: Irans Außenminister bleibt daheim
Nach der Hinrichtung von Navid Afkari: Streit zwischen Berlin und Teheran, Besuch abgesagt
Von Tobias Schulze
Der iranische Außenminister kommt nicht: Der für diese Woche geplante Besuch von Mohammed Dschawad Sarif in Deutschland und drei weiteren europäischen Ländern ist abgesagt. Als Grund gibt das iranische Außenministerium „logistische Probleme im Zusammenhang mit Corona“ an.
Denkbar ist aber auch, dass die Absage eine Folge der Hinrichtung des Ringers Navid Afkari ist. Die iranischen Behörden hatten dem Sportler vorgeworfen, am Rande einer regimekritischen Demonstration einen Sicherheitsbeamten ermordet zu haben. Ein entsprechendes Geständnis war nach Angaben seiner Unterstützer*innen allerdings nur unter Folter zustande gekommen. Trotz internationaler Proteste richtete der Iran Afkari am Samstag hin.
Die Bundesregierung kritisierte die Hinrichtung am Montag. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts verurteilte „diese Hinrichtung, die trotz internationaler Proteste und Bitten um Aussetzung durchgeführt wurde, auf das Schärfste“. Sie forderte, dass „weitere Todesstrafen weder verhängt noch vollstreckt werden“. Das iranische Außenministerium hat daraufhin den deutschen Botschafter in Teheran zu einem Gespräch einberufen und kritisierte die „Einmischung in interne Angelegenheiten“.
Erst am Sonntag hatte der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour (Grüne) kritisiert, dass die Bundesregierung bis dato nicht angemessen auf die Hinrichtung reagiert habe. In der taz forderte er, die „Leisetreterei“ gegenüber dem Iran einzustellen oder Sarif auszuladen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen