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Debüt von „RTL Direkt“ mit Jan HoferUnd nun zu etwas völlig anderem

Das „RTL Direkt“-Debüt am Montag war desaströs. Statt auf aktuelle Nachrichten zu reagieren, diskutierte Jan Hofer mit Annalena Baerbock über Bio-Essen.

Thema verfehlt: Jan Hofer und Annalena Baerbock bei „RTL Direkt“ Foto: Markus Nass/RTL

Es ist tragisch, wenn beim sorgfältig geplanten Journalismus plötzlich Nachrichten dazwischenkommen. Der Kölner Privatsender RTL bereitet seit Monaten seine „News Offensive“ vor, hat sich mehrere berühmte Ex-ARD-Gesichter geschnappt, gerade wurde sogar bekannt, dass er mit dem traditionsreichen Zeitungsverlag Gruner + Jahr fusioniert.

Am Montagabend ging die neue Infosendung „RTL Direkt“ mit Ex-Tagesschau-Sprecher Jan Hofer erst mal so richtig in die Hose. Blöderweise gab es eine globale Großnachrichtenlage, auf die man bei RTL nicht so recht reagieren wollte.

„RTL Direkt“ läuft ab sofort Montag bis Donnerstag um 22.15 Uhr und dauert 20 Minuten. Normalerweise laufen parallel die Tagesthemen im Ersten, was auch als „Kampfansage“ an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewertet wird. Bei RTL hat man sich nicht gerade beeilt, dem vehement zu widersprechen. „RTL Direkt“ hat ein Thema des Tages, das mit einem Gast besprochen wird, unterbrochen von Einspielern. Zum Auftakt sprach Jan Hofer mit Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock über die Frage, „wie viel grünes Leben kostet“. Während das Interesse der Zu­schaue­r*in­nen am Montagabend garantiert woanders lag.

Journalismus heißt reagieren

Trotzdem ging, während sich am Kabuler Flughafen Menschen an Flugzeuge klammerten, Hofer mit Baerbock nach zwei aktuellen Minuten zum vorbereiteten Thema über: Bio kaufen, wer kann sich das leisten. Jede*r, bei der richtigen Sozial- und Agrarpolitik, sagt Baerbock. Aha. Afghanistan: Vergessen. Stattdessen macht Comedian Abdelkarim am Ende eine kurze Standup-Einlage zu den Wahlkampfthemen des vergangenen Monats. Zur Aufheiterung. Selten war eine Sendung in einem Moment so deplatziert.

Klar, jede neue Show muss sich einruckeln. Neue Formate und Segmente müssen sich entwickeln, das Team sich einarbeiten, der Moderator sich in der neuen Rolle zurechtfinden. „RTL Direkt“ nach einer Ausgabe an Kleinigkeiten zu messen, an Verhasplern und Momenten der Unsicherheit, wäre unfair. Und natürlich ist Jan Hofer kein gewiefter Interviewer, sondern Wohlfühl-Moderator. Und: Auch bei der ARD wurden schon Tatorte gesendet, während es draußen in der Welt zu geopolitischen Krisen kam. Etwa beim Putschversuch 2016 in der Türkei.

Aber wenn man als Privatsender Erwartungen aufbaut, jetzt Journalismus zu machen, der sich an dem der Öffentlich-Rechtlichen messen kann, dann gehört dazu auch: Reagieren auf Aktualität. Besonders, wenn eine Politikerin im Studio ist, die sich um ein Amt bewirbt, in dem sie künftig durch solche Krisen führen müsste.

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3 Kommentare

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  • Ablenkung und die Entpolitisierung der Gesellschaft war das (erfolgreiche) Ziel der "geistig moralischen Wende", die seinerzeit Helmut Kohl mit dem Privatfernsehen einführte. Mit Titti-tainment ala "Tutti Frutti" gegen Links (Umwelt-, Friedens- und Anti-AKW-Bewegung, Gewerkschaften "35-Stundenwoche"...) nachdem die Grünen in den BT gewählt wurden.



    Nun kaufen die werbefinanzierten TV Anstalten seriöse Vermittler:innen des ÖR von Nachrichten ein, während auf der Straße "das Volk" für das Grobe zuständig ist, gegen die "Lügenpresse", das "Staatsfernsehen" und den Rundfunkbeitrag.



    Gegen Coronaverschuldung, Klimawandel, soziale Ungleichheit... helfen die Produkte der Finanziers der Sender. Geht arbeiten und shoppen und überlasst die Politik den Profis und den Kommunikations- und Marketingabteilungen der Parteien.



    Ob Baerbock erst die Milch und dann das Müsli in die Schale gießt, Laschet wenns dunkel wird zu Hause sein muss, oder welchen Frisör Scholz hat ist doch auch interessant.



    Erschreckend ist allerdings, dass von privaten TV-Sendern offensichtlich etwas anderes erwartet wurde!

  • Desaströs ist nun aber auch ein klein wenig übertrieben oder?



    Natürlich überschattet Afghanistan gerade vieles, aber dennoch kann man kurz vor einer ziemlich wichtigen Wahl, doch auch darüber sprechen, wie man sich Biolebensmittel/ einen grünen Lebensstil leisten kann. Das betrifft die Lebenswirklich nahezu jedes Menschen in Deutschland. Wenn auf nahezu allen Kanälen nur noch über eine Thematik gesprochen wird, die Zeitungen voll damit sind, ist es dennoch wichtig, andere zentrale Aspekte des "normalen" Lebens nicht gänzlich außer Acht zu lassen.

    Natürlich wäre es schön gewesen zu hören, wie sich die Grünen zu Abschiebungen in das ach so sichere Herkunftsland positionieren; insbesondere in den Ländern, in denen sie an der Macht sind.

    • @Matthias K:

      Die Frage nach "grünem Leben" wird interessanterweise aber nur bei den grünen gestellt. Warum wird nie gefragt wie das blaue (Wasser), braune (Schlamm) Leben so bezahlt wird, wenn CDU/CSU an der Macht ist.



      Somit suggeriert man wieder das was schwarz-blau (braun) seit Monaten probieren zu etablieren. Das "grüne Leben" kosten für jeden Menschen Geld etc. Das aber gerade die Flut uns (weil wir nicht die Natur schützen) uns zeigt, was AKTUELL uns das schon kostet, wird mal wieder ausgeblendet.

      Dieser Bias der fast bei jeder Sendung egal ob ÖR oder Private zu Grunde liegt, gehört endlich überwunden.



      Oder eben unabhängig bei jeder Partei nachgefragt. (Die Linken werden ja auch minutiös befragt wie wollt ihr soviel soziale Aufgaben finanzieren, komischerweise die Steuern von Reichen und Großkonzernen ist meist keine geeignete oder gebilligte Antwort).