Editorial

Es ist eine absurde Situation: Die Corona-Infektionen und -Todesfälle in Deutschland steigen auf immer neue Höchststände. Doch die selbst ernannten „Querdenker“, die die Gefährlichkeit des Virus bestreiten und die Gegenmaßnahmen ablehnen, werden deshalb nicht etwa leiser. Ob bei Demonstrationen oder im Internet: Weiterhin werden wissenschaftliche Fakten angezweifelt oder komplett bestritten.

Auch rund um Weihnachten ist damit zu rechnen, dass Freund*innen und Verwandte wieder Erkenntnisse aus Telegram-Gruppen und Youtbe-Videos zum Besten geben: Das Coronavirus sei nicht gefährlicher als eine normale Grippe, heißt es da, und der Lockdown richte mehr Schäden an als das Virus selbst. Coronatote sterben angeblich gar nicht aufgrund des Virus, und ohnehin gebe es trotz Pandemie gar nicht mehr Todesfälle als sonst. Der PCR-Test soll zum Virus-Nachweis ungeeignet sein, Masken wirkungslos oder gefährlich. Und Impfstoff hilft angeblich gar nicht wirklich gegen Corona, kann aber dafür das menschliche Erbgut verändern.

Gerade weil sich die „Querdenker“ teilweise auf Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen berufen und manche ihrer Aussagen einen kleinen wahren Kern haben, sind diese oft gar nicht so leicht zu entkräften, wenn man nicht etwas tiefer in die Materie einsteigt. Wir haben uns darum die wichtigsten Behauptungen der Coronaskeptiker*innen und -leugner*innen rechtzeitig zu den Lockdown-Feiertagen noch einmal vorgenommen und erklären auf den folgenden drei Seiten knapp, warum diese nicht überzeugend sind.

Wir wollen damit allen, die selbst Zweifel haben, Fakten präsentieren, die helfen, sie zu zerstreuen. Und jene, die mit solchen Aussagen konfrontiert werden, wollen wir dabei unterstützen, zu widersprechen. Widerspruch ist wichtig, denn die Fehlinformationen haben Konsequenzen: Dass die Mi­nis­terpräsident*innen trotz steigender Zahlen zunächst auf notwendige Beschränkungen verzichteten, lag unter anderem an Kritik, die auf solchen Falschbehauptungen beruht.

Wenn Sie die Texte weiterverbreiten wollen, finden Sie unter jedem Artikel einen Kurzlink und einen QR-Code der Onlineversion; dort sind auch viele Quellen verlinkt. Alle Texte und die Möglichkeit, diese Beilage herunterzuladen oder gedruckt nachzubestellen, finden Sie unter taz.de/coronamythen. Dort steht zudem ein Link zu einem taz talk, bei dem wir am Freitag, 18. Dezember, um 19 Uhr Fragen beantworten.

Eine gute Diskussion muss auf Fakten basieren. In diesem Sinne wünschen wir angenehme Lektüre – und erfolgreiches Streiten!

Malte Kreutzfeldt