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Kommentar Erinnerung an den HolocaustEin Mahnmal ist kein Planschbecken

Kommentar von Armin Langer und Armin Langer

Ein Gedenkbrunnen in Freiburg wird von Fußgängern als Planschbecken genutzt. Es ist aber nicht die Zeit zum Chillen, sondern zum Handeln.

Die Bilder der Menschen und Hunde im „Brunnen der Erinnerung“ schockieren viele Juden Foto: imago/Thomas Meyer

I m August 2017 wurde in Freiburg im Breisgau am Platz der Alten Synagoge ein Brunnen mit den Umrissen des von den Nazis 1938 zerstörten Gebetshauses eröffnet. Die jüdische Gemeinde kritisiert den Plan, weil er kein würdiges Mahnmal darstelle. Während der Bauarbeiten wurden die Grundmauern der Synagoge entdeckt. Diese haben zwar die Zerstörungswut der Nazis überstanden, aber nicht die Freiburger grüne Stadtverwaltung, die sie abgetragen und in den Bauschutt geworfen hatte.

Seit einem Jahr verwenden die Fußgänger den „Gedenkort“ als Planschbecken. Die Bilder der planschenden Menschen und Hunde im „Brunnen der Erinnerung“ schockieren viele Juden. Die älteren Gemeindemitglieder, die den Holocaust überlebten, meiden den Platz. Der Gedenktafel für die alte Synagoge steht unter Wasser, Das Freiburger Onlineportal Fudder bietet einen Ser­vice­artikel dazu an, wo sich „der am härtesten umkämpfte Chill-Spot“ auf dem Platz befände. Es ist aber nicht die Zeit zum Chillen, sondern zum Erinnern – und zum Handeln.

Ein Fünftel der Deutschen glaubt an antisemitische Verschwörungstheorien. Die Schoa wird relativiert, der jährliche Trauermarsch für den „Bombenholocaust“ in Dresden ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Neben Juden werden auch Angehörige anderer Minderheiten Opfer von Hasskriminalität und Alltagsrassismus. Seit September sitzt mit der AfD wieder eine Partei im Reichstagsgebäude, die die Ausgrenzung von Minderheiten als Kernteil ihrer politischen Identität sieht.

Armin Langer

Jahrgang 1990, ist Koordinator der Salaam-Schalom-­Initiative in Berlin und Autor des Buchs „Ein Jude in ­Neukölln“.

Die menschenfeindlichen Aussagen und Forderungen der Rechtspopulisten und Rassisten sind der Beweis dafür, dass nicht alle aus der Geschichte gelernt haben. Die AfD ist zwar keine neue NSDAP und wir stehen vor keinem neuen Massenmord – die zunehmende Hetze gegen Minderheiten ist aber bedrohlich. Auch von dieser Gefahr ausgehend ist es wichtig, würdige Gedenk­orte für die Opfer der von deutschem Boden ausgehenden Völkermorde zu errichten – in einem „Gedenkbrunnen“ planschen ist da zumindest unangebracht.

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65 Kommentare

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  • Wer ein wenig mehr Informationen zur Historie der Auseinandersetzungen, der vergangenen und zukünftigen Planungen will als der dünne Artikel preisgibt dem sei der Wikipedia Artikel zur Alten Synagoge in Freiburg empfohlen: de.wikipedia.org/w...iburg_im_Breisgau)

    • @Rudolf Fissner:

      "Volker Rosenstiel und Martin Schedlbauer, die Architekten des von ihnen als „Wasserspiegel“, sonst als „Synagogenbrunnen“, „Gedenkbrunnen“ oder „Erinnerungsort“ bezeichneten Wassertisches,[58] zeigten sich von der intensiven Nutzung und „Bespielung“ als Planschbecken und Partyfläche überrascht und äußerten ihr Unverständnis."

      Da hat wohl jemand nicht nachgedacht...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nicht nur jemand. Alle.

        Die Freiburger werden aber sicher eine Lösung finden für dieses „Problem“ aus dem Kindergarten.



        Wie wäre es mit einem Sommerloch im Brunnen?

  • Das Anne Frank Haus in Frankfurt ist eine Begegnungsstätte, ich könnte also drin Freibier ausschenken.







    Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden ist ein Unikum, denn die einzelnen Gemeinden sind nicht selbstständig oder autonom wie alle anderen jüdischen Gemeinden in Deutschland und unterstehen so dem Landesverband. Der hat auch schon öfters Ärger mit den einzelnen Gemeinden gehabt, etwa mit der in Konstanz wegen dem Synagogenbau.

    Herr Sulimani wohnt in Pforzheim etwa 150km von Freiburg entfernt, ich halte die Stimmen aus der Gemeinde für essentieller als eines Verbandsfunktionäres von sonstwo.

    • @Sven Günther:

      Ok Sie meinen also das AnneFrank Haus in Frankurt und wollen keine Alk-Aktion in Amsterdan veranstalten. Ich habe verstanden.

      • @Rudolf Fissner:

        Entschuldigung, habe mich da unklar ausgedrückt. Für Leute aus Frankfurt ist das Anne Frank Haus der ehemalige Jugendtreff im Dornbusch. Für Menschen aus anderen Gegenden, ist natürlich das in Amsterdam das Haus, an welches man als erstes denkt.

    • @Sven Günther:

      @ Rudolf Fissner

  • Warum sollten spielende Kinder irgendwem oder -was die Würde rauben?

    Ich finde die Idee, den Synagogengrundriss als Brunnenform zu nehmen toll. Der Brunnen ist wunderschön und ist eingebunden ins Stadtgeschehen, das hat er vielen Gedenkstätten voraus. Die Gedenktafel steht nicht unter Wasser, sondern vor dem Brunnen, wie man auf diesen Fotos sehen kann:



    www.badische-zeitu...der-alten-synagoge

    Außerdem: Wann gibts in Deutschland schonmal wochenlange Hitze? Spätestens im Herbst steht der Brunnen wieder still und "würdig" da.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Das kühle Wasser lockt Leute an. Leute, die dann auf die Geschichte des Brunnens und damit auf die Geschichte der Synagoge aufmerksam werden.

    Ist das nicht wert, das mal ein paar Kinder reinhüpfen?

  • Gedenkstätte als Ort für interkulturellen Austausch! Wer nur im stillen gedenkt und nicht handelt wird auch nichts erreichen... Vlt ist es da sinnvoll das positive an einem solchen Ort und der Nutzung zu sehen. Die Kinder die noch gar nicht verstehen worum es da geht sollen doch befreit spielen können!



    Dem Punkt mit den Tieren und mündigen Erwachsene muss ich beipflichten, zumal einige Meter weiter einige Fontänen aus dem Boden ebenfalls zur Abkühlung dienen können.

    Es sollte aber festgehalten werden, dass wenn man die Hintergründe zu dem Becken nicht kennt, die Beschilderung ist nun nicht soooo üppig, man sehr versucht ist sich zu erfrischen.



    Wer auch immer das geplant hat hätte wenn kein Betreten und bespielen erwünscht ist eine gläserne Barriere o.ä. hinzufügen sollen...

  • Was haben denn die Kinder und die Hunde getan?



    Nichts!



    also sollen sie bei der Hitze auch planschen. Und wem's nicht passt, der soll doch sein Denkmal irgendwo hinter Zäune und Mauern bauen. Aber bitte nicht auf Kosten meiner Steuergelder.

    • @mäusle:

      Man hätte die Synagoge von deutschen Steuergeldern dort wieder aufbauen sollen. Immerhin waren es Deutsche, die die Synagoge zerstört haben.

      • @Nicky Arnstein:

        Es gibt schon eine Synagoge in Freiburg, ungefähr einen Kilometer entfernt vom Platz der alten Synagoge in der Nussmanstraße, welchen Zweck sollte eine zweite Synagoge haben, außer Kosten?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Und es waren im übrigen auch Deutsche, die sie erbauten.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Und die sie besuchten auch.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Nicky Arnstein:

            Eben! Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich finde es stets ein wenig befremdlich, wenn man von Juden (im Nazireich) redet, als seien sie eine absonderliche Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund gewesen. Gut, zur Unterscheidung braucht man das wohl irgendwie, aber dennoch kommt es mir oft so vor, als würde man damit die Aussonderung aus dem deutschen "Volkskörper" nocheinmal vollziehen.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Diese Unterscheidung bestätigt nur wieder das wirkliche Erbe des Nationalsozialismus'. Nämlich die Einteilung der deutschen Bevölkerung in 'echte' Deutsche und Juden, also Deutsche, die nicht unmittelbar einen tribal-germanischen Migrationshintergrund hatten.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Adele Walter:

                Genauso kommt mir das auch vor und deswegen finde ich es immer irgendwie vollkommen abwegig, wenn man etwa vom deutschen Juden Walter Benjamin oder gar Adorno redet (der eine katholische Mutter hatte). Gut, wenn man sie als Opfer sieht bzw. herausstellen will (Benjamin war ja gewiss eines), dann ergibt das Sinn, aber ich finde es trotzdem komisch zu sagen, die Juden hatten eine Synagoge, die von Deutschen zerstört wurde.

