Außenpolitik US-Präsident findet Nato nicht obsolet. Bombe auf Afghanistan
: Trump: Bomben, Worte, Wendungen

Dschalalabad/­Washington rtr/afp | Beim Abwurf der größten nichtatomaren Bombe des US-Militärs in Afghanistan sind nach Behördenangaben mindestens 36 Kämpfer der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) getötet worden. Wie das afgha­nische Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte, wurden bei dem Angriff im Osten des Landes „strategische“ Verstecke der Islamisten sowie ein tief unter der Erde gelegener Tunnelkomplex zerstört. Es habe keine zivilen Opfer gegeben.

Der Abwurf der Riesenbombe am Donnerstag wurde auch als Warnung der USA an die viel größere Gruppe der radikalislamischen Taliban verstanden, deren Frühjahrsoffensive bevorsteht. Der Angriff sei in Zusammenarbeit mit den örtlichen Streitkräften erfolgt, hieß es in der Erklärung des afghanischen Verteidigungsministeriums weiter.

Es war das erste Mal, dass die USA eine GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast einsetzten. Abgeworfen wurde die mehrere Meter lange Bombe mit einer Sprengkraft von elf Tonnen TNT nach Angaben des Pentagons von einer Transportmaschine im Bezirk Achin in der Provinz Nangarhar. Dort war am vergangenen Wochenende ein US-Soldat getötet worden.

Der Bombenabwurf in Afghanistan hat auch die Besorgnis verstärkt, Präsident Donald Trump könne ähnliche Pläne für Nordkorea hegen. Er hat bereits den Flugzeugträger „Carl Vinson“ in die Region um die ko­rea­nische Halbinsel beordert. Am Freitag machten Berichte die Runde, dass Washington Nordkorea mit einem konventionellen Angriff gedroht habe. Ein Sprecher der US-Regierung dementierte das.

Angesichts der Spannungen ruft China beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Es dürfe nicht so weit kommen, ein „unumkehrbares und nicht zu beherrschendes Stadium“ zu erreichen, sagte Außenminister Wang Yi am Freitag in Peking. Die chinesische Fluggesellschaft Air China hat alle Flüge von Peking in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang ausgesetzt. Dies gelte von Freitagabend an, berichtete der staatliche Fernsehsender CCTV auf seiner Internetseite. Ein Grund dafür wurde nicht genannt.

Neben China mahnte auch Russland zur Mäßigung. „Wir rufen alle Länder zur Zurückhaltung auf“, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow in Moskau. Kanzlerin Angela Merkel sprach sich für ein gemeinsames Vorgehen der USA und Chinas aus.

Nicht ohne Erstaunen sind unterdessen weltweit die rhetorischen Kehrtwenden aufgenommen worden, die US-Präsident Trump in den letzten Tagen vollzogen hat. Binnen wenigen Stunden präsentierte er Ansichten über Nato, Russland, China und die US-Notenbank, die völlig konträr zu seinen Äußerungen während des Wahlkampfs sind. „Ich habe gesagt, [die Nato] sei obsolet. Sie ist nicht mehr obsolet“, sagte er am Mittwoch in Washington. „Mit Russland kommen wir gerade gar nicht aus.“ Womöglich befänden sich die Beziehungen am „tiefsten Punkt aller Zeiten“. Das Verhältnis zu China bessere sich dagegen. Er werde das Land nicht als Währungsmanipulator einstufen.

Der Kandidat Trump hatte in all diesen Bereichen noch ganz andere Töne von sich gegeben. Den Zweck der Nato etwa hatte er offen infrage gestellt. Nunmehr lobte Trump an der Seite von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Weißen Haus die Allianz, da sich diese an die veränderte globale Bedrohungslage anpasse.

Argumente