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Frauen in der CDUTraut euch

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Die Christdemokratinnen laufen Gefahr, sich mit dem Posten der Bundestagsvizepräsidentin abspeisen zu lassen. Dabei könnten sie das Momentum nutzen.

Nachfolgerin gesucht Foto: Stefan Boness

I mmerhin. Die CDU hat eine Frau als Stellvertreterin ins Bundestagspräsidium geschickt und Yvonne Magwas ist eine gute Wahl. Sie ist vergleichsweise jung, weiß als Mutter um einen Teil der Alltagsprobleme der Bevölkerung und hat trotzdem parlamentarische Erfahrung. Dass sie aus dem Osten stammt, aber für die sächsische CDU erfreulich liberal ist, kommt hinzu.

Die Gefahr aber ist, dass die Frauen in der CDU sich mit diesem Posten, bei dem es viel um Repräsentation und kaum um Macht geht, abspeisen lassen. Und die Männer – fünf Katholiken aus NRW – den Kampf um die Spitze in Partei und Fraktion, die tatsächlich mächtigen Posten also, unter sich ausmachen.

Dabei gibt es derzeit ein Momentum, das so schnell nicht wiederkommt. Die CDU liegt am Boden – und viele Mitglieder spüren, dass man nicht weitermachen kann wie bisher. Das bietet die Chance, mit Traditionen zu brechen und beispielsweise eine Doppelspitze einzuführen.

Dagegen reicht es nicht, wenn mal hier, mal dort eine Christdemokratin die Diskussion über Beteiligung einfordert und die Frauen-Union Gespräche führt. Es ist an der Zeit, dass eine Frau ihren Hut für den CDU-Vorsitz in den Ring wirft – und sich andere hinter der Kandidatin versammeln. Die Konferenz, die die Frauen-Union an diesem Donnerstag veranstaltet, wäre ein guter Ort dafür.

Die CDU hat Frauen mit Potenzial

Es stimmt zwar, dass es nach dem Scheitern von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Parteivorsitzende und dem Abgang von Ursula von der Leyen Richtung Brüssel keine natürliche Kandidatin gibt. Doch das gilt auch für die Männer.

Und die CDU hat durchaus Frauen mit Potenzial zu bieten, die bislang in der zweiten Reihe stehen: die Kieler Bildungsministerin Karin Prien zum Beispiel, Fraktionsvize Nadine Schön oder Serap Güler, die bislang Integrationsstaatssekretärin in NRW war und jetzt Bundestagsabgeordnete ist. Eine von ihnen im Team zum Beispiel, das könnte den Aufbruch verströmen, den die CDU jetzt braucht.

Und Spahns Beispiel zeigt ja auch: Wer jetzt scheitert, hat sich für das nächste Mal in Stellung gebracht. Also jetzt mal los, werte Christdemokratinnen!

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Man könnte durchaus genau andersherum argumentieren: In den letzten Jahren standen bei der CDU mit Merkel, AKK, VdL und Klöckner doch die Frauen ganz vorne in der ersten Reihe. Nach einer verlorenen Wahl sollte man Bilanz ziehen und analysieren, was gut und was nicht so gut war. Haben diese Spitzenfrauen wirklich mit Kompetenz gepunktet und geliefert?

    Gerade AKK hatte als CDU-Vorsitzende und mögliche Kanzlerkandidatin nun wirklich alle Möglichkeiten, damit eine Auswahl zwischen Männern wie Laschet und Söder erst gar nicht stattzufinden braucht.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Winnetaz:

      Merkel, Klöckner, AKK, von de Leyen, Schavan - alles Spitzenfrauen, was das Versagen angeht.

  • Puh, also Karin Prien finde ich als "meine" Bildungsministerin echt nicht toll. Das hat mit ihrer Politik zu tun, aber auch mit Anderem.

    Schönen Gruß aus dem schleswig-holsteinischen Bildungswesen.

  • Die Union leidet gerade unter den Folgeschäden der Politik von Frauen wie Merkel, vd Laien, Kramp usw, Bär, Karlicek etc die glasklar bewiesen haben dass Frauen genauso schlechte Politik wie Männer (Schäuble, Seehofer, Altmaier, Scheuer, Söder, Spahn) machen können. Bitte diesen Aspekt in die Analyse mit einbeziehen.

    • @Gerald Müller:

      Das wäre dann doch echte praktizierte Gleichberechtigung, wenn Frauen genauso schlecht sein können wie Männer und nicht besser qualifiziert sein müssten, um eine Chance zu haben.

  • „Das bietet die Chance, mit Traditionen zu brechen und beispielsweise eine Doppelspitze einzuführen“



    Sicher könnten noch etliche Posten mit „Doppelspitze“ besetzt werden; gilt auch für die anderen Parteien. Aber dann werden immer noch genug ehrgeizige Frauen und Männer übrig sein.



    Bin gespannt, wer die erste „Dreifachspitze“ einführt!

