den Mond, damit die Gezeiten nicht mehr stören. Man kann auch alles wieder rückgängig machen. Bruce Willis hat gerade eh nicht viel zu tun.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen