liebeserklärung: Andreas Scheuer
Auch wenn es anders wirkt: Der CSU-Verkehrsminister ist die größte Hoffnung aller, die für eine vernünftige Verkehrspolitik kämpfen
Er sieht nicht so aus, und er redet nicht so. Aber CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer ist die größte Hoffnung aller, die für eine vernünftige Verkehrspolitik kämpfen. Denn der Mann hat in den letzten Wochen bewiesen, dass er unbeirrt auf sein großes Ziel hinarbeitet: den Niedergang der deutschen Autoindustrie.
Scheuer ist ein Schaf im Wolfspelz. Geschickt gibt er nach außen den Anwalt der Autobosse: Er nimmt sie gegen Vorwürfe in Schutz. Er wehrt sich für sie gegen die Nachrüstung mit Dieselkatalysatoren. Er setzt mit der Umweltministerin ein „Konzept für saubere Luft“ auf, das weder durchzusetzen noch zu kontrollieren ist. Und er schützt sie in Brüssel vor strengen Grenzwerten zum Spritverbrauch.
Scheuers genialer Plan: Die Autoindustrie soll sich so in Sicherheit wiegen, dass sie in ihr Verderben rast. Sie soll weiter Milliarden in Verbrennungsmotoren investieren, deren Zukunft vorbei ist. Sie soll die Entwicklung zu elektrischen Antrieben, sauberem digitalem Verkehr, der Vernetzung von Bahn, Bus, Fahrrad und Laufen verschlafen. Scheuers großes Vorbild ist CSU-Wirtschaftsminister Michael Glos. Der bewahrte die deutschen Energiekonzerne vor Atomausstieg und Ökoenergien. Als die Energiewende kam, fielen RWE, Eon und Co auseinander. Daran, dass es BMW, Daimler und VW bald ähnlich geht, arbeitet Scheuer Tag und Nacht.
Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Automanager, Audi-Chef Stadler sitzt im Knast, VW hat dauernd neue Vorsitzende, Daimler-Boss Zetsche hat keine Lust mehr. Scheuer aber macht weiter: Er bestärkt die Autobauer darin, weiter Autos von gestern zu bauen. Er jagt die Autofahrer mit Fahrverboten aus der Stadt. Er poltert überzeugend gegen die Ökospinner aus Deutscher Umwelthilfe (DUH) und Umweltbehörden, die Zukunftskonzepte sehen wollen. Und er bringt Länder, Kommunen und Gerichte dazu, selbst und radikal nach neuen Wegen der Mobilität zu suchen.
Rückblickend werden wir in 15 Jahren Andreas Scheuer als Helden der Verkehrswende loben. Bis dahin muss er viel Kritik ertragen. Aber wenn er seine Sache weiter so gut macht, ist seine Zukunft gesichert: Irgendwann sucht die DUH einen neuen Chef.
Bernhard Pötter
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