Umstrittenes Kohleförderprojekt: FFF protestiert gegen Siemens

AktivistInnen von Fridays for Future Berlin versammelten sich am Montagabend spontan vor Siemens in Moabit. Sie wollen das Adani-Projekt stoppen.

Vor dem Siemens Gebäude hängt ein weißer Banner mit der Aufschrift "How dare you?", Aktivisten formen eine Menschenkette

„How dare you?“, würde vermutlich auch Greta Thunberg Siemens fragen Foto: taz

BERLIN taz | Eigentlich wollten die AktivistInnen von Fridays for Future (FFF) Berlin eine Streikpause machen. Doch dann kam Siemens dazwischen, genauer gesagt Konzernchef Joe Kaeser. Er verkündete am Sonntagabend, dass das Unternehmen am umstrittenen Kohleförderprojekt Adani in Australien festhalte. Damit bleibt in Sachen Siemens alles beim Alten, obwohl Kaeser sich noch am Freitag mit FFF-Aktivistin Luisa Neubauer getroffen hatte, über das Klima plauderte und ihr einen Job im Aufsichtsrat des künftigen Unternehmens Siemens Energy im Aufsichtsrat anbot (den sie ablehnte).

Grund genug für die Berliner AktivistInnen, am Montagabend spontan vor dem Siemens-Gasturbinenwerk in Moabit zu demonstrieren und ihre Streikpause zu unterbrechen. „Kohlekonzerne zerstören unsere Umwelt“, stimmten die geschätzt 150 TeilnehmerInnen lautstark an, „nur für einen Batzen Geld.“

Siemens soll für Adani die Signaltechnik für die Bahnstrecken liefern, damit Kohle aus dem australischen Bergwerk erst zum 189 Kilometer entfernten Hafen per Zug transportiert werden kann, um dann über den Ozean nach Indien verschifft zu werden. Für Siemens geht es dabei um 18 Millionen Euro Auftragsvolumen, aber vor allem um Australien und Indien als mögliche Zukunftsmärkte.

Kohle sei ein Klimakiller, kritisierten die FFF-AktivistInnen. Mit Sprechchören, Bannern und einem riesigen „How dare you?“-Plakat unter dem Siemens Logo in der Huttenstraße machten sie auf sich aufmerksam. Eine Aktivistin am Megafon trug eine Rede zur „Doppelmoral von Siemens“ vor: Der Konzern wolle Klimaneutralität erreichen, aber fördere gleichzeitig ein Projekt, das noch jahrzehntelang Milliarden Tonnen CO2 ausstoße.

„Wir fordern, dass diese Technik nicht geliefert wird“, sagte Pia Haase, 19, eine Sprecherin der FFF-Bewegung Berlins. „Profit sollte nicht über unsere Zukunft gehen. Das können wir nicht hinnehmen.“ Vor allem ging an es an diesem Abend darum, der Frustration und dem Ärger Luft zu machen. Die AktivistInnen hätten keine andere Wahl, als spontan zu demonstrieren, betonte Haase – selbst wenn die Bewegung von Siemens ignoriert werden würde, wie bisher ja auch von der Politik.

Vereinzelt lugten Köpfe aus dem mehrstöckigen Bürogebäude.

Vereinzelt lugten Köpfe aus dem mehrstöckigen Bürogebäude. Dann schlossen sich Fenster, Lichter gingen aus. „Macht mal lieber einen Song über Kaeser, der hätte es mehr verdient“, rief jemand, als der Fridays-for-Future-Sprechchor gegen Braunkohle laut wurde.

Auf dem Bürgersteig bildete sich eine Menschenkette. Die Demo-TeilnehmerInnen umzingelten den Eingangsbereich. „In Australien brennt eine Fläche so groß wie die Niederlande“, sagte der 13-jährige Luis von Randow über Lautsprecher. „Es ist, als würde Australien für Siemens nicht existieren.“

Für ihn ist es unfassbar, dass Siemens trotz der andauernden Brände in Australien das Kohleprojekt fördere. „Siemens stellt das Geld über Klimagerechtigkeit. Das finde ich einen ziemlichen scheiß Move“, resümierte er. Die Menge stimmte mit Buh-Rufen ein. Im Siemens-Bürogebäude sind nun fast alle Lichter aus.

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