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Europameisterschaft und ArbeiterfußballAls es einen anderen Fußball gab

Wenn man über eine Welt jenseits von Uefa und DFB nachdenkt, drängt es sich auf: das Andenken an einen demokratischen Sport.

Alfons Beckenbauer (l.) im Länderspiel der Arbeiterauswahl gegen Österreich, vermutlich 1932 Foto: Archiv

D ie Fifa ist das Allerletzte. Gibt es da draußen irgendjemanden, der das anders sehen würde? Und der DFB erst. Was ist das eigentlich für ein verkommener Haufen? Das fragen sich die Leute nicht erst, seit bekannt ist, dass der Verband im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland Dreck am Stecken hat. Und die Uefa! Die ist eh das Allerallerletzte.

Geahnt werden das die meisten schon lange haben, Gewissheit haben sie seit Montagabend. Gut möglich, dass es nur einen einzigen Menschen in Deutschland gibt, der richtig findet, dass der Verband zum Spiel gegen Ungarn die Münchner EM-Arena nicht regenbogenfarben erstrahlen lässt. Das ist Reiner Koch, der kommissarische Chef des DFB. Siehe oben! Kein Wunder, dass der das denkt. Er sitzt auch in der Exekutive der Uefa. Siehe ebenfalls oben!

Aber es ist eben EM. Und die ist nun mal ein Produkt der Uefa. Und wenn man die besten Kicker, die der Kontinent hervorgebracht hat, mal spielen sehen will, dann bleibt einem doch fast gar nichts anderes übrig, als zuzuschauen. Oder? Unter der Westkurve des vor allem von Anhängern des TSV 1860 München geliebten Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße stehen ein paar Schautafeln, die die Fantasie von einem anderen Fußball beflügeln. Eine Pop-up-Ausstellung nennt man das wohl heute. Sie wirft einen Blick auf die Geschichte des Arbeiterfußballs in München.

Der hat sich unabhängig von den bürgerlichen Sportorganisationen formiert, lernt man da. Und nachdem die Fifa ihre erste Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay ausgerichtet hat, kam die Arbeitersportbewegung auf die Idee, eine Europameisterschaft auszutragen. 1932 wurde mit den Gruppenspielen begonnen. 1934 hätte sie entschieden werden sollen. Doch mit den Nazis kam das Ende des Arbeitersports und das Ende der EM.

Die Europameisterschaft der Arbeitersportler

Bei der Betrachtung der kleinen Ausstellung mit ihren neun Tafeln kann einem schon der Gedanke kommen, wie toll es wäre, wenn ein mächtiger Verband wie die Uefa sich dieser Geschichte annehmen und sie pflegen würde. Aber es ist eben die Uefa. Siehe oben!

Unter der Westkurve des Stadions an der Grünwalder Straße in München wird an eine stolze Tradition erinnert

So bleibt die Erinnerung an diese Arbeiter-EM und den Münchner Arbeiterfußball weitgehend unentdeckt. Die Westkurve mag ein stimmungsvoller Ort sein, wenn die Löwenfans sich selbst und ihre Mannschaft feiern, aber ein Spiel vor Publikum hat schon lange nicht mehr an der Grünwalder Straße stattgefunden. An stinknormalen Tagen ist einfach nichts los unter der Westkurve. Kaum jemand kommt an den Schautafeln vorbei.

Und so erfahren viel zu wenige Menschen, dass im Arbeiterfußball ein anderer, fast körperloser Spielstil gepflegt worden ist, dass der Onkel von Franz Beckenbauer einer der bekanntesten Arbeiterkicker in der Stadt war und welche Klubs sich seinerzeit in der Freien Fußballvereinigung Südbayern organisiert haben.

Dabei ist die Botschaft schön und groß, die da transportiert wird. Sie lautet: Ein anderer Fußball ist möglich. Siehe oben!

