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Dann sollte sich Herr Schulz vielleicht als franz. Präsident bewerben wenn Frankreich seine Priorität ist.
Wie schlecht muss es um dieses Land eigentlich stehen, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unter der Anhebung des Mindestlohns auf die Höhe des französischen leiden würde? Die Wirtschaft würde nicht einmal leiden, wenn der Mindestlohn bei 15 EUR läge.
Deutschland steht an 7. Stelle beim Mindestlohn in der EU (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37401/umfrage/gesetzliche-mindestloehne-in-der-eu/), an 1. steht Luxemburg mit knapp über 11 EUR.
Ein "großer Europäer" wäre er, wenn er nicht nur einen "höheren Mindestlohn" fordert, sondern exakt jenen, der in Frankreich herrscht? Öhm, ja, das leuchtet. Bloß arbeitet auch in der Exportbranche kaum jemand für den Mindestlöhne, sondern es gibt Tarife und Gewerkschaften. Für weniger als 10 Euro arbeiten nicht einmal Hilfskräfte, die einfache Tätigkeiten machen.
Warum Frankreich?
Ist Polen, Ungarn, Slowenien und alle OHNE Mindestlohn denn weniger Europa?
Rosinenpicken, gelle.
Wow, wenn Schulz den Mindestlohn in Deutschland anhebt, dann verhindert er eine Präsidentin Le Pen in Frankreich? Wahnsinn, auf was für abgefahrene Theorien man kommen kann.
"Einer, der weiß, dass die deutsche Industrie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren würde, wenn der deutsche Mindestlohn so hoch wäre wie der französische."
Am Ende würden dann womöglich die deutschen Exportüberschüsse geringer ausfallen und die immer weitere Verschuldung andere EU-Länder würden vermindert? Das kann wirklich kein Deutscher ernsthaft wollen!
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar SPD und Frankreich-Wahl: Schulz, kein großer Europäer
Mit Schulz haben die Sozialdemokraten das Potenzial, die französischen Genossen zu unterstützen. Doch der ist ein Vertreter des deutschen Europa.
Der Ex-Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz Foto: dpa
Wenn es so kommt, wie Umfragen vorhersagen, werden sich in der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen eine Vertreterin einer nationalistischen sozialen Politik, nämlich Marine Le Pen, und ein Kandidat, der für Europa und Sozialabbau steht, gegenüberstehen – entweder François Fillon oder Emmanuel Macron. Das wäre: Trump gegen Clinton reloaded.
Benoît Hamon, der Kandidat der Sozialisten, scheint chancenlos. Seine Idee eines Grundeinkommens kann man für unfinanzierbar halten. Aber er steht auch für zwei Vorschläge, die den Zusammenhalt Europas befördern würden: eine Suspendierung der Verschuldungsgrenze von drei Prozent des BIP und einen europäisch koordinierten Mindestlohn.
Die deutschen Sozialdemokraten, insbesondere der als großer Europäer gefeierte Spitzenkandidat Martin Schulz, könnten nun ihrer französischen Schwesterpartei unter die Arme greifen und versprechen, beide Forderungen zu unterstützen, falls Schulz Kanzler wird – zumindest aber den deutschen (8,84 Euro) auf die Höhe des französischen Mindestlohns (9,67 Euro) aufzustocken. Bisher herrscht dazu Schweigen.
Und dabei wird es wohl auch bleiben: Denn Schulz ist, wenn es darauf ankommt, kein großer Europäer, sondern ein Vertreter des deutschen Europa. Einer, der weiß, dass die deutsche Industrie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren würde, wenn der deutsche Mindestlohn so hoch wäre wie der französische. Es kann aber nicht dauerhaft funktionieren, auf europäischer Ebene nur das zu vereinheitlichen, was Deutschland nützt, also die Währung, und eine Vereinheitlichung dort abzulehnen, wo es Deutschland schadet.
Sollte in der zweiten Runde der Frankreich-Wahlen überraschend Marine Le Pen gewinnen, wird die Empörung der Sozialdemokraten groß sein. Schulz würde über eine „Schande für Europa“ reden – und den Mantel des Schweigens über die Mitverantwortung der SPD ausbreiten.
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Schwerpunkt Frankreich
Kommentar von
Martin Reeh
Autor*in
Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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