                • @849 (Profil gelöscht):

                  das Hervorheben der jüdischen Abstammung von jedwelchen Persönlichkeiten - egal ob Deutsche oder nicht - wird permanent in den Medien, vor allem in den öffentl.-rechtl. vorgenommen. Übrigens wird auch gerne hier in D darauf hingewiesen, wenn jemand Migrationshintergrund hat oder "Farbiger" ist.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Gerne kann ich von "deutschen Juden" reden.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Nicky Arnstein:

                Sie sind aber auch der Meinung, dass die Juden ein Volk sind und nicht eine Religion (oder wahrscheinlich beides). Von deutschen Katholiken zu reden hat indes nur Sinn, wenn man sie mit ausländischen Katholiken vegleicht.

                Ich empfinde es jedenfalls als vollkommen absurd, dass es den Nazis gelungen ist, Menschen, die jahrhundertelang in Deutschland gelebt haben, als Juden zu brandmarken, so als wären sie ein Fremdkörper gewesen.

                Wir haben ja heute gern den sogenannten Ostjuden im Blick (durch die Nazi-Propaganda gefördert), wenn wir an damals denken. Dabei waren m.W. die "deutschen Juden" in ihrer Mehrheit derart assimiliert, dass man sie allenfalls noch am Namen erkennen konnte (z.B. meine Oma, die einen "jüdischen" Nachnamen trug, aber evangelisch war).

    • @mäusle:

      Die israelitische Gemeinde wollte überhaupt keine Gedenkstätte, auf die Idee kamen Nicht jüdische Bürger und dann die Stadt Freiburg.

  • Ein recht merkwürdige Diskussion hier Forum. Einige vertreten ja die Ansicht, dass es doch schön und lebensbejahend sei, wenn da Hunde und Kinder drin planschen. Subtext: stellt Euch doch mal nicht so an...



    Erinnert mich ein bißchen, an die MeTwo-Debatte. Da berichten Betroffene ja auch von Begebenheiten, die sie als Kränkung empfunden haben. Wenn da einer sagt; Komm, stell Dich nicht so an, das war doch nicht so gemeint und überhaupt. hab Dich nicht so", geht - wahrscheinlich insbesondere hier im TAZ-Forum - die große Haue los. Ernst nehmen muss man das, nichts relativieren, nichts beschönigen und überhaupt, wenn man selbst keinen Migrationshintergrund hat, kann man das ja gar nicht beurteilen.



    Kann man ja durchaus so sehen. Allerdings frage ich mich dann, warum man dann hier andere Maßstäbe anlegt. Wenn die jüdische Gemeinde sagt, dass sie das als unanständig und unangebracht empfindet, dann würde ich anregen, dass einfach mal ernst zu nehmen und nicht zu sagen/denken: also, ich finde das nicht so schlimm, also hast Du das gefälligst auch nicht schlimm zu finden.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      Kommentare sind keine Lobhudeleien auf die Ansichten des Autors, sondern in der Regel die Auseinandersetzung mit selbigen.

      Abgesehen davon: wer sich mit Aussagen in die Öffentlichkeit begibt, muss damit rechnen, nicht nur Zustimmung zu bekommen.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @ADELE WALTER



    Wenn Sie die komplette Geschichte um die Gesamt-Gestaltung des Platzes kennen würden, würden Sie sich keine Sekunde länger über etwaige kognitive Leistungen beteiligter Verantwortlicher wundern. Es ist eine Provinzposse erster Güte und wird, so munkelt man, bereits als Theaterstück verarbeitet.

  • Nicht das Planschen im Brunnen ist unangebracht sondern die Einrichtunng eines schönen Brunnens auf den Grundmauern als Gedenkort.

  • War der Autor schon an dem Platz? Ich finde der Artikel wirkt sehr abstrakt und man hat das Gefühl, der Autor hat eher über den Platz der Alten Synagoge gelesen, als dass er dort selber war!?



