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Fusion von Vonovia und Deutsche WohnenKartellamt winkt durch

Die geplante Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen wurde genehmigt. Sie würde den Markt laut Kartellamt nicht allzu stark beeinträchtigen.

Zentrale der börsennotierten Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen SE in Berlin Foto: Christoph Soeder/dpa

Bonn afp | Das Bundeskartellamt hat den geplanten Zusammenschluss der Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen freigegeben. „Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigen keine wettbewerbsrechtliche Untersagung“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Montag. Die beiden Immobilienkonzerne hatten sich Ende Mai nach zwei zuvor gescheiterten Übernahmeversuchen auf einen Zusammenschluss geeinigt.

„Mit Vonovia und Deutsche Wohnen würden zwei Schwergewichte auf dem deutschen Wohnungsmarkt zusammenkommen. Uns ist natürlich auch bewusst, wie angespannt die Wohnungssituation in Berlin und vielen anderen Großstädten ist“, erklärte Mundt. „Wir haben die verschiedenen regionalen Wohnungsmärkte daher sorgfältig geprüft.“

Einen besonderen Fokus legten die Wettbewerbshüter demnach auf Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen mit normaler Ausstattung und einer Nettokaltmiete bis sieben Euro je Quadratmeter. „In diesem Segment haben die beiden Unternehmen verhältnismäßig viele Wohnungen im Portfolio“, erklärte Mundt. „In Berlin liegt der gemeinsame Marktanteil in diesem Segment bei deutlich unter 20 Prozent, in Dresden bei knapp über 20 Prozent. In anderen Städten sowie in anderen Marktsegmenten sind die gemeinsamen Marktanteile durchweg niedriger.“

Insgesamt ist die Anbieterstruktur für Mietwohnungen nach Angaben des Kartellamtes „trotz der großen Wohnungsbaugesellschaften weiterhin sehr zersplittert“. Auf lokaler oder regionaler Ebene sei deshalb „auch in Folge des Zusammenschlusses keine erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs zu erwarten“.

Auf den relevanten Märkten seien neben zahlreichen Privatvermietern zumeist auch kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften sowie weitere gewerbliche Anbieter vertreten, die den Verhaltensspielraum von Vonovia auch nach der Übernahme der Anteile an der Deutsche Wohnen „weiterhin begrenzen“.

Das Portfolio von Vonovia in Deutschland umfasste nach Angaben des Kartellamtes Ende März insgesamt rund 354.000 eigene Einheiten; die Deutsche Wohnen hat rund 155.000 Mietwohnungen, etwa 70 Prozent davon in Berlin.

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5 Kommentare

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  • Die Fahrt ist frei, damit auch die Immobilienpreise weiter hoch gehalten werden können oder gar nun noch weiter angetrieben werden.

    "Nicht all zu stark" beeinflussen? Ja dann, ich hoffe die Wohnungen, ähm Häuser derjenigen die diese Sachen beurteilt haben, wurde schon komplett abgezahlt bzw. fliegen sie eh über allen oder?

  • Na ja ist eigentlich ja auch egal welcher Name enteignet wird ... gut Entscheidung steht aus, aber ehrlich: DW & Co enteignen ist schon jetzt das erfolgreichste Volksbegehren das jemals in Berlin lief. Selbstverständlich betrifft der Mietenvolksentscheid alle Immobilienkonzerne die mehr als 3000 Wohnungen in der Stadt halten, trotzdem wird der Name DW, foran verbunden sein mit der größten demokratischen Niederlage die die Immobilienwirtschaft je einstecken musste. Wie praktisch diesen Namen und diese stete Erinnerung mit einer Fusion los zu werden.

    Überdies ist die DW als gößter Wohnungseigner in der Hauptstadt, sollte es zur Enteignung kommen genötigt die komplette Konzernstruktur umzuwandeln und neue Märkte zu erschließen, das dürfte wesentlich leichter sein unter dem gemeinsamen Dach mit dem Branchenprimus Vonovia, der zwar ebenfalls viele Wohnungen in Berlin hält, aber dennoch bundesweit wesentlich breiter aufgestellt ist. Hm, nennt man wohl Risikostreuung ...

    Was heist das für Mieter*innen? Beide Konzerne sind in den vergangenen zehn Jahren nachdem sie von Wohnungsverkäufen der öffentlichen Hand und dem anhaltenden Immobilienboom infolge der Finanzkrise profitieren konnten zu DAX Konzernen aufgestiegen. Beide Unternehmen sind dafür berüchtigt zugunsten der Renditeausschüttung ihrer Anteilseigner Mieter*innen auszupressen und gleichzeitig bei der Instandstzung von deren Wohnraum zu sparen. Während die DW diesem Kurs immer bruchlos treu blieb, siehe Rückforderungen nach Mietendeckel-Urteil ... ist die Vonovia in den vergangenen Jahren stark bemüht um eine Außendarstellung, die der Kritik der Mieter*innenbewegung den Zahn ziehen möchte. Nach dem Volksbegehren und der Fusion erwartet uns von seiten des gewachsenen Konzerns absehbar eine Schleimoffensive ...

    Aber zusammen ist man stark gilt erst recht für Mieter*innen . Ersdt als kämpfende Union können sie dieser Fusion so richtig das Portfolio unter Dampf setzen ... nutzt den Mietenstreik: was wirkt tut weh.

  • Vor allem ist es die Behörde, deren oberstes Credo Markt und Konkurrenz sind. Mit Verbraucherschutz haben die nichts zu tun.

  • (Ironie on:)



    Haha, wahrscheinlich haben sie ja sogar recht damit, dass dieser Zusammenschluss den Wohnungsmarkt jetzt auch nicht mehr so stark beeinträchtigen wird. Nachdem da eh schon alles im A.... ist.



    (:Ironie off)

  • ah. Wofür ist das Kartellamt nochmal zuständig? Ah, ich weiß, das ist die Behörde, die Konzernzusammenschlüsse genehmigt.