Die Butter ist derzeit einfach schweineteuer
Hohes Angebot: Das Speisefett kostet 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber nicht mehr lange
„Wir steuern auf die nächste Milchmarktkrise zu“
Hans Foldenauer, Bundesverband Deutscher MilchviehalterVon Kai Schöneberg
Endlich mal Landwirte, die nicht jammern: Sie könnten „gut und auskömmlich“ mit den Milchpreisen leben, lassen sich Milchbauern in diesen Tagen zitieren – und das sogar öffentlich. Gut 40 Cent erhalten sie derzeit pro Kilogramm Rohmilch, also etwa ein Liter, bezahlt. Im Sommer 2016 waren es noch etwa 22 bis 23 Cent. Das Wehgeschrei der Bauern war groß, weil sie etwa 35 Cent zum Überleben benötigen.
Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen … Klagen bis hin zur Kaufverweigerung kommen nun vom Verbraucher. Sie oder er lassen auch mal die Butter im Regal liegen: Das Speisefett kostete im September satte 70 Prozent mehr als im Jahr zuvor – laut Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Montag der stärkste Anstieg in einem Einzelmonat seit 1991. Ein halbes Pfund Butter kostet im Supermarkt derzeit selten unter 2 Euro, für Bioprodukte sind auch 3 Euro keine Seltenheit.
Insgesamt zogen die Preise für Molkereiprodukte im Schnitt um plus 15 Prozent an, 30 Prozent waren es bei Sahne, Milch und Quark, auch Joghurt war betroffen. Käse sehen Branchenexperten derzeit auf dem höchsten Preislevel der vergangenen zwei Jahrzehnte.
Der Grund: ein knapperes Angebot, das besonders auf fetthaltige Produkte durchschlägt. Zudem ist deutsche Butter in China beliebt, Neuseeland, einer der Hauptkonkurrenten auf dem Weltmarkt, liefert wenig.
Allerdings haben die Bauern wegen der hohen Erlöse inzwischen die Produktion gesteigert. Ökonomen nennen diesen Prozess „Schweinezyklus“, weil er bei Schweinen zuerst beschrieben wurde. Ergebnis: Ein Überangebot ist in Sicht, also fallende Preise, jammernde Bauern und wieder zufriedenere Kunden.
Laut dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter liegt die Milchmenge derzeit in Deutschland wieder um drei Prozent über dem Vorjahresstand. „Wir steuern auf das Rekordniveau vom November 2015 zu“, sagt Verbandssprecher Hans Foldenauer.
An den Warenterminbörsen, die in die Zukunft spekulieren, sind die Preise bereits um 20 Prozent gefallen. Er sehe „das mit großer Sorge“, sagt Foldenauer. „Meines Erachtens steuern wir sehenden Auges auf die nächste Milchmarktkrise zu.“