  • Die CDU anno domini 2021 gibt insofern Anlass zu Optimismus, daß mit der neuen Basisgeneration ein teils komplett neuer Wind in den Laden kommt, siehe als Personalien z. B. Frau Kasprowski. Durch die Internetkultur findet doch heute eine ganz andere Quersozialisation statt als noch früheren muffigen Zeiten.

  • Die CDU hat in den letzten Jahren mit dem Argument "Richtige Kandidatin, weil sie ne Frau ist", nicht unbedingt Gutes hervor gebracht.

    Eventuell wäre es besser, auf Kompetenzen, als auf Geschlechter zu schauen.

    "Wir brauchen Frauen" reicht nun mal nicht aus. Nachdem in den vergangenen Jahren Frauen durchaus die Spitze gestalteten jetzt zu fordern, dass es bloß kein Mann machen darf, weil er einen Penis hat, ist wohl etwas zu kurz gedacht.



    Nicht, dass ich in der männlichen Kandidatenriege deutlich mehr Kompetenz sehe, jedoch empfinde ich es als höchst problematisch, das Geschlecht als Kriterium mit einzubeziehen.

    Ich wünsche mir eine Bewertung aller möglichen Kandidaten bloß anhand ihrer Kompetenzen.

    Menschen nach ihrem Geschlecht zu kategorisieren ist falsch. Und das zählt bei der Vergabe von politischen Ämtern ebenso, wie in jedem anderen Bereich. Was zählen sollte, ist einzig und alleine die persönliche Eignung. Nicht die Vagina, der Penis oder sonst irgendwelche Geschlechtsorgane.

    • @Sabrina K.:

      absolut, Sabrina! Gute Frauen à la "Lilith" haben sich schon immer von allein durchgesetzt. Wenn man/n sie lässt und nicht glaubt, Adam selbst sei das Höchste der "göttlichen Schöpfung". ...unsere Talente sind nunmal individuell verschieden - und hängen weniger vom Geschlecht ab. So kann es sogar Männer mit viel weiblich feministischer "Lilith"- oder andersherum kindersorgender "Eva"-Energie geben. Punkt.

  • "Sie ist vergleichsweise jung, weiß als Mutter um einen Teil der Alltagsprobleme der Bevölkerung und hat trotzdem parlamentarische Erfahrung. Dass sie aus dem Osten stammt, aber für die sächsische CDU erfreulich liberal ist, kommt hinzu."

    Das sind bis auf "parlamentarische Erfahrung" und "liberal" alles sehr äußerliche Kriterien, die nichts über ihr politisches Können oder ihre politischen Positionen aussagen. Mit anderen Worten, Magwas kam nur in dieses (eher unwichtige) Amt, weil sie alle möglichen Quoten erfüllt, ohne vollkommen unqualifiziert zu sein, war aber eigentlich vorher eine völlig unbedeutende Hinterbänklerin.

    Dasselbe gilt für die hier vorgeschlagenen Damen, Schön, Güler oder Prien. Das ist eben nicht das Format einer Merkel, einer von der Leyen oder AKK, auch nicht das eines Merz, Spahn oder Röttgen. Es gibt bei der CDU im Moment wahrscheinlich keine Frauen dieses Formats.

    Ist das schlimm? Wahrscheinlich selbst dann nicht, wenn man nicht zu denjenigen gehört, die die CDU gerne scheitern sehen. Frauen machen nicht anders Politik, vertreten nicht andere Positionen, es ist letztlich völlig egal, ob ein Mann oder eine Frau ein Amt hat, das haben Merkel, AKK, Klöckner usw. in den letzten Jahren gut gezeigt.

  • Ach was! © Loriot

    “ Die Gefahr aber ist, dass die Frauen in der CDU sich mit diesem Posten, bei dem es viel um Repräsentation und kaum um Macht geht, abspeisen lassen. Und die Männer – fünf Katholiken aus NRW – den Kampf um die Spitze in Partei und Fraktion, die tatsächlich mächtigen Posten also, unter sich ausmachen.“

    kurz - Wie sagte es einst treffend wie immer -



    “Ick setz mir mal bei Richie“ Wolfgang Neuss:



    “Wat sindse denn nun lieber - Noelle oder Neumann?



    Und dann - ist man doch lieber nur noch die Frau ihres Mannes!“



    (Op gau plattdütsch: “Söchst du Wuust innen Hunnenstall?“



    Volkers 👄!;))(

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      & btw nochens

      Danke für das Fotto con Plakat =>



      “Mehr als tausend Worte!“

      kurz - der autoritär konotierte Typ -



      Ist genderneutral & ubiquitär •

      Helzrichen Gwücklunsch - “Chefin alle paletti - “ für 18 Jahre CDU-Vorsitz -



      Peinlich liebedienerisch geht’s kaum. Gelle!



      Aber da strahlt die CDU-Frau über alle Backen! Gellewelle&Wollnichwoll.



      Normal - wa - 🤮 -