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Fürs Klima

Zehntausende Menschen sind auch in Hamburg dem Aufruf der Bewegung Fridays for Future gefolgt und haben für den Schutz des Weltklimas demonstriert. Auffallend aktiv sind Mädchen. Die taz war mit draußen, darum gibt es auf dieser Seite nur einen Text

Von Gernot Knödler

Die Mädchen geben den Ton an bei der Fridays-for-Future-Demonstration zum Klimastreik am Freitag. „SUV ist Masse“, rufen die Vorsängerinnnen, „Fahrrad ist klasse“, schallt es zurück. 70.000 Menschen laufen nach Schätzung der Polizei mit, 90.000 nach Angaben der Veranstalter. Erwartet worden waren 30.000.

Der Zug füllt die Straßen in einem weiten Kreis um die Binnenalster: vom Jungfernstieg über die Mönckebergstraße, am Hauptbahnhof vorbei über die Lombardsbrücke und den Johannes-Brahms-Platz zum Gänsemarkt. „Ey Digger, das ist so ein Fame“, sagt eine junge Frau, als sie einen Blick von der Lombardsbrücke auf die Alster wirft. „Ich wusste ja, dass da viele Leute hingehen, aber so viele?“

Die Demo hatte trotz vieler älterer Teilnehmer*innen einen jugendlichen und familiären Charakter. Zwar hatten auch Gewerkschaften, Kirchen, Umweltverbände, Menschenrechts- und Friedensorganisationen zur Demo aufgerufen, geprägt ist sie von vielen kleinen Gruppen und Einzelnen. Es gibt kaum Transparente, dafür haufenweise selbst gemalte Schilder aus Karton und Pappe, meist am Stil, manchmal auch so vor die Brust gehalten.

Der Spruch „Ich kann zwar noch nicht lesen, hab’s aber trotzdem kapiert“, hängt um den Hals eines vielleicht fünfjährigen Mädchens. „Fleisch, Milch & Ei = größter CO2-Ausstoß – go vegan“, propagiert eine junge Frau. Eine andere trägt ein großes Veggie-V aus Pappmaché auf einer Stange.

Merle, die mit vier Kameradinnen aus der zehnten Klasse eines Bergedorfer Gymnasiums zur Demo gekommen ist, trägt ein Pappschild, auf dem steht: „Scheiß auf die Kohle, ich bin heiß genug.“ Ihre Schulleitung lasse den Streik nicht gewähren, sagt die Schülerin. „Es gibt wohl einen Verweis.“

Warum sie trotzdem gekommen sind? „Weil wir die Natur, die Tiere lieben, wollen, dass es besser wird“, sagt Merle. „Wir wollen weiter so leben und nicht flüchten müssen“, ergänzt ihre Mitschülerin Emma. Schon länger sei ihnen das Problem bewusst und auch der Wille, was zu tun, sei dagewesen. Durch den Aufruf von Greta Thunberg seien sie ins Handeln gekommen.

Im Demonstrationszug verteilten Leute in weißen Maler-Overalls kleine Zettel mit der Aufforderung zum „Sitzenbleiben!“, nebst Twitter- und Telegram-Adresse zur Koordination. Vor dem Start der großen Demonstration hatte die Interventionistische Linke zu Blockaden aufgerufen. Gegen 16.30 Uhr, nach dem Ende des Zuges und während am Jungfernstieg noch ein Konzert lief, sperrte eine Gruppe von mehreren Dutzend Leuten dann auch die Lombardsbrücke.

Die Polizei forderte die Demonstranten auf, sich zu erheben und nicht weiter das Klima zu schädigen, indem sie Autos im Stau stehen lassen. Eine Vertreterin des Bündnisses Sitzenbleiben kritisierte die frisch ausgehandelten Klimabeschlüsse der Bundesregierung als zu lasch. Um 17 Uhr wurden die Ersten weggetragen.

Unter den Rednern der Auftaktkundgebung am Jungfernstieg war auch der Klimaforscher Latif Mojib. „Macht weiter so, hört nicht auf“, rief er den Kundgebungsteilnehmern zu. Musikalisch stimmte Henning May, Sänger der Gruppe AnnenMayKantereit, die Massen auf den Demonstrationszug ein.

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