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Kommentar Antirassismus in FrankreichSolidarität ohne Spaltung

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Der Repräsentativrat der jüdischen Institutionen will weder Le Pen noch Mélenchon beim Gedenken dabei haben. Doch das greift zu kurz.

Egal von welcher Seite: Antirassistische Solidarität braucht keine Einladung Foto: dpa

W er darf sich am Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus beteiligen? Die Frage ist absurd, denn das ist Sache aller und schon gar nicht exklusive Angelegenheit der direkt Betroffenen. Möglichst breite Solidarität ist die einzige wirksame Waffe gegen Diskriminierung und Gewalt. Das sollte gerade in Frankreich, wo antijüdische, antimuslimische oder auch antiasiatische Aggressionen besonders häufig vorkommen, eigentlich selbstverständlich sein.

Trotzdem hat sich nun der Vorsitzende des Repräsentativrats der jüdischen Institutionen (CRIF), Francis Kalifat, für eine selektive Solidarität ausgesprochen: Sowohl Marine Le Pen und ihre Leute vom rechtsextremen Front National (FN) wie auch der linke Jean-Luc Mélenchon von der France insoumise (FI) sind laut dem CRIF-Vorsitzenden bei der Gedenkfeier für die Ende letzter Woche ermordete Jüdin Mireille Knoll „nicht willkommen“. Die Begründung: FN-Gründer Jean-Marie Le Pen war mehrfach wegen antisemitischer Äußerungen oder Verharmlosung des Holocaust (als „Detail der Geschichte“) verurteilt worden. Mélenchon habe mit der extremen Linken zu einem „Boykott Israels“ aufgerufen und den Frankreichbesuch Benjamin Netanjahus gehässig kritisiert.

Damit werden extreme Rechte und radikale Linke auf dieselbe Stufe gestellt. Das ist völlig kontraproduktiv für den Kampf gegen den Rassismus, in dem Mélenchon und Le Pen nicht auf derselben Seite der Barrikade stehen. Kalifat selber musste im Radio einräumen, er habe ja nicht behauptet, dass Mélenchon wegen seiner Haltung zu Israel ein Antisemit sei. Marine Le Pen sucht dagegen seit Langem den Kontakt mit der nationalistischen Rechten in Israel. Natürlich hofft sie so auf einen definitiven Freispruch von den antisemitischen FN-Erbsünden. Das ist so durchsichtig, dass sie gewiss nicht mit Applaus der Antirassisten rechnen darf.

Die antirassistische Solidarität ist ein Anliegen, für das es keine Einladung braucht. Das Engagement jedes Einzelnen allein zählt, nicht die polemische Frage, wer rechts und links mitläuft.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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14 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die Geschichte kann keine Aussage treffen? Sagen ihnen Namen wie Stalin, Mao oder Pol Pot gar nichts.

     

    Welcher Versuch einer auch nur sozialistischen Umwälzung ist nicht in Diktatur, Korruption und Menschenrechtsverletzung geendet?

     

    Der Kapitalismus, wie sie ihn beschreiben, mag so im England des 19. Jahrhunderts gewesen sein. So holzschnittartig funktioniert die bürgerliche Gesellschaft nicht.

     

    Es gibt ein Oben und ein Unten und jede Menge dazwischen. Wer alles so simplifiziert, der kann nur scheitern.

     

    Und wem es nichts ausmacht, eine der am häufigsten von den Nationalsozialisten gebrauchten Hetzkarikaturen durch die Straßen zu tragen, dem macht das eben nichts aus.

     

    Die Occupy Bewegung hatte es ja auch mit den angeblich 99% die gegen das 1% stehen. Geschenkt, dass sie gescheitert ist, das sind ja alle.

     

    Man muss auch bedenken, dass unter den 99% viele Leute sind, die viel zu verlieren haben. Haus, Hof, was weiß ich. Und viele, die die Lösung der Misere in autoritären Lösungen sehen.

     

    Denen wird die Krake aus dem Herzen sprechen.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Hier gehört das Hoppla war für OSKAR her

  • Wohin wandern denn die französischen Juden zum Teil aus, weil sie es in Frankreich nicht mehr aushalten.

     

    Richtig, nach Israel.

     

    Und Melanchon und Le Pen stehen nicht hinter verschiedenen Barrikaden und hinter beiden ist man den Juden nicht wahnsinnig freundlich gesinnt.