    Ich jedenfalls kann den Artikel wenig nachvollziehen. Der ganze Platz ist ein schöner Treffpunkt von unterschiedlichen Menschen und auch unterschiedlicher Kulturen in einer friedlichen und offenen Atmosphäre, mit Kinderlachen im Hintergrund. Genau so ein Umfeld lässt auch Leute die weniger Berührung mit der Geschichte hatten einen Zugang dafür, die vielleicht nicht zu einer traurigen, düsteren Gedenkstätte gegangen wären.



    Mich jedenfalls erinnert der Platz jedes Mal daran, wie gut wir es heute haben und wie sehr man versuchen sollte keinen Hass mehr in der Gesellschaft aufkeimen zu lassen.



    Gerade in Freiburg hat die AFD recht geringe Wahlerfolge. Vielleicht ist das Konzept gar nicht so schlecht? Dass manche Mitglieder der jüdischen Gemeinde nicht begeistert sind, kann ich nachvollziehen. Den etwas zusammengeschustereten Übergang zu Erfolgen der AFD dagegen gar nicht.



    Ein düsteres Mahmal hätte nicht sonderlich gut dorthin gepasst und die Leute würden wohl eher daran vorbeirennen als dort zu bleiben. Außerdem ist der Platz keine Verschlechterung zu der Situation davor... Davor gab es an dem Platz gar keine Erinnerung an die alten Synagoge und es war auch nur eine Wiese auf der Leute Eis gegessen und Bier getrunken haben. Jetzt hört man Kinderlachen und wird daran erinnert, dass dort mal eine Synagoge stand, die durch Hass zerstört wurde.

  • Was ist die Alternative? Einen Zaun mit Wir-Müsssen-Draussen-Bleiben-Schildern aufstellen? Da käme wirklich Freude auf. Wer in einer Stadt eine Wasserfläche anlegt, muss schon hochgradig debil sein zu glauben, dass das Kinder bei sommerlicher Hitze nicht nutzen werden. Ich finde es schön, dass die Kinder dort planschen und man sollte die Attraktivität des Platzes nutzen, um die Erinnerung an die Geschichte wachzuhalten, aber nicht indem man Kinder verjagt. Das erzeugt nur Hassgefühle und blockiert eine mögliche Auseinandesetzung mit der Geschichte des Platzes und der ehemaligen Synagoge.

  • "Seit September sitzt mit der AfD wieder eine Partei im Reichstagsgebäude, die die Ausgrenzung von Minderheiten als Kernteil ihrer politischen Identität sieht."

    Schön und gut. Doch was kann die AfD dafür, dass Hunde und Menschen das Denkmal als Planschbecken nutzen? Sind die Hunde von der AfD?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Nicky Arnstein:

      Wenn es sich bei den Hunden überwiegend um deutsche Schäferhunde und bei den Kindern der "Herr(ch)en" überwiegend um blond(gefärbt)e blauäuige Blagen handelt, könnte man auf den Gedanken verfallen...

  • Synagogen waren immer auch ein Ort der Freude & Wasser hat auch im Judentum eine große Bedeutung. Ich finde es sympathisch dass sich an diesem Ort heute Kinder tummeln. Tolle Idee.

    • @Rudolf Fissner:

      Habe noch einen schönen Text gefunden zur Bedeutung von Wasser & Freude im Judentum: de.chabad.org/libr...sser-am-Sukkot.htm Er bezieht sich auf das Laubhüttenfest. Dort heißt es:

      „Darum hat G-tt befohlen: ‚Gießt Wasser für mich, damit ihr mit Wasser gesegnet werdet.‘ Unsere Weisen sagen: ‚Am Fest wird den Menschen das Wasser zugeteilt.‘ Und wenn die Erde mit Wasser gesegnet ist, sind alle Menschen gesegnet, Israel und die anderen Völker. “

      Und selbst am Platz einer Synagoge scheint Wasser Sinn zu machen; eine Mikwe, ein Tauchbad, (ich weiß, der Vergleich hinkt) ist so essenziell und bedeutend, dass ihr Bau sogar Vorrang vor der Errichtung einer Synagoge haben soll. www.juedische-allg...icle/view/id/27109

    • @Rudolf Fissner:

      Synagogen sind in erster Linie Gebetshäuser. Und es handelt sich ja hier nicht um eine Synagoge, sondern um ein Denkmal für eine von den Nazis zerstörte Synagoge. Ich finde es pietätslos, wenn aus einem Denkmal ein Planschbecken gemacht wird. Ähnlich wie das Berliner Holocaust-Denkmal, das von Touristen und Einheimischen als Kletter- und Sitzgelegenheit genutzt wird. Allerdings muss man sich auf fragen, was geht in den Köpfen von Denkmal-Architekten vor und jenen, die sich für solche Un-Denkmäler entscheiden?

      • @Nicky Arnstein:

        "Allerdings muss man sich auf fragen, was geht in den Köpfen von Denkmal-Architekten vor und jenen, die sich für solche Un-Denkmäler entscheiden?"

        Genau meine Rede. Ein Denkmal sollte meiner Meinung nach so beschaffen sein, dass Menschen die in 100 Jahren vorbei gehen, nach einem kurzen Blick wissen, woran es erinnert. Alles Andere verfehlt das Ziel.

      • @Nicky Arnstein:

        Ich schrieb „waren“.

  • Was nutzt eine Gedenkstätte, die so trist ist, dass niemand hingeht? Ich empfinde die sich Abkühlenden nicht als das Problem, sondern die, die Nahtlos wieder an die "Stellung Deutschlands in der Welt" anknüpfen, und die unter "mehr Verantwortung übernehmen" nur die militärische Komponente sehen. Die anderen wieder ihre "DeutschenWerte" aufzwingen wollen.

    Im Übrigen wer sagt denn, dass es mit gekühlten Füßen kein Erinnern gibt?

  • Liebe taz, bitte bitte bitte recherchiert ab und zu mal ein bisschen genauer (was als Journalist ja eigentlich euer Handwerk seien sollte) aber die Steine wurden nicht, wie ihr schreibt einfach weggeworfen. Diese wurden von Landesamt für Denkmalpflege und archäologischen Bedingungen geborgen und wurden der jüdischen gemeinde übergeben. Was ihr macht ist Populismus von links.

    • @der_kleine_ Print:

      Das steht aber auf der Seite der israelitischen Gemeinde Freiburg völlig anders und auch in der Presse steht es so nicht.

      "Ein Teil der Mauerreste wurde abgetragen, der Rest zugeschüttet."

      www.welt.de/politi...agoge-brannte.html

      "Doch die Stadt missachtete sowohl die Bedeutung dieses Fundes als auch das Abkommen mit der Israelitischen Gemeinde und ließ die Steine entfernen."

      www.jg-fr.de/platz...lten-synagoge.html

      Für Ihre Aussage hätte ich gerne eine reputable Quelle!

  • Der Gedanke, daß ein Gedenkort dem Menschen dient, gefällt mir im Grunde. Wenn es nach mir geht - haltet dort Andachten und Gottesdienste ab, auf daß ihr die Menschen erreicht.

    Aber nicht meine Meinung ist erheblich, sondern die der Gemeinde.

  • Hunde und Kinder sind wohl nicht schuldig. Richtig abgespaced wäre aber natürlich die Idee, an dem historischen Ort einer Synagoge einfach wieder eine Synagoge zu bauen. Aber wahrscheinlich bin ich viel zu naiv für zeitgemäße Stadtplanung.

  • Als Freiburger sehe ich das anders. Dass die Künstler beim Künstlern nicht an die Bedürfnisse von Menschen und Tieren im Hochsommer gedacht haben: geschenkt.



    Wenn niemand badet, ist das ein wunderschöner Ort, in dem sich der Himmel spiegelt. 10 Monate lang.



    Wenn Kinder, die den Sommer in der heißen Großstadt verbringen müssen, dort etwas für sich finden, ist das gut. Denn wenn Gedenken nicht mit Lebensfreude gepaart ist, wird es sinnlos.



    Ich fühle mich, immer wenn ich da vorbei komme, aufgerufen, ziviles Engagement zu zeigen und bei Auswüchsen einzugreifen. Das mache ich dann auch.



    Und zur Ehrenrettung der Stadt sei gesagt, dass 50 m weiter ein wirklich nettes Badeangebot, Fontänen, die aus dem Boden sprudeln, geschaffen wurde.



    Also Freibürger: redet, handelt, ge-denkt, engagiert euch. Mit mir zusammen.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ein verstörter Hobby-Historiker aus Stuttgart am Brunnenrand:



    "Ja sabberlod, i glaub die senn nemme ganz bacha !"



    www.badische-zeitu...der-alten-synagoge



    (klickt euch durch die Bilder)

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Danke für Ihren Hinweis.

