Todesfall nach Club-Besuch in Berlin: „Stop taking G!“
Eine Frau stirbt nach einem Club-Besuch, GHB soll im Spiel gewesen sein. Eine Droge, die schon länger ein Problem in der Berliner Partyszene ist.
Von K.-o.-Tropfen haben viele schon einmal gehört – GHB ist das Gleiche. Manchmal wird es auch als „Liquid Ecstasy“ bezeichnet, was die Wirkung bereits umreißt. Potenzielle Vergewaltiger*innen setzen es ein, um eine Person bewusstlos und gefügig zu machen. In Clubs nehmen das Menschen zum Spaß. Es wirkt euphorisierend und erzeugt ein angenehmes Körpergefühl. Die Gefahren aber sind die gleichen: Bewusstlosigkeit, Gedächtnislücken bis hin zu Atemlähmung.
Nur wenige Milliliter machen den Unterschied zwischen Rausch und Überdosierung aus. Einige Leute nehmen dafür extra Pipetten mit zum Feiern. Andere nicht. Alkohol dazu macht es noch gefährlicher. Bei rund einem Viertel der Krankenhausaufnahmen wegen Drogenüberdosierungen europaweit spielt GHB eine Rolle.
Für Clubbetreiber*innen ist das ein Problem; sie wollen nicht, dass Menschen sich so rausschießen, dass der Notarzt kommen muss oder es im schlimmsten Fall sogar zu Todesfällen kommt. Davon abgesehen werfen solche Vorfälle aber auch ein schlechtes Licht auf den Club und die ganze Szene.
Null-Toleranz-Politik gegenüber GHB
Deswegen weckt einen das Clubpersonal unsanft, wenn man im Club einschläft. Deswegen werden Leute, die komplett drüber sind, rausgeworfen. Deswegen machen in einigen Clubs Schilder auf die Null-Toleranz-Politik gegenüber GHB aufmerksam. Deswegen bekommt mancherorts Hausverbot, wer mit der Substanz erwischt wird.
Und trotzdem ist GHB in den vergangenen Jahren stetig beliebter geworden. Das Partyvolk ist sich des Problems mit GHB bewusst; davon zeugen die Kommentare in den sozialen Netzwerken zur Meldung des Todesfalls: „stop taking G“, „GHB ist grade in Berlin ein großes Problem“. Dennoch ist die Sensibilisierung offenbar noch nicht weit genug. Die Null-Toleranz-Politik der Clubs ist ein gutes Zeichen, aber erreicht nicht alle.
Eine ohnehin illegale Substanz komplett zu verdrängen wird kaum möglich sein. Vielleicht würden einfache Dosierungsempfehlungen helfen. Für Ecstasy-Pillen etwa gilt der Spruch „Be smarter, take a quarter“. Mit einer Vierteltablette anfangen, weil man nicht weiß wie viel Wirkstoff drin ist. Womöglich ist dieser sinnlose Tod eines jungen Menschen vielleicht doch noch zu etwas gut: Aufmerksamkeit für ein Problem schaffen, das es schon lange gibt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels