piwik no script img

Kommentar US-Republikaner und TrumpEs bleibt nicht mehr viel Zeit

Rieke Havertz
Kommentar von Rieke Havertz

Donald Trump siegt und siegt, alles scheint möglich. Die Republikaner haben das Problem selbst zu verantworten – und müssen endlich handeln.

Noch ist der Vorwahlkampf lang, aber mit jedem Sieg wird es schwerer, dem 69-jährigen Trump etwas entgegenzusetzen. Foto: dpa

S chon wieder ein Sieg für Donald Trump. Und mit ihm die bange Frage, ob er tatsächlich nicht mehr zu stoppen ist auf seinem Weg zur Präsidentschaftsnominierung der Republikaner und dann womöglich ins Weiße Haus.

Mit drei Siegen in Folge ist Trump endgültig Spitzenreiter der Konservativen und tatsächlich ist jetzt alles möglich. Noch ist der Vorwahlkampf lang, aber mit jedem Sieg wird es schwerer, dem 69-Jährigen etwas entgegenzusetzen.

Die Republikanische Partei der Vereinigten Staaten von Amerika hat ein Problem, das sie selbst zu verantworten hat. Sie erreicht ihre Basis nicht mehr. Es sind eben nicht nur ein paar versprengte Irre, die Trump ihre Stimme geben. Schon lange nicht mehr. Er hat Erfolg bei Weißen, bei Latinos, bei Religiösen und quer durch die Bildungsschichten.

Über Trump zu lamentieren, wird das Problem nicht lösen. Die Konservativen in den USA werden sehr viel mehr als die Demokraten von Ideologie getrieben. Sie suchen in ihrer Partei klare Haltungen zu emotional besetzen Themen wie Waffen, Religion oder Gleichstellung. Und darüber hinaus Halt, auch ökonomischen, in einem sich für viele von ihnen viel zu schnell verändernden Land.

Es sind nicht nur ein paar versprengte Irre, die Trump ihre Stimme geben. Er hat Erfolg bei Weißen, Latinos, bei Religiösen und quer durch die Bildungsschichten.

Die Konservativen schaffen es nicht mehr, die Beständigkeit konservativer Werte in einer modernen und diverser werdenden Gesellschaft zu vermitteln. So lassen sich die Enttäuschten leicht von Trump und seinem Nicht-Wahlprogramm mitreißen. Zumal dieser seine Versprechungen rhetorisch geschickt an die aus konservativer Sicht goldenen 80er Jahre der Reagan-Ära anbindet. Da macht es nichts, dass Trump in gewissen Punkten weniger ideologisch ist als die Konkurrenten Ted Cruz und Marco Rubio. Denn er holt die Menschen emotional ab.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wollen die Republikaner die Kontrolle über diesen Wahlkampf noch zurückerlangen, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit. Nach dem Ausscheiden von Jeb Bush konzentrieren sie alles auf Rubio, der als vermittelbarer Kandidat gilt, darüber hinaus jung und mit einem konservativen Herzen am rechten Fleck. Doch der Senator aus Florida hat in Nevada noch nicht davon profitieren können, dass die Partei Unterstützung und Geld nun auf ihn konzentriert.

Rubio und die Partei brauchen ein starkes Ergebnis am wichtigen Super-Tuesday, an dem in elf Staaten gewählt wird. Wenn Rubio scheitert, bleibt der Partei nichts als Verzweiflung. Die Kraft zur Erneuerung haben die Konservativen gerade nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Rieke Havertz
Leiterin taz.de
Jahrgang 1980, studierte Journalistik und Amerikanistik an der Universität Leipzig und der Ohio University. Seit 2010 bei der taz, zunächst Chefin vom Dienst, seit Juli 2014 Leiterin von taz.de. Schreibt schwerpunktmäßig Geschichten aus den USA.
Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Abraham Lincoln, Martin Luther King, Dorothy Day und Thomas Merton haben die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika entscheidend geprägt. Die käpften für Freiheit, für Gleichberechtigung, für die soziale Gerechtigkeit und für das Prinzip des Dialogs statt der Konfrontation. Die Politik von Herrn Trump geht meist gegen diese Prinzipien.