      Als Freund stilvoller Beleidigungen werden ich gerne mein Repertoire mit dieser mundartlichen Variante anreichern.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Was macht es schon, wenn Kinder sich bei 35°C im Wasser abkühlen?

    Das wird die Erinnerungskultur noch aushalten.

  • Der Kommentar ist merkwürdig konstruiert und stellt vor allem die entscheidende Frage nicht:

    Wer hat diesen Entwurf eines "Planschbeckens" für ein Mahnmal durchgehen wo die Gedenktafeln im Wasser absaufen - überhaupt durchgehen lassen?

    Künstler und Verwaltung haben überhaupt nicht nach gedacht, wie anziehend so ein Planschbecken ist.

    Fehlt nur noch das jetzt Stacheldraht darum zum absichern....

  • Der gleiche Mist wie beim Holocaust-Mahnmal in Berlin. Wenn man die Architektur eines Mahnmals nicht mehr von der Architektur einer Erholungseinrichtung unterscheiden kann, braucht man sich nicht zu wundern. Würdelose Architektur fördert würdeloses Verhalten.

  • Hier kann D mal was vom Ostblock lernen. Denkmale (Mahnmale zumal), müssen auch alle begreifen können. Die Monumente im Osten zum Thema Krieg sind da klar zu begreifen.

    Ein Planschbecken hat nun mal nicht dieselbe Wirkung wie sagen wir mal das Verteidiger-Monument in Leningrad, aber es ist klar von allen zu kapieren und nicht nur von Akademikern Fachbereich Geschichte.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Da beschwert sich jemand, dass Profanes profanisiert wird und kriegt das irgendwie auch noch mit der AfD zusammen. Merkwürdige Mélange.

  • Die Überleitung zur Afd ist etwas billig.

    Das Konzept ist von den Grünen und die haben es auch durchgedrückt. Das die israelitische Gemeinde dagegen war, war der Stadt von Anfang an egal und das ein Wasserbecken zu allem möglichen einlädt, aber weniger zum Gedenken, dürfte jedem klar sein der nicht total meschugge ist.

    Man hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was man machen will, wenn man Überreste der alten Synagoge findet, dann erklärte Herr Bürgermeister Prof. Dr. Martin Haag und Herr Dr. Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalschutz der Gemeinde, es gebe nur zwei Möglichkeiten, entweder auf das geliebte Brunnenprojekt zu verzichten, was nicht in Frage kommt oder Teile der Fundamente abzutragen und den Rest zuzuschütten. Die Gemeinde war geschlossen dagegen, der Brunnen könne doch auch versetzt werden oder anders integriert werden. Und dann hat die Stadt auch noch die Chuzpe besessen, die Reste kurz vor dem 9. November abzutragen, obwohl die Gemeinde eindringlich bat, wenigstens so lange zu warten. Und um der Sache die Krone aufzusetzen, chlort und säubert die Stadt das Wasser auch noch, genau weil man da Leute drin rumlaufen lassen will.

    Und es ist verdammt noch mal nicht "unangebracht," das war von Anfang an eine total bescheuerte Idee.

  • a.) Gedenken kann man nicht erzwingen - ist im täglichen Leben auch nicht notwendig



    b.) Menschen nutzen gebotene Möglichkeiten? Nein. Doch! Oh



    c.) wem schadet es wenn Menschen sich dort erfrischen? Wer damit Probleme hat, will damit Probleme haben.



    d.) Als Atheist: ein zuvor beschränkter Ort gehört wieder allen... Super! eine Plakette oder Hinweistafel erfüllt den Zweck des Gedenkens vollauf.

    • @danny schneider:

      A) Die israelitische Gemeinde wollte keine Gedenkstätte, auf die Idee kamen verschiedene nichtjüdische Privatpersonen und dann dieStadt Freiburg.

      C) Wen man es schon Gedenkstätte nennt, es aber eigentlich eine Erfrischungsgelegenheit in der Stadt ist, nennt man es verdammt noch mal nicht Gedenkstätte!

      D) Der Platz war vorher nicht beschränkt, da er auch nicht bebaut war, die neue Synagoge in Freiburg liegt etwa 1 km entfernt in der Nussmanstraße. Er gehörte sowieso allen und eine Hinweistafel im Wasser ist nun mal Blödsinn.