    • @Sven Günther:

      Das nicht, kam irgendwie mit der Autokorrektur vom Handy.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Das Mélenchon den Juden nicht wahnsinnig freundlich gesinnt ist, ist wohl keine Notwendigkeit, aber Ihre Redewendung ist schon etwas wackelig. Weisen Sie Mélenchon mal einen antisemitischen Spruch nach. Denn wer BIbi kritisiert und die israelische Kolonialpolitik, ist noch lange kein Antisemit, zeugt aber von poltischer Klarsicht.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Von der linken Lichtgestalt Corbyn weiß man ja inzwischen, dass er in diversen antisemitischen Facebook-Gruppen unterwegs war. Es würde mich wenig wundern, wenn ähnliches demnächst auch bei Mélenchon aufgedeckt werden würde.

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @kdw59:

          ...das klingt aus dem Munde eines Deutschen, oder einer Deutschen, immer irgendwie befremdend.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich kann das verstehen, ich würde mich weder an der Seite des rechtsradikalen FN, noch an der der linksradikalen BDS-Fans wohl fühlen. Auf ihre Art meinen sie alle dasselbe.

    Das ist eben nicht der Kampf gegen Rassismus, sondern der Kampf gegen Antisemitismus. Ich hoffe, man muss den Unterschied nicht zum tausendsten mal erklären.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Hoppla, war für OSKAR

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Hmm, der Unterschied zwischen Antisemitismus und dem Boykott eines Staates aufgrund der Politik seiner Regierung scheint Ihnen allerdings verlorengegangen zu sein.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @BigRed:

        Welche Staaten werden denn weiltweit gesehen, gerade boykottiert?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ist das der Antisemitismus, der auch jede nicht-verschwurbelte Kapitalismuskritik als "strukturell antisemitisch" umfasst?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        Nein, das würde ich nicht sagen. Ich bin ja selbst kein Fan der Kapitalverwertung und all ihrer schrecklichen Begleiterscheinungen.

         

        Und, wäre Kommunismus möglich, ich wäre dabei, kein Ding. ich fürche nur, die Geschichte lehrt uns etwas anderes.

         

        Die Art von Kapitalismuskritik, die sich selbst nicht begreift, weil sie unter dem Abstrakten des Kapitalverhältnisses leidet und nach einer Personalierung schreit und die dann nicht selten in Chiffren wie "Ostküste", "Wallstreet", "Rothschild" oder "Goldmann-Sachs" findet, die ist antisemitisch konnotiert.

         

        Weil sie klagt das "raffende Kapital" an und schont das "schaffende Kapital", ohne zu begreifen, dass das eine nicht ohne das andere zu haben ist.

         

        Und wenn man auf Demos Transparente mit Kraken spazieren trägt, die wie aus dem Stürmer entnommen wirken, hat man auch nicht viel begriffen.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Naja die Geschichte kann zu der Frage ob Kommunismus funktionieren würde keine Aussage treffen. Bestenfalls darüber das die Praxis es bisher nicht geschafft hat Kommunismus aufzubauen.

          Wann man die Geschichte als Kritikpunkt nutzt dann sollte man auch sehen das es halbwegs korrekt ist und nicht einfach den Antikommunismus aus dem kalten Krieg wiedergeben.

          Eigentlich ist mir auch kein Argument bekannt das wirklich stichhaltig zeigen würde warum eine vollständige Demokratisierung der Gesellschaft schlecht wäre oder nicht funktionieren kann. Und das ist der Kern des Kommunismus

           

          Naja es gibt schon einen Unterschied zwischen einer Elitenkritik und einer tatsächlichen Kapitalismuskritik. Leider wird beides Heute als Antisemitismus hingestellt.

          Am Kraken ist nichts Antisemitisches denn er beschreibt die Wahrheit ganz gut: Es gibt im System Kapitalismus 2 Klassen, Es gibt ein "oben" und ein "unten" und diejenigen die durch ihr Kapital oben sind haben auf der Welt beinahe alle Fäden in der Hand. Geld ist ein Machtmittel mit dem man Alles kaufen kann

          Vom Kapitalismus weg kommen geht nur wenn man diejenigen die das System aufrecht erhalten und gegen Widerstand mit Gewalt durchdrücken entmachtet. Diese Leute konkret zu benennen ist nicht antisemitisch auch wenn viele das behaupten. Wenn an der Wall Street die Eigenheime der Mittelschicht verbrannt werden um eine Bank zu retten dann muss auch von der Wall Street gesprochen werden an der so etwas passiert. Verschweigen, so wie es in Deutschland passiert ist in jedem Fall nicht die richtige Lösung

          Falsch wird es in dem Moment wo der Charakter der Person und nicht mehr das System als Erklärung hergenommen wird, vorher nicht.

          Nur weil es von rechts mal einen verqueren scheinbaren Antikapitalismus gegeben hat darf man sich den Antikapitalismus nicht wegnehmen lassen.