  • Seine größte Schwäche ist sein Geld. Man sollte in einer TV Debatte in mit kritischen Fragen in Bezug auf sein Vermögen konfrontieren. Und man sollte in einer TV Debatte seine Äußerung bringen, wo er sagte, dass er einen Wähler erschießen könnte und würde trotzdem keine Wähler verlieren. Wer so etwas sagt ist kein gläubiger Mensch und kein Christ. Wer so etwas sagt ist sehr schlimm aus Sicht der Psychologie: das Sagen, machen zu wollen, darüber zu denken, und etwas schlimmes zu tun, liegen nicht sehr weit auseinander. Ein Mensch, der so etwas sagt, ist weder würdig ein Präsident zu werden, noch ein Politiker zu sein!

    • @Stefan Mustermann:

      Seine größte Schwäche scheint wohl aber auch seine große Stärke zu sein. Ich finde Ihren Ansatz dennoch gut. Nur sucht sich der feine Herr inzwischen leider selbst aus, wo er auftritt. Er kann es sich ja leisten...

  • Bitte lasst uns nicht Republikaner als "konservativ" beschreiben! An dem, was die Republikaner und die Trumpshow abziehen ist wahrlich nichts "konservativ", das sind einfach nur untragbare Menschen, wobei selbst wenn Trump morgen den Tod durch Narzissmus sterben würde, der Rest der Bande nicht minder seriös wäre. Die Republikaner kann man am ehesten mit deutschen Esoterikspinnern vergleichen, vollkommen indiskutable Positionen und Kandidaten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    @Rieke Havertz

     

    "... und dann wohlmöglich ins Weiße Haus."

     

    (womöglich war das ein Verschreiber)

    • Bruno , Moderator
      @571 (Profil gelöscht):

      Danke für den Hinweis, ist geändert!

  • So wie die Autorin hier argumentiert, glaube ich fast, sie ist eine glühende Republikanerin, die ihre Partei vor dem Untergang bewahren möchte.

  • 3G
    31737 (Profil gelöscht)

    Die Frage, die zu ihrem Artikel aufkam: Wie laufen Trump und die Republikaner entegegen?---...Mir passen beide nicht.

  • Wie alle anderen Politstrategen, suchen auch die Konservativen in den USA in ihrer Partei klare Haltungen zu emotional besetzen Themen wie Waffen, Religion oder Gleichstellung. Themen, auf die auch die Demokraten Antworten geben. Seit Obama zum Teil sogar ganz sinnvolle. Leider dürfen die Antworten der Konservativen nicht die sein, die auch die Demokraten geben. Das hat mit der Logik der Polarisierung zu tun, die den Konservativen viele Jahre lang das Regieren ermöglicht hat und die nun an ein vorläufiges Ende kommt. Ein Ende, das absurd ist aber gleichzeitig auch völlig logisch.

     

    Da Konservative also unmöglich plausible Antworten geben dürfen, wenn schon die Demokraten diese geben, bleibt ihnen nur die nackte, sinnentleerte Emotion. Diese ideologisch zu untermauern, ist mittlerweile fast ein Ding der Unmöglichkeit, weswegen Trump es gar nicht erst versucht. Der selbst herbeigerufene Zeitgeist hat Konservative wie Jeb Bush, Ted Cruz oder Marco Rubio längst rechts überholt. Nun sind die USA reif für Demagogen wie Donald Trump. Zumindest die halbe USA. Der Mann holt seine Wähler emotional da ab, wo seine Vorgänger sie hingetrieben haben.

  • „Wollen die Republikaner die Kontrolle über diesen Wahlkampf noch zurückerlangen, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit.“

     

    Es ist die Parteibasis, die für Trump stimmt. Frau Havertz, Sie sprechen also davon, dass die Parteiführung die Kontrolle über ihre Basis zurückerlangen soll. Eine interessante Auffassung von Demokratie.

     

    „…die aus konservativer Sicht goldenen 80er Jahre der Reagan-Ära anbindet…“

     

    Diese Jahre waren alles andere als golden. In ihnen wurde die Grundlage für die meisten Probleme gelegt, die heute die USA quälen und die Bürger nach einer Abkehr von „Washington“ suchen lässt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Für die meisten Republikaner stehen die Reagan-Jahre für das Wiedererstarken der Weltmacht nach dem Vietnam-Trauma, für den Sieg über den Sozialismus im Inneren und Äußeren, für die fetten Jahre VOR dem ökonomischen Fall - und natürlich für satte, verdiente Wahlsiege eines donnernd patriotischen, republikanischen Präsidenten, der als Washington-Outsider und vergleichsweise einfacher Mann herüberkam.

