Natur statt Freizeitpark

Ein Bürgerbegehren hat die Umwandlung des Naturerholungsgebiets Klövensteen zu einem Event-Park gestoppt. Nun soll ein Gutachten die Zukunftsoptionen ausloten

Soll nun eine naturnahe Erholungsfläche bleiben: Der Klöven­steen im Westen Hamburgs Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Von Marco Carini

Was passiert mit dem Wildgehege Klövensteen? Nachdem die Pläne, das 513 Hektar große Naherholungsgebiet in Hamburgs Westen in einen Freizeitpark umzugestalten, vom Tisch sind, soll es nun ein neues Zukunftskonzept für das Wildgehege geben. In einem Antrag, den die Bezirksversammlung des grün-rot regierten Altona am morgigen Donnerstag debattieren soll, fordern die Grünen nun ein Gutachten, das die Entwicklungsperspektiven für das Landschaftsschutzgebiet, das von Rissen bis nach Wedel reicht, zu skizzieren.

Vom Tisch ist damit der von einem Erlebnisarchitekturbüro erstellte „Masterplan“ des Bezirks, in einem 15.000 Qua­dratmeter großen „Waldcampus“ mit Gastronomie, Hotel und Shops, Events stattfinden zu lassen – von der Flugshow bis zur Betriebsfeier. Während laut Bürgerinitiative dafür ein 20.000 Quadratmeter großes Waldstück gerodet werden sollte, sah der Bezirks-Plan gleichzeitig vor, neue Gehege zu schaffen und die Zahl der Wildtierarten von heute acht auf 59 zu erhöhen: Fischotter, Luchse, Steinmarder und Wisente sollten am Klövensteen einziehen.

Am 22. August 2018 aber hatte die neu gegründete Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben – stoppt den Masterplan für einen Wildtierzoo“ ein Bürgerbegehren gegen eine solche Umgestaltung des Geländes angemeldet. Für „völlig überdimensioniert“ hielt die BI den Masterplan, der zudem mit Naturschutz und Waldpädagogik gar nichts zu tun habe, sondern, so BI-Sprecher Thure Timmermann, eine „Eventisierung“ des Klöven­steen bedeutet hätte.

Überraschend schnell hatten die Bestrebungen Erfolg. Kaum war das Bürgerbegehren in Gang gesetzt, da schwenkte die regierende SPD, die den Masterplan bis dahin im Grundsatz befürwortet hatte, komplett um. Am 30. August vergangenen Jahres schlossen sich gar alle in der Bezirksversammlung vertretenen Parteien dem Bürgerbegehren an, übernahmen damit seine Inhalte. Doch seitdem geschah wenig.

„Millionenschwere Zooträume sind der ganz falsche Ansatz“

Frank Wieding, BI Klövensteen soll leben

Nun wollen die Grünen mit ihrem Antrag für die morgige Bezirksversammlung Schwung in die Sache bringen. Ein Gutachten soll erstellt werden, in dem eine neue Zukunftsperspektive für das Naturschutzgebiet entwickelt wird. Dabei geht es auch um die zukünftigen Unterhaltungskosten des Gebiets, in dem viele Zäune, Gatter und Sitzbänke marode sind und, so die BI, „die Unterbringung der Tiere dringend verbessert werden“ muss.

Die staatlichen Mittel für den Erhalt des Klövensteen reichen seit Jahren nicht aus, nicht selten half ein privater Förderverein aus. Doch der befürwortete den Masterplan und zog sich nach dessen Aus aus allen Planungen zurück. Nun soll das Bezirksamt die zukünftigen Betriebskosten für das Wildgehege ermitteln und „alle Entwicklungsvorschläge im Lichte einer langfristigen Finanzierbarkeit prüfen“, so fordern es die Grünen.

„Wir befürworten diesen Antrag“, betont Frank Wieding von der Bürgerinitiative vor der Sitzung der Bezirksversammlung: „Millionenschwere Zooträume waren der ganz falsche Ansatz.“ Ab jetzt müsse es um „den Erhalt der naturnahen Infrastruktur“ und darum gehen, „dass die Gehege frei zugänglich und kostenlos bleiben“, fordert BI-Sprecher Timmermann.