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Klimaprotest von Schüler*innenDie Noten sind egal

Greta Thunberg bekommt ihr Zeugnis – und alle freuen sich, dass sie gute Noten hat. Nehmt doch stattdessen lieber ihre Forderungen ernst!

Greta Thunbergs Zeugnis geht nur sie etwas an – vielleicht noch ihre Familie Foto: reuters/Lisi Niesner

Mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg hat die weltweite Klimabewegung im vergangenen Jahr ein junges Gesicht bekommen. Seit September geht die 16-Jährige jeden Freitag auf die Straße – inzwischen begleitet von Hunderttausenden Schüler*innen und Student*innen weltweit. Viele Ökosünder*innen, die sich mit der Realität des Klimawandels nicht auseinandersetzen und ihre klimaschädlichen Gewohnheiten nicht verändern wollen, regen sich seitdem darüber auf, dass die jungen Leute freitags die Schule schwänzen.

Jetzt können alle Unterstützer*innen der Fridays for Future aufatmen: Greta Thunberg hat trotzdem sehr gute Noten auf ihrem Zeugnis. Das Schulschwänz-Argument ist also entkräftet.

Aber jetzt mal im Ernst: Wen interessiert das? Das Zeugnis einer Neuntklässlerin betrifft sie selbst und vielleicht auch ihre Familie. Einer medialen Diskussion darüber bedarf es absolut nicht. Viel wichtiger als die schulischen Leistungen ist doch ihr politisches Engagement. Nun rückt der Fokus wieder von ihren Forderungen nach klaren weltweiten Zugeständnissen für den Klimaschutz ab und alle schauen auf ihre Leistungen.

Statt ihren Aktivismus anzuerkennen, wird sie auf einen Promistatus gehoben und von ihr Zu- und Abgeneigten bewertet. Schon die Meldung, dass sie sich nach diesem Schuljahr vor ihrem Abitur ein Jahr Auszeit nehmen möchte, um noch stärker für den Klimaschutz eintreten zu können, schlug hohe Wellen. Dabei hat sie ihre in Schweden übliche neunjährige Schulpflicht nun abgeschlossen und es steht ihr völlig frei, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es für richtig hält.

In Berlin hieß es derweil, einige junge Aktivist*innen seien versetzungsgefährdet, weil sie mit den Freitagsdemonstrationen zu viele Abwesenheitstage gesammelt haben. Die Berliner Bildungsverwaltung hat diese Behauptung allerdings bereits zurückgewiesen.

Liebe Ältere, hier ein Appell der Zwischengeneration: Statt über Präsenzzeiten und Schulleistungen zu diskutieren und zu staunen, könntet ihr die Sorgen und Forderungen der Streikenden auch einfach ernst nehmen. Sie selbst tun das nämlich – und verzichten freiwillig auf Fleischkonsum und Flugreisen. Vor allem Politiker*innen sollten sie nicht kleinreden, sondern den Dialog suchen. Denn die Jüngeren wissen, welche Welt sie erben wollen.

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10 Kommentare

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  • Außer jetzt in diesem Kommentar (?) habe ich von dieser Diskussion um ihre Noten bisher nichts mitbekommen. Ich gehöre auf jeden Fall schon einmal nicht zu einer scheinbar sehr großen Gruppe, die sie auf einen Promistatus stellt. Ich frage mich, wo diese Diskussionen verlaufen, die hier (und immer häufiger auch an anderen Stellen in der taz) gerne weitergeführt werden? Was mich ärgert ist, dass eine echt totgerittene Diskussion mit zigmal gehörten und gelesenen Argumenten immer wieder aufgewärmt wird, sobald es irgendwo (nur wo?) einen passenden Auslöser gibt. Bitte nutzt den Platz in der Print-taz für besseren Journalismus, als ich ihn an vielen Stellen im Netz bereits kostenlos finden kann.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Man könnte ja auch mal fragen:



    Wenn kaum ein klimapolitischer Artikel in der taz ohne Greta Thunberg auskommt und auch die aktuelle Ausgabe der futurzwei nicht - ist dann eines der wichtigsten Hauptanliegen der Proteste der taz-Redaktion nicht auch egal (aus Absicht doppelt gemoppelt)?



    Dass es nämlich nicht um Greta Thunberg geht!

