Gekürzte Gehälter in Indien: Aufstand in iPhone-Fabrik

Arbeiter eines Zulieferers der Apple-Geräte randalieren in Indien in einer Fabrik. Grund sind wohl ausstehende und stark gekürzte Gehälter.

Eingeschlagene Scheiben im Werk der Elektronikherstellers Wistron

Eingeschlagene Scheiben im Werk der Elektronikherstellers Wistron Foto: Stringer/reuters

MUMBAI taz | Zwölfstundenschichten und Überstunden sollen im Werk des taiwanesischen Elektronikherstellers Wistron Infocomm Manufacturing im südindischen Karnataka üblich gewesen sein. Am Wochenende während des Schichtwechsels kam es deshalb zu massiven Ausschreitungen unter Vertragsarbeitern, wie Videos dokumentieren. Glasscheiben und Türen wurden zerschlagen, Lampen heruntergerissen, ein Fahrzeug wurde in Brand gesetzt. Nach Medienberichten wurde das Werk geplündert, Tausende von iPhones, die vor Ort produziert werden, sollen gestohlen worden sein.

Der Auslöser der Gewalt war wohl die Frustration über ausstehende und stark gekürzte Gehälter, die nicht rechtzeitig ausgezahlt wurden. Ingenieursabsolventen war ein Lohn von 235 Euro (21.000 Rupien) pro Monat versprochen worden, doch das Gehalt wurde in den vergangenen Monaten schrittweise auf 134 Euro (12.000 Rupien) gesenkt. Das monatliche Gehalt von einfachen Arbeitern wurde auf 90 Euro gekappt, was zu großer Unzufriedenheit führte.

Indiens Bevölkerung leidet immer noch unter den wirtschaftlichen Folgen des Corona-Lockdowns. Viele der Arbeiter leben Hunderte Kilometer weit von ihren Familien entfernt und schicken monatlich Geld nach Hause, um sie versorgt zu wissen.

Der Arbeitsminister von Karnataka, Shivaram Hebbar (BJP), verurteilte den Übergriff auf das Unternehmen. Sein Ministerium leitete Untersuchungen ein, um die Verweigerung der Lohnzahlung und weitere Vorwürfe der Arbeiter zu prüfen. 125 Personen wurden im Zusammenhang mit den Ausschreitungen verhaftet. Hebbar sagte, seine Behörde habe keine Beschwerde von Arbeitern aus dem Narasapura-Werk erhalten, in dem fast 1.200 Festangestellte und über 7.000 Zeitarbeiter vor allem Smartphones für Apple herstellen. Der Minister sagte, dass es bis zu vier Monate dauern werde, bis die Fabrik wieder voll funktionsfähig ist.

Mohammed Wasim, der in einer Wohnungssiedlung nahe dem Industriegebiet lebt, in dem viele der Arbeiter zu mehreren Zimmer gemietet haben, sagte der taz, dass er überrascht über den Vorfall war. „Ich habe noch nie so einen gewalttätigen Protest in diesem Teil Indiens gesehen.“ In der Region seien seit Jahren ausländische Firmen tätig, es kam bisher zu keinen Problemen. Doch es sei bekannt gewesen, dass die Zahlungsmoral im neuen iPhone-Werk nicht gut war.

Er bedauert den Vorfall, da das viele der protestierenden Arbeiter, die aus ärmeren Teilen Indiens kommen, wohl die Stelle kosten werde, wenn nicht noch eine zusätzliche Strafe. Wistron gibt an, dass ein Gesamtschaden in Millionenhöhe von rund 48 Millionen Euro entstand. Erst im Februar 2020 wurde bekannt, dass Wistron die Fertigung von iPhones inklusive wichtiger Schlüsselkomponenten in Südindien beginnt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.