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Unabhängig in den Tod

Große Krise, große Staatshilfen. Doch einige in Not geratene Konzerne wie Airbus lehnen Staatsknete kategorisch ab – damit die Politik nicht mitredet

Von Marco Carini

Staatshilfe – nein danke! Obwohl der europäische Flugzeugbauer Airbus im ersten Quartal des Jahres einen pandemiebedingten Verlust von 481 Millionen Euro einfuhr und Massenentlassungen auch an deutschen Standorten ankündigte, lehnt der Flugzeugbauer Staatshilfen bislang ab. „Wenn es läuft wie geplant, sind keine Staatshilfen nötig“, sagte Airbus-Finanzchef Dominik Asam bei der Vorstellung des Quartalsberichts in Toulouse.

Die norddeutschen Produktionsstandorte soll es besonders hart treffen: Airbus plant nach eigenen Angaben allein in Hamburg-Finkenwerder, Buxtehude und Fuhlsbüttel 2.325 Stellen zu streichen. In Bremen sollen 445, in Stade um die 365 Vollzeitarbeitsplätze wegfallen. Während der französische Präsident Emmanuel Macron vergangenen Monat umfangreiche finanzielle Hilfspakete für die Luftfahrtindustrie versprach, will der Flugzeugbauer mit seinem Stammsitz in Toulouse das in Aussicht gestellte Geld nicht mal geschenkt.

Eine offizielle Begründung für die Verweigerungshaltung gibt es nicht. Doch für Wirtschaftsanalysten gibt es nur eine Erklärung: Der Konzern will jede mit einer finanziellen Hilfe einhergehende staatliche Einflussnahme vermeiden. Acht Jahre ist es her, dass eine geplante Fusion von Airbus, damals noch unter dem Namen EADS, und BAE Systems zum weltgrößten Luftfahrt- und Rüstungskonzern nicht zustande kam – aus Sicht des damaligen EADS-Chefs Tom Enders, weil die Bundesregierung zu stark intervenierte.

Der Streit um staatliche Beteiligungen an dem neuen Unternehmen, die vor allem Deutschland und Frankreich einforderten, ließ sich damals nicht schlichten. Und Airbus ist kein Einzelfall: Auch der gleichfalls ins Schlingern geratene Konkurrent Boeing lehnt jede staatliche Finanzhilfe ab, entlässt lieber MitarbeiterInnen und nimmt auf dem Finanzmarkt Anleihen auf.

Wie schwer sich große Konzerne tun, sich erst finanziell helfen, dann aber kontrollieren zu lassen, zeigt das Beispiel Lufthansa. Wochenlang drohte deren größter Einzelaktionär, der Milliardär Heinz-Herrmann Thiele, die staatlichen Milliardenhilfen für die Fluggesellschaft zu blockieren, weil sie mit Aktienpaketen und Aufsichtsratsmandaten für den Bund verbunden waren.

Thiele fürchtete, staatliche Einflussnahme würde die notwendige, mit Arbeitsplatzabbau verbundene Sanierung des angeschlagenen Konzerns abbremsen, wenn nicht gar verhindern. Immerhin will der Luftfahrt-Konzern allein in Deutschland an viele der 11.000 Stellen ran, die er nach eigener Analyse nicht mehr benötigt. Doch staatlicher Einfluss hieße: Fesseln beim Arbeitsplatzabbau und – in Zeiten des Klimawandels – Druck auf die Entwicklung und den Einsatz umweltfreundlicher Treibstoffe und Motoren.

So legte Airbus coronabedingt die gemeinsam mit Rolls Royce betriebene Entwicklung umweltschonender Flugzeugmotoren – elektrisch oder als Hybridversion – auf Eis, um sein Geld zusammenzuhalten. Solche Entscheidungen sind ohne direkte staatliche Einflussnahme leichter durchsetzbar. Dennoch: Unterstützung vom Staat erwartet Airbus trotzdem. In Form einer Ausweitung der Kurzarbeit von einem auf dann zwei Jahre.

Für diese Dauer rechnet Airbus mit einem strukturell bedingten Auftragseinbruch und Produktionsrückgängen von 40 Prozent. Die Konzernspitze deutete an, mit einer zweijährigen Kurzarbeit könnten 1.500 der 5.100 in Deutschland zur Disposition stehenden Jobs gerettet werden.

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