Ende des Verbrennungsmotors: Söder denkt, China lenkt

CSU-Chef Söder fordert mit großer Geste ein Ende des Verbrennungsmotors bis 2035. Dabei wird über BMW und Co längst in China entschieden.

Frau mit Hasenohren vor weißem Auto

Heiß oder (Verbrenner)Scheiß? In der Autobranche gibt längst China den Ton an Foto: ap/Ng Han Guan

Bislang waren Deutschlands Pläne zum Verbot von Autos mit Diesel- oder Benzinmotoren alles andere als ehrgeizig. Der Klimaschutzplan der Bundesregierung nannte vage 2050 als Stichjahr. Nun prescht Bayerns Ministerpräsident Söder vor mit der Forderung, nach dem Vorbild Kaliforniens ab 2035 auch in Deutschland nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen. Ein guter Vorschlag, loben die Grünen und das Umweltbundesamt.

Na ja! Denn was aus dem Mund eines Unions-Spitzenpolitikers nach einem progressiven Vorschlag klingt, ist längst überfällig. Und auch dann wäre Deutschland nur Nachzügler. Schweden, Dänemark und die Niederlande wollen ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zulassen, Norwegen sogar schon ab 2025. Und auch Indien will schon ab 2030 ein Verbot.

Entscheidend für die deutschen Autobauer ist ohnehin nicht, was Bayerns Ministerpräsident für Deutschland fordert. Geht es um die Zukunft der Autoindustrie, ist China ausschlaggebend. Dort, auf dem größten Automarkt der Welt, geht es schon seit Jahren in großen Schritten in Richtung Elektromobilität. Zwar hat China keine konkrete Jahreszahl für den Komplettausstieg genannt, arbeitet aber mit Quoten. Und die gelten schon jetzt.

Seit vergangenem Jahr muss jeder Hersteller eine verbindliche Elektroauto-Quote erfüllen. Sie liegt derzeit bei 12 Prozent, soll 2025 auf 25 steigen und dann exponentiell. Zwar sieht auch die EU ab 2021 Emissionsvorschriften vor, die für mehr Elektroautos auf den Straßen sorgen dürften. Aber egal was Söder fordert – China treibt die Autobauer schon jetzt vor sich her.

VW hat auf die Vorgaben seines wichtigsten Marktes reagiert und mit seiner I.D.-Serie gute Chancen, Tesla und den chinesischen E-Autobauern ernsthaft Konkurrenz zu machen. BMW hingegen hat seinen früheren Vorsprung verspielt. Wozu Söder zumindest doch beitragen würde, wenn er schon jetzt die Vorgaben für hiesige Autobauer verschärft: Er würde BMW anspornen. Und das wäre ja auch nicht schlecht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.