    Wäre es nicht am besten, man würde das mit der pausenlosen Greta-Berichterstattung endlich mal lassen und aufhören, die Ablenkungen und Provokationen zu reproduzieren, die Arbeitsgrundlage des größten Teils der bürgerlichen Presse darstellen?

    Ist der Wunsch, zur Mehrheit zu gehören so groß, dass man aufhört, es besser machen zu wollen und mit der bloßen Mittelmäßigkeit zufrieden ist? Ist der Regress schon so groß, dass die CO2-Steuer infrage gestellt wird und die Absurdität verbreitet wird, man könnte Verzicht durch positive Anreize erreichen? Weniger durch Mehr, oder was? Macht weiter so und die gut gemeinte Absicht geht nach hinten los. Die Jugendlichen werden sich dann militanteren Aktionsformen zuwenden, sowenig mir das persönlich gefällt.

    Jetzt lassen es meine finanziellen Möglichkeiten endlich zu, für die taz auch zu bezahlen und schon überlege ich, es wieder sein zu lassen.

    Ein wenig Konsistenz könnte nicht schaden. Besonders in der futurzwei. Hypermoral zu kritisieren ist ja gut, wenn ganz klar umrissen wird, was das ist.



    Wenn dabei aber



    (1) alle Unterschiede zwischen Gesetz, Moral, Ethik und Proto-Ethik eingeebnet werden,



    (2) nebenbei das metaphysische "Böse" reaktiviert wird und damit moralisch (!) die Religion wieder zur Quelle des "Guten" wird,



    (3) jede Form der kritischen Analyse unmöglich wird, weil alles persönlich genommen wird,



    (4) der Zynismus mit der Aufrichtigkeit gleich gewertet wird,



    (5) "unmoralisch" das Gendersternchen zum neoliberalen Kampfinstrument verklärt wird und (6) auf diese Weise sich jede noch so reaktionäre Position gegen Kritik immunisieren kann, solange sie nicht "Böse" ist



    - dann stimmt was nicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Ich würde Dekonstruktion empfehlen statt des allgegenwärtigen Konstruktivismus. Nicht nur Rechte verwechseln diese beiden Denkweisen gern miteinander. Vielleicht was von Derrida lesen und Habermas auch mal hinterfragen.

  • Wichtiger als Gretas Noten sind die der restlichen jungen Klima-Aktivisten.

    Manche werden wegen der Freitagsdemos in der Schule sitzen bleiben oder durchs Abi fallen und nicht studieren können.

    Den wichtigen Doktor-Titel, der beispielsweise für den ehemaligen Bundesminister und beinahe-Kanzlerkandidaten Karl-Theodor zu Guttenberg die Eintrittskarte in die Politik war, wird vielen Klima-Aktivisten vorenthalten bleiben.

    Warum werden die Freitagsdemos deshalb nicht auf den Samstag verlegt? Dann sieht man auch, wer wirklich zum harten Kern gehört und wer nur regelmässig die Schule geschwänzt hat.

    • @Elroy Banks:

      "Manche werden wegen der Freitagsdemos in der Schule sitzen bleiben oder durchs Abi fallen und nicht studieren können."

      Es sind die Klugen, die Freitags streiken. Nur Deppen streiken außerhalb der Arbeitszeit :-)

    • @Elroy Banks:

      Warum streiken die Gewerkschaften während der Arbeitszeit? Bestimmt alles Faulpelze.

  • Greta von Tunberg kommt mir eher vor wie die 16- jährigen Turnerinnen, die von ihren Trainern so voranngetrieben werden, dass sie schon mit 15 ihr erstes olympisches Gold umgelegt bekommen.

    • @Günter:

      Richtig, ohne Gretas Eltern käbe es keinen "Klimawandel".

      Und die ganzen anderen Eltern erst - die ihre Kinder nicht ordentlich im Griff haben. Grauenvoll!

  • "Wen interessiert das?"

    Es ist wichtig. Man kann damit Deppen wie Lindner auf noch das letzte Scheinargument vermiesen. Und vielleicht ein paar Wankelmütige überzeugen, dass hier keine Faulpelze schwänzen, sondern dass kluge Kinder und Jugendliche für ein wichtiges Anliegen eintreten.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      So isses.