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„Supermärkte wollen oft nichts ändern“

Die Oxfam-Kampagne „Fairness eintüten“ bekämpft Missstände im Lebensmittelhandel

Die Banane ist – nach dem Apfel – das zweitbeliebteste Obst der Deutschen. Aus Übersee reist sie rund 10.000 Kilometer, bevor sie hier ankommt. Trotzdem kostet ein Kilo Bananen weniger als ein Kilo regionale Äpfel. Solche Billigpreise sind hierzulande nur möglich, weil Erntehelfer und Pflücker im Globalen Süden mit Hungerlöhnen abgespeist werden.

Mit der Kampagne „Fairness eintüten“ (engl.: Behind the Barcodes) macht Oxfam nun international Druck auf Supermarktketten: Die vier deutschen Lebensmittelriesen – Aldi, Edeka, Lidl und Rewe – müssen transparenter werden, so die Forderung. Sie sollen Menschenrechtsverletzungen melden sowie konkrete Maßnahmen durchsetzen, wie zum Beispiel die Achtung von Gewerkschaftsrechten. Wie es um die Bedingungen bei den Lebensmittelriesen steht, enthüllt seit 2018 jedes Jahr der Supermarktcheck. Dafür nimmt Oxfam 16 große Supermarktketten aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und den USA unter die Lupe und prüft sie auf ihre Menschenrechtspolitik. Bewertet werden die Bereiche Transparenz, Arbeitsrechte, Frauenrechte und der Umgang mit Kleinbauern. 2020 schneidet in Deutschland Lidl am besten ab, gefolgt von Aldi Süd und Rewe, während ausgerechnet der Händler mit dem größten Marktanteil (26,6 Prozent) weit hinterherhinkt: die Kette Edeka, zu der auch die Netto-Markendiscount-Supermärkte gehören. Während Aldi Süd, Aldi Nord, Rewe und Lidl in einer Selbstverpflichtung angekündigt haben, schrittweise existenzsichernde Löhne in den eigenen Lieferketten umzusetzen, hat Edeka als einzige Supermarktkette diese Verpflichtung nicht unterzeichnet. Im internationalen Vergleich stehen deutsche Supermärkte mittelmäßig da, die britischen Ketten Tesco und Sainsbury’s sind bei der Menschenrechtspolitik weit voraus. Auch im internationalen Ranking ist Edeka Schlusslicht.

„Unser dritter Supermarktcheck zeigt: Es geht! Supermärkte können ihre Geschäftspolitik ändern“, so Franziska Humbert, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Oxfam Deutschland. „Oft wollen sie es jedoch nicht.“ Es könne jedoch nicht die Aufgabe allein von NGOs sein, den Supermärkten genau auf die Finger zu schauen. Deshalb sei ein Gesetz die einzige Möglichkeit, alle Unternehmen zu bewegen und Menschenrechte zu schützen. Ayse Marx

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