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Google gegen Klimawandel-Leugner

Internetkonzern schiebt dem Geldverdienen mit Klimalügen durch Anzeigenstopp einen Riegel vor

Von Lukas Nickel

Ab kommendem Monat schaltet Google bei Youtubern, auf deren Kanälen „der etablierte wissenschaftliche Konsens“ über die Ursachen des Klimawandels infrage gestellt wird, keine Werbung mehr. Auch durch Google auf Drittseiten platzierte Werbeanzeigen, die den Klimawandel anzweifeln, werden gestoppt. Das geht aus einem vergangene Woche veröffentlichten Blogbeitrag von Google hervor. Der Konzern will außerdem Werbung verbieten, die den schädlichen Einfluss von Treibhausgasen und den menschengemachten Klimawandel leugnet.

Wer hingegen über Klimaleugner berichtet und darüber diskutiert, können weiter bei Google Anzeigen schalten und Werbeeinnahmen für seine Youtubevideos erhalten. So sollen Debatten über Klimapolitik und neue wissenschaftliche Erkenntnisse weiter möglich sein. Die Entscheidung gegen Falschinformation zu Klimathemen sei gefallen, weil viele Kunden „einfach nicht wollen, dass ihre Werbung neben solchen Inhalten erscheint“, räumt Google ein. 2020 betrugen die Einnahmen für das Unternehmen gut 147 Milliarden US-Dollar. Konkurrent Facebook kam auf fast 85 Milliarden.

Offen bleibt, wie genau Google Falschinformationen identifizieren wird. Das Unternehmen wolle „sorgfältig“ prüfen, welche Inhalte durch die neuen Richtlinien aus dem Netz genommen werden müssen, heißt es auf der Website. Dabei setze es auf automatisierte Erkennung von Falschinhalten und menschliche Überprüfung. Als Grundlage wolle Google aktuelle Studien und Erkenntnisse aus vertrauenswürdigen Quellen heranziehen, unter anderem von den Vereinten Nationen.

Keine Allzwecklösung

Eine Allzwecklösung gegen Lügen rund ums Klima biete die Maßnahme von Google jedoch nicht, kritisieren Experten. „Fehlinformationen sind in Online-Diskussionen über kohlenstoffarme Energie, Reisen und Lebensmittel genauso im Spiel wie in solchen über Klimawissenschaft“, sagte Steve Smith von Oxford Net Zero, einer Recherchegruppe zum Klimawandel an der Oxford University, gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Die Maßnahmen stünden im Zusammenhang mit den eigenen Bemühungen, nachhaltiger zu werden und den Klimawandel zu bekämpfen, so Google. Auch gegen Falschinformationen zu Corona geht der Konzern vor. So wurden seit Beginn der Pandemie auf Youtube über eine Million Videos gelöscht, in denen zum Beispiel der Mobilfunkstandard 5G in Verbindung mit dem Coronavirus gebracht wurde.

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