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Denk ich an Syrien …

DOSSIER Große Sorge, leise Hoffnung: Fünf Jahre nach Beginn des Aufstands gegen Assad beschreiben syrische AutorInnen ihre Sicht auf den Krieg in der Heimat. Analysen und ein Essay von Herfried Münkler ▶SEITE 4–11

Wird sich der syrische Präsident Baschar al-Assad mit seiner Familie ins iranische Exil begeben? Über diese Frage wird derzeit auch in syrischen Kreisen spekuliert, die nicht eben der Opposition nahestehen. Fünf Jahre nach den politischen Umbrüchen in Tunesien, Ägypten und Libyen und fünf Jahre nach dem Beginn der zunächst friedlichen, landesweiten Proteste in der syrischen Stadt Daraa gegen das Baath-Regime in Damaskus, zeigen solche Diskussionen, dass sich die Lage in Syrien selbst, aber auch auf internationaler Ebene geändert hat.

Heute gibt es die vorsichtige Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft. Der Anstoß dafür kam von außen. Es waren Moskau und Washington, die eine Waffenruhe vereinbarten. Auf politischer Ebene wurde diese von den Verhandlungen in Genf unter der Ägide der UNO begleitet.

Doch zu viel Optimismus ist nicht angebracht. Nach wie vor lässt der syrische Diktator keinen Zweifel daran, dass er weiterhin an der Macht zu bleiben gedenkt. Weite Teile der Opposition lehnen aber jedwede Rolle Assads auch während der von der UNO vorgeschlagenen 18-monatigen Übergangszeit ab. Andere wiederum könnten für eine begrenzte Periode damit leben, quasi nach dem Motto „Kein Waffenstillstand ohne Assad, keine Zukunft für Syrien mit Assad“.

Und schließlich gibt es noch die Al-Nusra-Front, den syrischen Ableger von al-Qaida, sowie den „Islamischen Staat“. Beide könnten eine Einigung jederzeit torpedieren und neue Gefechte auslösen. So hat die Al-Nusra-Front am Mittwoch angekündigt, in den kommenden Tagen eine Offensive gegen die gemäßigte oppositionelle Freie Syrische Armee zu beginnen.

Sollte der Waffenstillstand anhalten, bei den Genfer Gesprächen erste Fortschritte erzielt werden und eine Befriedung der Lage in Syrien in greifbare Nähe rücken, drängen jedoch schnell neue Probleme auf die Tagesordnung. Jenseits der zahlreichen praktischen Herausforderungen, von der Hilfe für Bedürftige bis hin zum Wiederaufbau, ist Syrien vor allem ein gesellschaftlicher Aussöhnungsprozess zu wünschen. Argentinien, Südafrika und Ruanda sind dafür Beispiele.

„Schwarze Listen“ mit den Namen von Personen, die künftig vom politischen Leben ausgeschlossen werden sollen – und solche werden in Syrien sowohl von Behörden wie von radikalen Oppositionsgruppen geführt –, sind dafür jedoch nicht hilfreich. Der Irak und Libyen lassen grüßen.

Syrien ist vor allem ein gesellschaftlicher Aussöhnungsprozess zu wünschen

Ein Prozess der gesellschaftlichen Aussöhnung setzt zudem Vertrauen in neue Institutionen und die politische Führung des Landes voraus. Doch das ist mit Assad kaum vorstellbar.

BEATE SEEL

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