       

      Man muss diese Auffassung nicht teilen sondern nur wissen, dass sie beim Parteivolk der "GOP" voll einschlägt: Wer es schafft, sich als Reagans legitimer Nachfolger zu verkaufen, hat die Nominierung so gut wie in der Tasche. Das haben schon in den vergangenen Vorwahlen Etliche versucht, nur dass es keinem von ihnen gelungen ist, die Rolle wirklich auszufüllen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Republikaner sind selbst Schuld das es so kam.

      2005 im Wahlkampf gab es auch eine gefühlte Hundertschaft an Bewerbern für den Posten des Präsidentschaft-Kandidaten.

      Alle bewarfen sich mit Dreck bis einer genug Stimmen, bzw. am wenigsten Dreck abbekommen hatte.

      Nun ist diesmal leider einer dabei der sehr gut Dreck austeilen kann...

       

      Unpassende Anmerkung am Rande:

      Ich glaube die Macher der Simpsons können in die Zukunft blicken.

      In einer Zukunftsepisode ist Lisa frisch gewählter Präsident der USA und ihr Finanzminister Millhouse sagt sie hätten ein riesen Haushaltsloch von Präsident Trump übernommen.

       

      Somit steht der/die übernächste Präsident/in fest. Lisa Marie Simpson!

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Nunja, die 1980er waren vielleicht nicht so rosig. Aber in der Erinnerung ist vieles besser.

      So profitiert die Kanzlerin Merkel von der Agenda 2010, während die SPD alles Schlechte dieser Reform angehangen wird.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Bezüglich des 1. Zitates gebe ich Ihnen Recht.

       

      Beim 2. Zitat mag ich die Autorin verteidigen. Es ist ja nicht ihre Meinung, sondern aus ihrer Sicht die Meinung der parteibasis der Republikaner. Und da würde ich der Autorin zustimmen.

      • @Sascha:

        Meine 2. Bemerkung war auch mehr eine allgemeine Einschätzung.

  • Ich hab schon Italiener gehört, die sagten das es doch gut sei, das Berlusconi Präsident geworden ist. Der wäre doch so reich und dadurch weit entfernt von jeden Korruptionsvorwürfen.

    Na dann, dieser Herr Trump hat sicher seine Milliarden alle redlich verdient. Ich könnte, wenn ich wollte, die Hühner lachen hören. Oder in den Keller gehen, um für die Amerikaner zu weinen oder wahlweise einen Schreikrampf auszuleben. Stimmt, ich muss mich entscheiden, es bleibt nicht mehr viel Zeit.

  • Nunja langsam frage ich mich ob Hillary Clinton gegen Donald Trump gewinnen kann. Donald Trump wird sicher "traditionelle" Republikanerwähler ansprechen als auch Bernie Sanders Wähler.

     

    Andererseits würde Bernie Sanders womöglich Donald Trump Wähler abspenstig machen.

     

    Der Wahlkampf könnte durchaus spannend werden, weil es nicht das typische Demokraten vs. Republikaner Lager gibt sondern ein 3. Lager das des "Non-Etaplishments" gibt, und diese Lager scheint vergleichsweise Stark zu sein und wird sowohl von Bernie Sanders als auch Donald Trump gewählt werden unabhängig von der Parteizugehörigkeit.

  • Läuft doch soweit ganz gut für die Demokraten.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Glaube ich nicht. Der Trump würde sich nicht scheuen (was z.B. Sanders tut), die schmutzigen und unangenehmen Geschichten hervorzukramen.

      Z.B.:http://nypost.com/2015/11/23/hillarys-support-of-sexual-assault-victims-is-pure-hypocrisy/

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Sowas nutzt sich sehr schnell ab.

  • Ein wenig einfach zu sagen, dass Trump ein hausgemachtes Problem der Republikaner ist. Letzten Endes sind die Demokraten genauso an der Entwicklung beteiligt. Denn auch hinter diesen Stecken die Machtinteressen der Eliten, und die wollen im Ergebnis seit vielen, vielen Jahren, dass nur ein Superreicher Präsident werden kann.

     

    Trump ist eben auch dort, wo er jetzt ist, weil er schweinereich ist.

  • Wer sind denn "die Republikaner" die sich nach dem Ausscheiden von Bush auf Rubio konzentrieren? Die abgehobenen Parteigranden?

     

    Wieso bleibt denn der Partei nur Verzweiflung ?!?