Portable Uran-Batterie: Urenco sprengt Atomausstieg

Der Urankonzern Urenco arbeitet seit 2008 an einem mobilen Reaktortyp für neue Atomstandorte. Dagegen protestieren Atomkraftgegner*innen.

Proteste gegen die Urananreicherungsanlage des Konzerns Urenco in Gronau

Mitte November wollen Atomkraftgegner*innen wieder vorm Urenco-Werksgelände protestieren Foto: Christian Ditsch

BERLIN taz | Mit Wissen und Billigung der Bundesregierung arbeitet der Urankonzern Urenco bereits seit 2008 an einem neuen Reaktortyp, der weltweit Hunderte neue Atomstandorte schaffen soll. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die der taz exklusiv vorliegt.

Am „Uran-Batterie“ genannten Small Modular Reactor (SMR) hätten etwa Großbritannien oder Kanada Interesse, heißt es: „Im Vereinigten Königreich wurden 200 potenzielle Standorte identifiziert. In Kanada u. a. 79 entlegene Gemeinden, welche netzunabhängig mit U-Batterien versorgt werden könnten.“ Der SMR gilt im Urenco-Konzern, der in Gronau auch Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage betreibt, offenbar als Zukunftsmarkt.

Der kleine, mobile Reaktortyp soll in abgelegenen Gegenden Strom liefern, benötigt dazu aber weit höher angereichertes Uran als üblich: Eingesetzt werden soll sogenanntes „High assay low-enriched uranium“ (Haleu), das laut Wirtschaftsministerium auf bis zu 19,75 Prozent angereichert werden soll. Ab 20 Prozent gilt Uran als hoch angereichert. Herkömmliche, zivile AKWs arbeiten mit einem Anreicherungsgrad von 5 Prozent.

„Von Atomausstieg kann überhaupt keine Rede sein“, sagt deshalb Hubertus Zdebel, Bundestagsabgeordneter der Linken. Die per Lkw transportierbaren SMR-Reaktoren erhöhten die „Risiken eines militärischen Missbrauchs“. Das von CDU-Minister Peter Altmaier geführte Wirtschaftsministerium argumentiert dagegen, der Haleu-Anreicherungsgrad bewege sich „nicht im waffenfähigen Bereich“.

Nächster Urantransport vermutlich Mitte November

Die Bundesregierung müsse schnellstens gegen die SMR-Entwicklung protestieren, fordern Zdebel, aber auch Atomkraftgegner*innen – Urenco ist ein deutsch-britisch-niederländisches Konsortium, das von der Bundesregierung über den 1970 geschlossenen trinationalen Vertrag von Almelo mitkontrolliert wird. Staatssekretär Feicht hält Deutschland dennoch für einflusslos: „Betriebswirtschaftliche (Investitions- und Entwicklungs-)Entscheidungen fallen nicht unter diese Kontrolle“, heißt es in seiner Antwort an die Linken

„Tut die Regierung nichts“, kritisiert dagegen Matthias Eickhoff von der Initiative Sofortiger Atomausstieg, „treibt sie den unkontrollierten Ausbau der Atomenergie voran – im zivilen und im militärischen Sektor.“ Schon heute stehe das Urenco-Geschäftsmodell für „immer neuen Atommüll – und der wird billig in Russland entsorgt“, warnt Eickhoff. Der nächste Uran­transport aus der Anreicherungsanlage Gronau dürfte nach Einschätzung der Antiatomkraftbewegung am 18. November rollen.

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