: Aufstand ums Klima
Die Debatte um den Klimaschutz hat es längst in die breite Öffentlichkeit geschafft. Über die Forderungen nach mehr Umweltbewusstsein wird nicht nur hohl diskutiert, sondern es wird auch das Verhalten von Demonstranten und den Nutznießern der Bewegung in Frage gestellt. Was wir von den „Fridays for Future“ halten und was wir uns für die Zukunft wünschen
Von Max Beihofer und Pascale Schütze
Greta Thunberg besucht Papst Franziskus in Rom. Nach der Generalaudienz hält sie dem katholischen Kirchenoberhaupt einen Zettel mit der Aufforderung „Join the Climate Strike“ entgegen. In letzter Zeit haben hochrangige Kirchenmitglieder immer wieder Greta Thunberg öffentlich unterstützt. Berlins Bischof Heiner Koch geht sogar so weit, die Aktivistin mit Jesus Christus, also dem Messias, zu vergleichen.
Fraglich ist, wie stark die kirchliche Teilhabe an Gretas Motiven überhaupt und tatsächlich ist. Faktisch sind Klimagerechtigkeit und eine nachhaltige Entwicklung als Ziel der Bewahrung der Schöpfung und als Teil des konziliarischen Prozesses verankert.
Ein aktives Interesse der Kirche an Umweltschutz, welches über Handlungsempfehlungen hinausgeht, ist allerdings nicht wirklich erkennbar. Daher erscheint die Idee des Bischofs, wonach ihn „die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem“ erinnerten, lächerlich. Was manche als Blasphemie bezeichnen würden, ist in jedem Fall eine deutliche Überspitzung. Aber man könnte genauso hinterfragen, was Greta Thunberg dazu qualifiziert, für den Friedensnobelpreis nominiert zu werden.
Weiterhin wirkt es komisch, dass die Goldene Kamera, ein deutscher Film- und Fernsehpreis, den „Sonderpreis Klimaschutz“ einführt, um ihn ausgerechnet an Greta Thunberg zu verleihen. Bei allen Lobpreisungen entsteht immer mehr der Eindruck von Instrumentalisierung.
Entwickelt sich die 16-jährige also langsam zur Werbefigur? Wird das von Teilen der Gesellschaft geforderte Lob an ihr letztendlich nur zur Selbstbeschönigung genutzt? Problematisch ist, dass niemandem, aber auch wirklich niemandem ein konkreter Vorwurf gemacht werden kann. Gretas Botschaft ist gut – keine Frage. Dabei sollten wir bleiben – und nicht bei Showveranstaltungen.
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