piwik no script img

Großbritanniens neues KlimaprogrammBye-bye, Rolls-Royce

Der britische Premier Boris Johnson hat einen 10-Punkte-Plan zur Energiewende vorgestellt. Umweltverbände loben manche der Vorhaben.

Wie alles anfing. Doch damit soll bis 2030 Schluss sein Foto: Sang Tan/AP

London taz | Mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm will der britische Premierminister Boris Johnson in den kommenden Jahren den Klimaschutz in seinem Land vorantreiben. „Wir wollen Großbritannien zum Saudi-Arabien der Windenergie machen, um damit bis 2030 jedes Heim zu versorgen“, erklärte der konservative Ministerpräsident am Mittwoch in London.

Sogar von Umweltschutzorganisationen kam Lob für die Vorhaben. Die oppositionelle Labour-Partei kritisierte den 10-Punkte-Plan jedoch als nicht weitgehend genug. Auf Kritik stieß auch das Vorhaben, neue Atomkraftwerke zu bauen.

Das auf umgerechnet 14,5 Milliarden Euro veranschlagte Programm, das zugleich 250.000 neue Arbeitsplätze schaffen soll, definiert eine Verkürzung des Enddatums für Verbrennermotoren: Diesel- und Benzinautos sollen nur noch bis zum Jahr 2030 verkauft werden dürfen. Dafür investiert Großbritannien nicht nur in eine neue Batteriefabrik, sondern umgerechnet fast 1,5 Milliarden Euro auch in den Ausbau des Netzes elektrischer Ladestationen.

Diese Maßnahmen sollten auch für andere Länder Ansporn zur Bewältigung der globalen Herausforderungen sein, sagte Johnson mit Blick auf den UN-Klimagipfel (COP26) in Glasgow nächstes Jahr. „Die Erholung des Planeten muss Hand in Hand mit der Erholung unserer Wirtschaften gehen“, argumentierte Johnson weiter. Das Herz der neuen „grünen industriellen Revolution“ soll in wirtschaftlich abgeschwächten Regionen des Landes entstehen, insbesondere im Nordwesten und Nordosten Englands.

Johnson wünscht sich mehr Atomkraft

Neben der Vervierfachung des Ausbaus der Windenergie auf See auf 40 Gigawatt bis 2030 soll bis dahin auch eine Kapazität von 5 Gigawatt Wasserstoff geschaffen werden. Mehr Fahrrad- und Fußgängerwege gehören genauso zum Plan wie großflächige Aufforstungen. 30.000 Hektar neuer Wald will die Regierung pro Jahr anpflanzen lassen.

Außerdem will London in die Forschung klimaneutraler Luft- und Schifffahrt investieren. Laut der Pläne dürften ab 2023 in Großbritannien zudem keine Häuser mit Gasheizungen gebaut werden, stattdessen sollen bis 2028 600.000 umweltfreundlichere Wärmepumpen installiert werden. Um die Pläne zu finanzieren, möchte die Regierung den Finanzsektor auf diese neuen grünen Ambitionen ausrichten.

Greenpeace nannte die Ankündigungen als Ganzes eine Kehrtwende im britischen Einsatz für das Klima. Die Organisation kritisierte jedoch, dass die Pläne auch den Bau neuer Atomkraftwerke beinhalten, darunter mehrere kleine „der neuesten Generation“. Die Organisation „New Automotive“ forderte außerdem, den Verkauf von Diesel-und Benzinfahrzeugen schon ab dem Jahr 2026 zu verbieten.

Kritik kommt auch von den Grünen

Ed Miliband, der Schattenenergieminister der oppositionellen Labour-Partei, kritisierte, dass das britische Programm zu klein im Vergleich zu Frankreich und Deutschland sei und nur ein Teil des Budgets für das Programm wirklich neu sei. Labours Programm sehe 33,5 Milliarden Euro über die nächsten 18 Monate vor. Außerdem solle es 400.000 neue Arbeitsplätze schaffen.

Auch Englands Grüne kritisierten den 10-Punkte-Plan als nicht ambitioniert genug. Der Co-Vorsitzende Jonathan Bartley sagte: „Wir sollten auf Millionen grüne Jobs zusteuern. Das ist nicht nur realisierbar, sondern auch der beste Weg, die Gefahr einer tiefgehenden Rezession zu verhindern.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wieso Bye-Bye, Rolls-Royce?

    Die planen schon längst ein Elektroauto und werden es in 5 Jahren auf dem Markt haben.

    Die Marke wird uns erhalten bleiben.

    • @gyakusou:

      Ach, so schnell? Die Briten sind ja echt zackig.



      Es wird ihnen kaum was anderes übrig bleiben. Aber es sind schon andere Herstellr gestorben, warum nicht auch so ein kleiner unbedeutender Dinosaurier?

  • Wurde eigentlich gesagt, wer die neuen Atomkraftwerke bauen soll, dazu hab ich nichts gefunden?

    EDF kann sich noch so ein paar Projekte wie Hinkley Point C sicherlich nicht leisten, daran gehen die kaputt. Also Kauf bei CGN?

    Wie ist denn da die Stimmung bei den Bürgern ihrer Majestät und vor allem der Regierung, solche Infrastruktur direkt aus China zu beziehen?Man müsste ja sicherlich wieder so Zusagen wie bei Hinkley machen, ist das aktuell überhaupt durchsetzbar?

  • Whaat?? Bin ich heut morgen unbemerkt in eine Parallelwelt getunnelt? Besteht doch noch Hoffnung für die Menschheit? Biden, Johnson...fehlen noch Putin und Bolsonaro, dann geh ich zum Feiern auf die Strasse!