Kolumne Flimmern und Rauschen: Aus Rundfunk mach Medien
Rundfunk ist heute mehr als Radio und Fernsehen, ahnt inzwischen auch die Rundfunkkommission der Länder. Und alle dürfen mitmachen!
D ialog ist das Zauberwörtlein dieser Tage. Dialog wird geübt mit der Kanzlerin und mit dem Herrn Meuthen von der AfD (mit merkwürdigen Resultaten, aber wie gesagt: Man übt). Es gibt Debatten über zurückgetretene und getreten wordene und jetzt selbst zurückkeilende Nationalspieler.
Zu denen sich selbst der Minister des Auswärtigen äußert, obwohl nicht er, sondern der Heimathofer-Horst ja eigentlich für den Sport zuständig ist. Heikos Maas’ Einlassung, er verstehe gar nicht, warum er als Außenminister überhaupt zur Causa Özil befragt werde, wurde ja auch deswegen besonders schön, weil er dann gerade nicht die Klappe gehalten, sondern doch seinen Senf („in England lebender und arbeitender Multimillionär“) dazugegeben hat. Aber wie gesagt: Man(n) übt.
Auf Dialog mit Senf-Zugeben setzt – in ganz positivem Sinne – auch die Rundfunkkommission der Länder. Okay, zugegeben, das ist jetzt ein ziemlicher Bruch. Eigentlich aber auch nicht: denn in einer ziemlich arbeitsteilig organisierten Gesellschaft läuft der gesellschaftliche Dialog eben über die Medien. Und dazu braucht es Spielregeln – vor allem, wenn sich die Rahmenbedingungen rasant ändern.
„Rundfunk ist heute mehr als Radio und Fernsehen“, schreibt die bei der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz anhängige Länderkommission, nachdem man in den bisherigen Jahren tapfer den Urrundfunkstaatsvertrag von 1991 weitergeschrieben hat (nur zur Erinnerung: Damals konnte man noch kein Internet ausdrucken). „Die Länder wollen deshalb die Grundlage schaffen für eine zeitgemäße Regulierung, Entfaltungsräume für die vielen Kreativen eröffnen und auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Gleichzeitig sollen aber auch Standards erhalten und gesichert werden. Von den Neuregelungen sollen alle profitieren: Medienschaffende genauso wie Nutzerinnen und Nutzer“.
Deshalb dürfen beim Dialog, der aus dem Rundfunkstaatsvertrag endlich einen Medienstaatsvertrag machen soll, nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Parteien, Verbände und Lobbygruppen mitspielen. Per Onlinekonsultation kann bis zum 26. August jedeR Anregungen und derbe Flüche an die Rundfunkkommission posten. Bei entsprechender Zustimmung sollen diese Einlassungen auch auf dem Beteiligungsportal der Rundfunkkommission veröffentlicht werden.
Und das ist zunächst mal uneingeschränkt gut. Natürlich gibt es auch noch was zu moppern: Grundlage des Ganzen ist logischerweise ein Gesetzestext. Und der ist schwer juristisch. Damit hier ganz normal Nutzer Nutzen ziehen und wirklich in den Dialog eintreten können, täte noch ein wenig Übersetzung ins Nicht-Fachliche not. Ist alles eine Frage der Übung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies