Rebellen ziehen aus Homs ab

Syrien Die letzten bewaffneten Assad-Gegner haben die Stadt verlassen

BERLIN taz | Die einstige Rebellenhochburg Homs steht wieder unter der Kontrolle der syrischen Regierung. Dutzende Busse brachten am Sonntag Kämpfer und Zivilisten aus dem letzten von oppositionellen Kräften gehaltenen Stadtteil aus der Stadt. Ihnen war sicheres Geleit in andere Rebellengebiete zugesichert worden.

Der regierungsnahe TV-Sender Al-Ikhbariya Suriya zeigte, wie in dem Stadtteil Al-Wair die rot-weiß-schwarze Syrien-Flagge zur Nationalhymne gehisst wurde. „Der Stadtteil Al-Wair ist frei von Waffen und Bewaffneten“, sagte Talal al-Barasi, Gouverneur der Provinz Homs, der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. Er sprach von 3.000 Menschen, die Homs verlassen hätten. Unter ihnen seien 700 Kämpfer gewesen.

Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind insgesamt mehr als 20.000 Einwohner aus der Stadt gebracht worden. Die Räumungsaktion kam auf Betreiben Russlands zustande. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sollen in Al-Wair mehrere hundert russische Soldaten stationiert werden. Die Beobachtungsstelle teilte mit, russische Militärpolizei sei in den Stadtteil eingezogen.

Damit kontrollieren das Assad-Regime und seine Verbündeten nun wieder Syriens drittgrößte Stadt. Im Dezember hatten Regierungstruppen mit militärischer Unterstützung Russlands auch Aleppo von Rebellen zurückerobert. Damaskus wird weitgehend von der Regierung kontrolliert. Von den großen Städten des Landes werden nun allein Rakka und Teile Deir al-Sors noch von der Terrormiliz IS beherrscht.

Homs war einer der zentralen Schauplätze des Syrienkriegs. Die Stadt, in der vor dem Krieg rund 800.000 Menschen unterschiedlichen Glaubens lebten, hatte sich früh dem Aufstand angeschlossen und galt unter Regimegegnern als „Hauptstadt der Revolution“. Weite Teile von Homs eroberten Assad-Truppen nach heftigem Bombardement bereits 2014 zurück.

Räumungsaktionen sind umstritten. Kritiker sehen darin Zwangsmaßnahmen, die durch Bombardierungen und systematische Belagerungen zustande kommen. Ähnliche Räumungen hat es in anderen syrischen Städten und Dörfern gegeben. Jannis Hagmann