Animationsfilm „Weathering With You“: Sie kann Regenwolken vertreiben

Der japanische Animationsfilm „Weathering With You“ verbindet eine Coming-of-age-Romanze mit japanischer Mythologie. Er ist für zwei Tage im Kino.

Eine Zeichnung eines Jungen und eines Mädchens, die vor Wolkenhimmel stehen, durch den sie Sonne bricht.

Hina (rechts) hat ein besonderes Verhältnis zum Himmel Foto: Universum

Tokio im Regen. Hina Amanos Mutter liegt in einem Krankenhauszimmer ohne Bewusstsein im Bett. Plötzlich beleuchtet ein Lichtstrahl ein Haus im Straßengewirr. Hina rennt los, entdeckt auf dem Dach des Hauses einen etwas heruntergekommenen Schrein und erhebt sich plötzlich in die Luft.

Eine Fähre nach Tokio. Mit einem Mal befindet sich das Schiff inmitten eines Unwetters. Durch Menschenmengen drängt sich Hodaka Morishima nach oben an Deck. Hodaka ist von zu Hause weggelaufen. Noch hat er Geld und füttert in der Schiffskantine eine Mann durch, der dem Jugendlichen zuvor geholfen hatte.

Der japanische Animationsfilm „Weathering With You“ führt seine beiden jugendlichen Protagonisten in Tokio zusammen. Hina bringt nach dem Tod ihrer Mutter sich selbst und ihren Bruder mit Gelegenheitsjobs durch, arbeitet unter anderem in einem McDonald’s.

„Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte“. Regie: Makoto Shinkai. Japan 2019, 114 Min. 16. und 19. Januar im Kino

Als sie ihren Job verliert, wird sie von zwei Männern bedrängt, in einem zwielichtigen Club zu arbeiten. Hodaka wiederum ist zwischenzeitlich das Geld ausgegangen und er ist ebenfalls auf Jobsuche. Er entreißt Hina den Männern, mit denen sich seine Wege schon zuvor gekreuzt haben.

Die beiden Jugendlichen fliehen. Auf einem Dach zeigt Hina Hodaka ihre Fähigkeit, Regenwolken zu vertreiben. Gemeinsam beschließen die beiden, daraus eine kleine Geschäftsidee zu machen. In einem verregneten Sommer kommen vielen Menschen einige planbare Sonnenstunden gerade recht und das Geschäft läuft gut. Bis es immer stärker zu regnen beginnt.

Vor vier Jahren drehte Makoto Shinkai mit „Kimi no na wa“ („Your Name“) seinen bislang erfolgreichsten Film. Der Film handelt von den beiden Jugendlichen Mitsuha Miyamizu und Taki Tachibana, die mehrfach in den Körper des/der anderen wechseln. Gemeinsam versuchen sie, die Stadt, in der Mitsuha wohnt, vor einem Kometeneinschlag zu warnen. Wie bei „Weathering With You“ durchwebt Shinkai auch bei „Your Name“ die Coming-of-age-Romanze mit fantastischen Elementen, die der japanischen Mythologie entlehnt sind.

Auf beide Filme folgte eine Romanadaption

Auch in der Produktion schließt Shinkai an Bewährtes an: Wie alle seiner Langfilme ist der Film von der Produktionsfirma CoMix Wave Films produziert. Und wie beim Vorgänger arbeitet Shinkai für den Soundtrack wieder mit der japanischen Band Radwimps zusammen. Dass sich der deutsche Verleih entschieden hat, die Lieder in der deutschen Fassung nicht zu untertiteln, ist ausgesprochen bedauerlich. Auf beide Filme folgte in Japan jeweils eine Romanadaption durch Makoto Shinkai selbst und eine Adaption als Mangareihe. Eine US-Real­filmadaption von „Your Name“ ist noch in Arbeit.

„Weathering With You“ ist aus einer jugendlichen Perspektive erzählt und zielt wohl vor allem auf ein jugendliches Publikum. Das zeigt sich auch in einigen Details des Films, von der Darstellung der Körperlichkeit und Hodakas ausgeprägter Faszination für die einige Jahre ältere Studentin Natsumi Suga bis zu den Essensvorlieben.

Man tut jedoch gut daran, den Film nicht als reinen Jugendfilm abzubuchen. Wer sich für Animationsfilme interessiert, bekommt fantasievolle Unterhaltung, die gleichzeitig Anklänge an eine Dystopie der Gegenwart hat. „Weathering With You“ schenkt seinen beiden Protagonisten (und Hinas Bruder) einen Sommer der Freiheit – nur halt einen sehr verregneten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.