Spielbetrieb der Regionalliga ruht: Kein Fußball ist auch keine Lösung

In den Ligen der Regionalliga wird bis Ende Januar überhaupt nicht gespielt. Verlängerung nicht ausgeschlossen. Das ist ein Problem.

Blick auf einen Fußballplatz mit einen Tor – und keinen Spielern: ein Symolbild zum Text über den nicht stattfindenden Spielbetrie im Ameteurfußball

Kein Spiel, nirgends. Der Spielbetrieb ruht derzeit in den Regionalligen Foto: picture alliance/dpa/Jannis Mattar

Ich vermisse ihn ja auch, den Fußball. Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt in zugigen Stadien stehen, schmierölartigen Kaffee trinken, um sich irgendwie warmzuhalten, und knapp zwei Dutzend Menschen dabei zuschauen, wie sie noch das letzte Leben aus dem tiefgefrorenen Rasen trampeln. Was könnte es Schöneres geben?

Zwar starten bereits am 2. Januar die ersten zwei Ligen wieder in den Spielbetrieb und eine Woche später auch die 3. Liga, aber Fußball im Fernsehen ohne Fans auf den Rängen ist wie Glühweintrinken im Sommer. Es gibt sicher Menschen, die daran Freude haben, die meisten jedoch können wohl recht wenig damit anfangen. Wir dürfen nicht vergessen: Wenn nicht gerade eine globale Pandemie herrscht, sind solche Geisterspiele eine Strafmaßnahme. Sie uns jetzt als fast genauso gut wie Spiele vor Publikum zu präsentieren ist schon ein wenig frech.

In den semiprofessionellen Ligen von der Regionalliga abwärts gibt es jedoch nicht einmal das. Dort wird zumindest bis Ende Januar überhaupt nicht gespielt. Verlängerung nicht ausgeschlossen. Und wenn wieder gespielt wird, laufen die Spiele in der Regel auch nicht im Fernsehen. Darf dann niemand ins Stadion, können die Vereine keine Tickets verkaufen, und die Fans können den Spielen bestenfalls mithilfe von Livetickern im Internet folgen. Jede*r für sich. Zu Hause. Allein.

In normaleren Zeiten stellt der allwöchentliche Stadionbesuch für viele Menschen einen festen Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben dar. Die Fankurve ist für sie ein Ort, an dem sie Freund*innen und Gleichgesinnte treffen. Fußball, auch in den unteren Spielklassen, bedeutet gesellschaftliche Teilhabe, und kein Livestream der Welt kann die Bierdusche beim Torjubel ersetzen.

Seit Monaten nicht mehr gesehen

Noch weiter unten, in der Kreis- oder Bezirksliga, sieht das kaum anders aus. Zwar kommen hier auch sonst nur selten mehr als zwei Dutzend Zuschauer*innen, aber für diejenigen, die kommen, ist Stern Kaulsdorf oder Rotation Prenzlauer Berg genauso wichtig wie für andere vielleicht Bayern oder Hertha. Nicht zu vergessen, die Spieler*innen, die, wenn irgendwann mal wieder Amateurspiele oder wenigstens ein richtiges Mannschaftstraining möglich sein werden, Probleme haben dürften, ihre Mitspieler*innen wiederzuerkennen. Immerhin haben sie sie schon jetzt teilweise seit Monaten nicht mehr gesehen.

Die Coronapandemie trifft nicht alle gleich hart. Es macht einen Unterschied, ob du in der warmen Wohnung krank im Bett liegst oder bei Minusgraden in einem Schlafsack in irgendeinem Hauseingang. Im Fußball ist es nicht anders.

Die Bundesligisten werden die Krise überleben. In der Regionalliga jedoch könnten die fehlenden Zuschauer*innen-Einnahmen einigen Vereinen tatsächlich das Genick brechen. Spendenaktionen wie aktuell bei Tennis Borussia Berlin und Lok Leipzig können helfen. Noch besser jedoch wäre ein generelles Umdenken hin zu mehr Solidarität über alle (Spiel-)Klassengrenzen hinweg.

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Geboren 1979 in Neumünster, Studium der Soziologie in Hamburg, Straßenabitur in Santiago de Chile, heute zuhause in Berlin-Neukölln, passionierter Birder, Groundhopper und Teilzeitpunk.

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