Corona-Fälle im Umfeld Hamburger Kitas: Träger vermissen Instruktionen

Sternipark-Chefin Leila Moysich kritisiert, dass Kitas Ansprechpartner bei den Hamburger Gesundheitsämtern fehlten.

Kinder und Erziherin gucken Gemüse an

Seit August dürfen wieder alle Kinder in die Kita, hier in der beim Gemüse­ernten mit Erzieherin Foto: Schrömgens/SterniPark

HAMBURG taz | Hamburgs Kitas sind seit August wieder offen. „Die ersten Wochen klappte es ganz gut“, sagt Leila Moysich vom Kita-Träger Sternipark. Doch mittlerweile gebe es einige Coronafälle. Die Träger würden dabei von der Stadt „ein Stück weit allein gelassen“. Sie wünsche sich „feste Ansprechpartner bei den Gesundheitsämtern, die auch erreichbar sind“.

Sternipark betreibt Kitas im ganzen Stadtgebiet. „Gut geklappt“ habe es in Altona, sagt Moysich. Anfang September hatte eine Mitarbeiterin einen positiven Test. Das Gesundheitsamt habe noch am Freitag allen Kollegen und Kindern einen freiwilligen Fast-Track-Test angeboten. Die Eltern holten die Kinder mittags ab, die Kita schloss für einen halben Tag. „Alle Mitarbeiter, die unmittelbaren Kontakt hatten, gingen für 14 Tage in Quarantäne, ebenso fast die Hälfte der Kinder, weil es einen gruppenübergreifenden Spätdienst gab.“ Die übrigen Kinder konnten Montag früh wieder in ihre Kita.

Andere Ämter hätten nicht so zügig reagiert. Als kurz darauf Familienmitglieder eines Kindes in Harburg einen positiven Test hatten, habe Sternipark dies dem Gesundheitsamt gemeldet, aber keinen Ansprechpartner gehabt. „Die haben sich nicht geäußert“, kritisiert Moysich. „Wir entschieden dann, die Gruppen aufrecht zu erhalten, aber im Haus zu isolieren.“ Die Gruppe erhielt einen eigenen Eingang und die Kinder blieben auch in den Früh- und Spätschichten in ihrer festen Gruppe, statt wie sonst zu diesen Randzeiten mit anderen Gruppen gemischt zu werden. Zwei Tage später habe sich das Amt gemeldet und gesagt, das sei richtig so.

Als dann in Wandsbek der Mann einer Kollegin einen Positiv-Test hatte, hätte man erneut das Amt informiert und nichts gehört. „Wir gingen dann so vor wie in Harburg“, sagt Moysich.

19 Kita-Beschäftige erkrankt

Auch Ver.di-Referent Michael Stock kamen Klagen von Kitas zu Ohren. In einem Fall brachten Eltern ein Kind zur Kita, dessen Geschwisterkind in der Schule in Quarantäne war. Die Kitas wusste davon nichts, berichtet Stock. Hier seien „Meldewege nicht klar definiert“. Es werde viel über Schulen gesprochen. „Das Kita-Personal sieht sich nicht so richtig gesehen.“

Sozialbehördensprecherin Anja Segert versichert, dass Kitas sofort einen Ansprechpartner im Gesundheitsamt hätten. Seit März habe es nur einzelne Fälle gegeben. So seien bisher neun Kinder und 19 Beschäftigte erkrankt. Keine Ansteckung sei in der Kita erfolgt. Eine Statistik über Angehörige mit positivem Test gebe es nicht. Kinder, die im Haushalt einer in Quarantäne stehenden Person leben, dürften nicht in die Kita.

Die Bezirke Harburg und Wandsbek erklären auf taz-Anfrage, es sei keine Meldung der Kita Sternipark aus diesem Sommer dokumentiert. Die Gesundheitsämter seien aber rund um die Uhr per Mail erreichbar und setzten sich mit den Betroffenen zügig in Verbindung. Meldungen von Dritten würden „nicht vorrangig behandelt“.

Leila Moysich bleibt dabei, dass ihre Mitarbeiter Meldung gemacht haben. Sternipark will nun Vorsorge treffen. Damit nicht wieder, wie in Altona, viele Kinder in Quarantäne müssen, wird dort vorerst in allen Kitas der Früh- und Spätdienst innerhalb der Gruppen organisiert. „Das kostet Zeit, aber den Eltern und Kindern ist eine Menge zugemutet worden“, sagt Moysich.

Gefragt, ob dies sinnvoll sei, weicht die Sozialbehörde aus. Zentral sei die Dokumentation der Betreuung, damit die Ämter im Infektionsfall Kontakte verfolgen könnten.

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