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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5 Kommentare

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  • Vermutlich ist der proletarische Fußball viel homophober, als die UEFA. OK, aus Rücksicht auf einen homophoben Autokraten ein Stadion nicht



    bunt zu beleuchten ist doof, aber die homophoben Gesänge in den Stadien und die zu erwartenden Hassreaktionen, wenn sich Mal ein Spieler outen würde, das sind nicht die Funktionäre, das ist die proletarisch geprägte Fankultur.

  • Nun ja. Ein anderer Fußball WAR jedenfalls möglich. In wie weit der „Arbeiterfußball“ (fast) ohne die Arbeiter noch Fußball sein könnte, sei noch dahin gestellt.

    Arbeiter sind nicht per se bessere Menschen. So wenig, wie Antifaschisten per se bessere Menschen sein müssen. Man muss nicht unter Honecker gelebt haben, um das zu wissen. Dass eine sündhaft teure Fußballarena doch nicht in sämtlichen Regenbogenfarben angestrahlt wird, finden jedenfalls auch ein paar Arbeiter gut. Wenn auch nicht unbedingt aus den richtigen Gründen.

  • Quintessenziell teile ich voll und ganz den nostalgischen Kurzessay mit Wunschtraum von Neuauflage. Zwei Anmerkungen „muss“ ich aber dazusenfen:



    Aus unserer Latinosicht ist „das Allerallerletzte“ nämlich die Conmebol. Da wagen wir schon zu bezweifeln, ob es DFB und Uefa schaffen, in Schäbig- und Verkommenheit mit ihr auf Augenhöhe zu konkurrieren.



    Und was passierte „wenn ein mächtiger Verband wie die Uefa sich dieser Geschichte annehmen und sie pflegen würde“ wäre wahrscheinlich windeseiliges Korrumpieren hin zur Pervertierung der O-Idee. Also besser nicht.



    Als PS noch ein Sach-Tipp: www.nationalfootba...m/plan-your-visit/

  • Sorry - hab das hier schon xxlx angefettet.

    de.wikipedia.org/w...eitersportbewegung



    &



    de.wikipedia.org/w...ort_in_Deutschland

    kurz - Es sei daran erinnert. Daß der Deutsche Sportbund - DSB - Einheitsbrei post WK II -



    Erst in den 70er Jahren die Mitgliederzahlen der Arbeitersportbewegung - ALLEIN - erreichte.



    Die bürgerliche Sportbewegung hat post WK II - Alt-Nazi Carl Diem vorweg* - alles daran gesetzt - die Reste & zarten Wiederblümchen der Arbeitersportbewegung zu diffamieren & kaltzustellen! Mit Erfolg. Wie hier gezeigt!

    unterm———* aus dem Skat -



    Hatte das mehr als zweifelhafte Vergnügen in den 70ern beim DSB ein&auszugehen! UND - Kopierung der Akten zur Gründung Installierung des NOK aktiv beizuwohnen!



    Schlammschlachten gegen links!



    Wie sie gerade Pascal Beuker angeführt hat!



    & der Geifer hatte Methode



    Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität



    Radfahrerbund - weil der ein internationales Startrecht hatte



    de.wikipedia.org/w...d_Solidarit%C3%A4t



    & die allgemeine (ängstliche) Stimmung



    War ja auch danach im kalten Krieg!



    Die Kinder von Hans Böckler - überlebender Arbeiterführer (& im Sport involviert) - erfuhren erst von ihren Mitschülern von der Bedeutung ihres Vaters! Ihre Mutter hatte ihnen das nicht erzählt!



    Da riskierten die überkommenen Nazis in den unterschiedlichsten Verbänden & Orgs vom Roten Kreuz THW etc integriert via F.D.P. - Achenbach Mende etc - kackfrech die dicke braune Lippe!



    Das sog “Huckepackverfahren“ => 1 : 4 am Ende. Tat sein übriges. => 'Ein Unbelasteter nahm vier Belastete mit‘



    D.h. Um an die Futtertröge zu kommen - mußteste an besten Nazi (gewesen) sein.

    Na Mahlzeit & So geht das •

  • Eben, einfach nicht mehr zuschauen. Ist doch egal, ob nun Dänemark oder Tschechien gewinnt.