      Wenn man sich einen Brunnen oder Wasserspiel in die Stadt bauen will, überhaupt kein Problem, in vielen Städten eine gute Idee, aber dann ist es keine Gedenkstätte.

  • Das ist aber auch wirklich doof, dass die Leute nicht erst die unter Wasser stehende Tafel lesen und dann wissen, dass sie niemals so weit an die Tafel hätten heran gehen dürfen, weil es sich um einen Gedenkort und nicht einfach einen Brunnen handelt...



    Das ist doch absehbar wie das Amen in der Kirche, dass das so läuft.



    Ich vermute, die wenigsten wissen, was sie da tun, wenn sie ihre Füße in den "Brunnen" halten, oder ihre Hunde rein lassen. Überraschenderweise lesen nämlich die wenigsten Menschen alle historischen Hinweistafeln, denen sie begegnen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Sophie Kowalski:

      Und wenn schon: Was spricht dagegen, dass sich an einem ehemaligen Ort des Glaubens Leute erfrischen und Kinder spielen? Ich finde, dass dies sehr friedliche und lebensfrohe Bilder sind.

    • @Sophie Kowalski:

      So ist es. Und wer Freiburg kennt, weiß dass im Sommer jeder Wassertropfen belagert wird.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ist dich toll. Welcher Gedenkort in Freiburg hat mehr Zulauf?

        • @Rudolf Fissner:

          "Welcher Gedenkort in Freiburg hat mehr Zulauf?"

          Meinen sie jetzt einen, an dem sich die Leute abkühlen können?

        • @Rudolf Fissner:

          Wenn ich jeden Tag mich vor das Anne Frank Haus hier in der Nähe stelle und Freibier verteile, habe ich auch die meistbesuchten Gedenkstätte der Stadt.

          • @Sven Günther:

            Der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Rami Suliman, bezeichnete das Wasserbecken als „Teil des Lebens auf dem Platz“, das er nicht als Mahnmal oder heiligen Ort betrachte, sondern als Zeichen dafür, „dass Judentum in Freiburg Teil der Gesellschaft“ sei.

            Freibier verteilen wäre also auch keine schlechte Idee.

            Wenn Sie allerdings in der Nähe des Anne Frankhauses per Freibier eine Gedenkstätte betreiben wollen, dann würde ich das nur als einen geschmacklosen Kneipenwitz ansehen.

        • @Rudolf Fissner:

          Das ist alles schön und gut und dass ein Ort des Glaubens ein Ort der Freude sein soll, auch gut.. Aber es ist ein Ort des Gedenkens an unvorstellbare Grausamkeit, Tod und Zerstörung. Und die Gemeinde, also die Stellvertreter der Betroffenen, hat ausdrücklich gesagt, dass sie das völlig unpassend finden. Und das zählt. Wenn Sie auf Ihrem Grab ein Planschbecken aufmachen wollen, finde ich das wunderbar, lebensbejahend und alles... aber es muss Ihre Entscheidung sein. Ein Mahnmal ist aus meiner Sicht mit einem Grab gleichzusetzen, so pietätsmäßig.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Sophie Kowalski:

            Ein Mahnmal mahnt mal und mal mahnt es nicht, so wi ein Denkmal mal zu denken gibt und mal nicht. Ich empfinde es grundsätzlich als Ausdruck eines autoritären Ungeists, wenn Menschen glauben, andere auf ihre Vorstellung von Pietät vergattern zu wollen.

  • Das passiert, wenn man statt eines ordentlichen Denkmals, was Hochkünstlerisches macht. Den wenigsten Bürgern ist bewusst, wozu es wirklich da ist.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Mag sein, daß da künstlerisch etwas schiefgegangen ist aber ich dachte sofort an den alten von Ribbeck.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Woher wissen Sie das? Selbst im nördlichsten Teil Deutschlands lesen Menschen etwas darüber.

      • @Rudolf Fissner:

        "Woher wissen Sie das?"

        Ergebnis einer kurzen Umfrage. Ich wohne nicht weit von Freiburg.

  • Ich finde es genau das richtig so, wenn Denkmale funktional von Bürgern benutzt werden, beklettert oder beplantscht. Oder eben als Schwulentrefg benutzt werden. Das ist lebendige Stadt. Das ist lebendige, nicht tote Denkmalkultur. Ein Denkmal ist kein Friedhof.